Haftstrafe: Angestellter ergaunert fünfstellige Summe in Paderborner Autohaus

Paderborn. Die Fähigkeit, eigene Verfehlungen öffentlich einzugestehen, kann vor Gericht äußerst hilfreich sein. Dann sehen sich Richter nicht selten geneigt, Milde walten zu lassen. Dass er nur äußerst eingeschränkt persönliche Schuld auf sich nehmen kann, kommt Sven K. (Name geändert) teuer zu stehen. Der 49-Jährige, der seinem Arbeitgeber, einem großen Paderborner Autohaus, innerhalb weniger Monate erheblichen Schaden zufügte, muss demnächst seinen Gang ins Gefängnis antreten. Anfang 2024 hatte der gelernte Kaufmann, der im Lipperland zu Hause ist, seinen Dienst in dem alteingesessenen Unternehmen aufgenommen. Er sollte die Etablierung der just im Aufbau befindlichen neuen Verkaufssparte chinesischer Elektroautos vorantreiben. &bdquo;Positiv angetan“ sei er von Sven K. gewesen, erinnert sich der Geschäftsführer an das Bewerbungsgespräch. Dieser habe den Eindruck eines &bdquo;Anpackers“ und &bdquo;Improvisationstalents“ gemacht. Tatsächlich war die Chefetage zunächst zufrieden mit dem neuen Mitarbeiter und verkündete schon vor Ablauf der Probezeit eine Erhöhung des Gehaltes. Fingierte Kaufverträge im Paderborner Autohaus? Doch dann wurde offenbar, dass Sven K. nicht gerade korrekt agierte, hatte er doch einen Schwung T-Shirts sowie Gartengeräte unter dem Namen seines Arbeitgebers bestellt. Hinzu kam der Verdacht, dass der 49-Jährige zwei Kaufverträge für teure Auto fingiert haben könnte. Ein Kunde, der angeblich einen Neuwagen erworben hatte, erwies sich samt angegebener Adresse als erfunden. In einem zweiten Vertrag war der Name einer Frau notiert, die sich in dem Autohaus zu einer Probefahrt eingefunden, aber nie einen Wagen geordert hatte. Warum Sven K. Kaufverträge fingierte, ist seinem Ex-Chef ein Rätsel. Schließlich habe dieser Angestellte nicht auf Provisionsbasis gearbeitet, sondern ein Festgehalt bekommen, wie dieser Zeuge vor dem Schöffengericht betont. Deutlich liegt das Motiv jedoch wohl bei der letzten Tat auf der Hand. Der beträchtlich verschuldete Lipper hatte im Sommer 2024 ein hochwertiges Fahrzeug verkauft und dafür einen VW-Beetle im Wert von 21.500 Euro in Zahlung genommen - allerdings an seinem Arbeitgeber vorbei, denn er behielt das Cabriolet für sich und ließ es durch seine Kollegen der Serviceabteilung auf seinen Namen anmelden, um es schließlich nach wenigen Wochen an einen auswärtigen Autohändler zu verkaufen. Paderborner Richter zum Angeklagten: &bdquo;Sie haben beschissen“ Für all diese Vorkommnisse mag Sven K. vor dem Schöffengericht zunächst keine Verantwortung übernehmen. Jemand anders müsse die fingierten Verträge im betriebsinternen System erfasst und die Unterschriften der angeblichen Kunden gefälscht haben, sagt er und beteuert, dass er die Bestellungen, die er unter dem Namen seines Arbeitgebers tätigte, ja habe bezahlen wollen. &bdquo;Da habe ich einen Fehler gemacht“, sagt er treuherzig - und fordert damit die Richter deutlich heraus. &bdquo;Da haben Sie keinen Fehler gemacht, da haben Sie beschissen“, so die Ansicht des Vorsitzenden. Er und die Schöffen mögen auch nicht glauben, dass das VW-Cabrio Sven K. vom Chef höchstpersönlich als Provision für seine gute Arbeit überlassen wurde. Tatsächlich weist der Geschäftsführer des Unternehmens, der im Verlauf der Beweisaufnahme sämtliche Vorfälle Revue passieren lässt, auch diese Darstellung weit von sich. &bdquo;Das wäre doch ein Schwarzgeschäft“, sagt er klipp und klar. &bdquo;Es läuft ziemlich schlecht für Sie“, resümiert der Vorsitzende Richter und gewährt Sven K. und seinem Verteidiger Jann Henrik Popkes eine Beratungspause. Tatsächlich gesteht der 49-Jährige danach die unberechtigt getätigten Bestellungen sowie die Unterschlagung des in Zahlung genommenen Fahrzeuges, aber mit den fingierten Verträgen mag er weiterhin nichts zu tun haben. Weil hier letztlich kein Schaden nachweisbar ist, stimmt Staatsanwalt Kuper einer Einstellung dieser beiden Fälle zu - obschon der Angeklagte kein Entgegenkommen verdient habe, wie er betont. 49-jähriger Lipper hat bereits zahlreiche Verurteilungen Die von Verteidiger Popkes angeregte Bewährungschance bleibt Sven K. trotzdem versagt. Schließlich sind da die zahlreichen Vorstrafen, ist doch der 49-Jährige bereits seit 2009 immer wieder mit Betrügereien aufgefallen, mehr als zwei Jahre musste er deswegen schon in Haft verbringen. &bdquo;Das kurz vor Ende der Beweisaufnahme abgelegte Geständnis ist nicht wirklich von Reue getragen, sondern aus taktischen Erwägungen erfolgt“, bilanziert der Ankläger und fordert eine 24-monatige Freiheitsstrafe ausdrücklich ohne Bewährung. Denn Sven K. sei von seinen zahlreichen Verurteilungen völlig unbeeindruckt geblieben. Ein Antrag, dem nach kurzer Beratung die Richter folgen. Bei dem Angeklagten handele es sich um einen &bdquo;Erzbetrüger“, der dem Gericht zunächst eine &bdquo;Räuberpistole“ aufgetischt habe. &bdquo;Er hat einen Auftritt hingelegt, der zeigt, dass er nicht begriffen und keinerlei Unrechtseinsicht hat“, so ihre Überzeugung. &bdquo;Dieser Angeklagte gehört für zwei Jahre aus dem Verkehr gezogen.“ In dieser Zeit sei die Allgemeinheit vor seinen Betrügereien geschützt. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

Meistgelesen