Paderborn. Anatolii Andreiev, Wissenschaftler der Universität Paderborn, ging Ende 2023 zurück in die Ukraine, um seine Heimat gegen die russische Invasion zu verteidigen. Vor einigen Wochen ist er an der Front im Donbass als Soldat getötet worden. Jetzt wurde dem 34-Jährigen in einer Gedenkfeier in der Universität Paderborn gedacht.
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Anatolii Andreievs Kollegen, Freunde und Weggefährten kamen in der zentralen Halle im Institut für Leichtbau mit Hybridsystemen zusammen. An der Seite stehen die großen Lagerregale und Werkzeuge, es ist ein nüchterner und sachlicher Raum. Hier hat Anatolii Andreiev gearbeitet. Und den Rednern des Nachmittags zufolge wäre es ihm recht gewesen, dass an diesem Ort an ihn erinnert wird, heißt es in einer Pressemitteilung.
Mirko Schaper, Dekan der Fakultät für Maschinenbau und Leiter des Instituts für Werkzeugkunde, begrüßte die vielen Menschen, die gekommen waren. Unter ihnen waren auch Mutter und Verwandte des Verstorbenen. Schaper hatte Anatolii Andreiev an der Universität Hannover kennengelernt, zu der der Nachwuchswissenschaftler aus der Ukraine gewechselt war. Als Mirko Schaper einen Lehrstuhl in Paderborn annahm, wechselte Anatolii Andreiev mit ihm an die Pader.
Paderborner setzte sich maßgeblich für ukrainische Flüchtlinge ein
2020 promovierte Andreiev den Angaben zufolge in Paderborn. Seine Doktorarbeit wurde von der Universität ausgezeichnet. Die Redner der Feier erinnerten an den „exzellenten Wissenschaftler, der auch mal unorthodoxe Wege ging, an den Sportler und den zuverlässigen Partner und Freund, dessen Pflichtgefühl ihn dazu bewogen hatte, an die Front zu gehen“. Zuvor habe er maßgeblich dabei geholfen, die Hilfe für ukrainische Flüchtlinge und die Ukraine in Paderborn aufzubauen. Als er glaubte, dass die Hilfestrukturen funktionierten, wurde er Soldat.
Olexandr Grydin, ein Kollege im Institut und wie Anatolii Andreiev aus der Ukraine nach Deutschland gekommen, berichtete, dass sein Freund nach drei Monaten Grundausbildung in eine Drohnen-Einheit kam, jedoch schon bald auf eigenen Wunsch in die Brigade Asow wechselte, die im Donbass an vorderster Front kämpft. In einem Telefonat wenige Wochen vor seinem Tod habe ihm Anatolii Andreiev gestanden, sagte Olexandr Grydin, dass er die Chancen für gering hielt, die Kämpfe unbeschadet zu übersehen.
Anatolii Andreiev starb in einem Krieg „für uns“
Der Tod von Anatolii Andreiev sei auch deshalb so bitter, weil die Verteidigung der Ukraine gegen die russischen Invasoren auch in Deutschland immer wieder grundsätzlich in Frage gestellt werde, sagte Mirko Schaper. Anatolii Andreiev sei in einem Krieg gestorben, in dem er nicht nur für die Ukraine, sondern für die Demokratie und das freie Europa gekämpft hat – „für uns“.
Die Universität Paderborn hatte die Todesanzeige für Anatolii Andreiev mit einem Zitat von Papst Johannes Paul II. überschrieben: „Jeder Krieg ist eine Niederlage der Menschheit.“