Kunst aus Müll: Paderbornerin bringt Junk Journaling nach OWL

Paderborn-Schloß Neuhaus. Ist das Kunst oder kann das weg? Für Judith Weslau aus Paderborn ist diese Frage ganz wörtlich gemeint. In ihrem Wohnzimmer-Atelier in Schloß Neuhaus reihen sich alte Holzmöbel, Apotheker-Fläschchen und Fotografien aus längt vergangenen Zeiten aneinander. Dazwischen: Bücher – teils zerfleddert, teils in Spitze, teils in Leder gebunden. Die Inhalte der Unikate sind ganz besonders: Sie bestehen komplett aus Materialien, die eigentlich im Müll gelandet wären. Es handelt sich dabei um sogenannte &bdquo;Junk Journals“ – eine künstlerische Mischung aus Tagebuch, Scrapbook und Upcycling-Projekt, die die Künstlerin unter ihrem Label &bdquo;Judys Vintage Art“ in aufwendiger Handarbeit selbst herstellt. Der Begriff &bdquo;Junk Journal“ stammt aus den USA und ist aus &bdquo;Junk“ für Müll sowie &bdquo;Journal“ für Tagebuch zusammengesetzt. Das Prinzip: Man verarbeitet Materialien, die sonst im Müll landen würden. Altpapier, Stoffreste, Geschenkpapier, alte Buchseiten oder Dokumente wie Akten, Briefe oder Telegramme. Alles darf rein, nichts muss perfekt sein: &bdquo;Was für andere Müll ist, wird für mich Kunst. Ich liebe diese Freiheit“, berichtet Judith Weslau. Mehr für Vintage-Begeisterte in Paderborn: Diese Flohmärkte laden im Kreis Paderborn zur Schnäppchenjagd ein Paderborner Upcycling: Einzigartigkeit statt Massenproduktion Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Judy Weepunkt (@judys_vintage_art) Egal ob Tagebuch, Hochzeitsgeschenk oder sogar ein Burlesque-Themenbuch – Welslau gestaltet jedes Journal individuell. Wie ein &bdquo;Junk Journal“ entsteht, variiere – genau das mache laut der 36-Jährigen jedoch den Reiz aus: &bdquo;Ich beginne meist mit Stoffen oder Papierresten, nähe die Seiten zusammen, gestalte ein Cover – oft aus alten Buchdeckeln oder einem Cornflakeskarton. Manchmal ist ein Journal an einem Tag fertig, manchmal dauert es länger. Es hängt vom Material, meiner Zeit und meiner Inspiration ab.“ Das Besondere an &bdquo;Junk Journals“: Es gibt keine Regeln. &bdquo;Man kann kleben, nähen, schreiben, zeichnen – alles ist erlaubt. Genau das macht es so zugänglich. Wichtig sind Kleber, Schere, Nadel, Stifte und den Rest finde ich im Altpapier, auf Flohmärkten oder bei Freunden“, erklärt sie. &bdquo;Junk Journaling“ gebe so jeder Person die Möglichkeit, kreativ zu werden: &bdquo;Es braucht weder Vorkenntnisse, noch muss man Geld investieren – das macht es so niedrigschwellig“, so die Künstlerin. Ihre persönliche Handschrift zeige sich oft im Design: &bdquo;Ich liebe Erdtöne wie Braun, Dunkelgrün oder Weinrot. Aber ich mache natürlich auch Auftragsarbeiten, bei denen ich mich nach den Wünschen der Kundinnen und Kunden richte“, erklärt die Paderbornerin. Besonders im Kopf geblieben sei ihr ein Journal zu einem Buchthema: &bdquo;Ich habe das Buch `Animant Crumbs Staubchronic’ extra gelesen, um den Inhalt zu verstehen und ihn in mein Design einzubauen. Das war eine tolle Erfahrung“, erinnert sich Judith Weslau. Die Preise passe sie an den Aufwand an: &bdquo;Manche kosten 30 Euro, andere gehen bis 250 Euro.“ Weitere Kreativ-Trends in Paderborn: Keramik bemalen in Paderborn: Hier können DIY-Fans kreativ werden Nachhaltigkeit als Kernphilosophie bei &bdquo;Judys Vintage Art“ Bei allem, was die Künstlerin tut, spiele Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle: &bdquo;Ob bei Junk Journals oder meinem neuen Projekt, den Blind Dates mit Büchern – ich arbeite fast ausschließlich mit gebrauchten Materialien“, erzählt die Paderbornerin. Was als Freizeitprojekt begann, ist heute ihr Lebensstil: &bdquo;Für mich ist jedes Vintage-Stück ein Stück Magie. Ich liebe es, wenn Objekte eine Geschichte erzählen – über ihre Vorbesitzer oder die Zeit, aus der sie stammen“, erzählt sie. Für Judith Weslau eine besondere Motivation: &bdquo;Man entwickelt, gerade während des Junk Journalings, einen ganz anderen Blick auf Alltagsgegenstände. Wenn man bedenkt, dass hier mit einem vermeintlich wertlosen Objekt, etwas ganz Individuelles voller Wertigkeit herstellt, verschiebt sich die eigene Perspektive“, erklärt sie. Das gelte für viele Bereiche ihres kreativen Alltags: &bdquo;Ich liebe Bücher, und ich liebe es, ihnen ein zweites Leben zu schenken. All das hat für mich mit Wertschätzung zu tun“, erläutert die Künstlerin. Ihre &bdquo;Blind Dates“ bestehen deshalb aus Secondhand-Büchern, die die man &bdquo;blind“ kaufen kann. Die 36-Jährige sucht jedes Buch, je nach persönlicher Präferenz, aus und verpackt es liebevoll und thematisch passend: &bdquo;Der Titel bleibt geheim, bis man das Papier aufreißt. Auch das ist eine Art Schatzsuche – und eine gute Möglichkeit, Literatur und Nachhaltigkeit zu verbinden“, berichtet sie. Noch mehr kreative Inspirationen: Struktur und Natur: Bastel-Trends von der Creativeworld 2025 &bdquo;Junk Journaling“ gibt Paderbornerin Freiraum Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von ByJudysvintageart (@judysbookstagram) Der Schritt in ein Leben, das Kreativität in den Mittelpunkt stellt, war für die Mutter zweier Kinder immens befreiend: &bdquo;Ich hätte früher nie gedacht, dass ich kreativ bin“, so die Künstlerin. &bdquo;Ich habe Office Management gelernt und spreche sechs Sprachen – aber kreativ? Eher nicht.“ Dass sie so offen ihre eigenen kreativen Ideen umsetzt und diese sogar verkauft, war lange undenkbar für die Paderbornerin, die zu Schulzeiten in Kunst ein &bdquo;mangelhaft“ auf ihrem Zeugnis stehen hatte. Erst im ersten Corona-Lockdown kam die Wendung: Weslau stieß über Instagram auf das Konzept und war sofort begeistert. Kurz darauf eröffnete sie ihren Etsy-Shop: &bdquo;Aus einer Vision habe ich Schritt für Schritt etwas Großes gemacht und darauf bin ich stolz. Wenn es nach den Erwachsenen gegangen wäre, die meine Motivation und die Freude am Malen, Kreieren und Basteln bereits im Kindergarten zunichtegemacht haben, sehe das komplett anders aus“, erinnert sich die 36-Jährige. Für Weslau war der unkonventionelle Weg der, der für sie am besten gepasst hat: &bdquo;Ich wollte nicht zurück ins Büro. Also habe ich’s einfach gemacht – von heute auf morgen“, erzählt sie. Judith Weslau teilte ihr Wissen lange Zeit ausschließlich auf ihrem Instagram-Kanal &bdquo;@judys_vintage_art“ sowie ihrer Website. Dort führt die Paderbornerin ihren eigenen Blog mit Tipps und Tricks rund um den Kreativ-Trend. Doch weil es im deutschsprachigen Raum kaum Ressourcen zu dem Thema gab, gründete sie kurzerhand selbst ein Magazin: das &bdquo;Junk Mag“: &bdquo;Ich habe selbst nach Anleitungen und Inspiration gesucht, aber nichts gefunden. Also habe ich mein Wissen und meine Erfahrungen gesammelt und veröffentlicht“, erinnert sich Weslau. Weitere DIY-Trends aus Paderborn: Strick-Trend in Paderborn: Lokale Expertinnen teilen ihre besten Tipps &bdquo;The Junk Mag“ ist Deutschlands erstes &bdquo;Junk Journaling“-Magazin Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von The Junk Mag by JudysVintageArt (@the_junkmag) Im Oktober erschien die erste Ausgabe, Anfang April die zweite. Noch sei sie fast allein verantwortlich für Redaktion, Design und Layout, es gäbe jedoch regelmäßig Gastbeiträge. &bdquo;Das können Bastelideen, Anleitungen oder Gedanken zur Kreativität sein, aber auch kleine Gewinnspiele. Auch psychologische Aspekte interessieren mich – zum Beispiel, was uns inspiriert oder blockiert“, erklärt sie. Das Interesse sei groß: &bdquo;Das Feedback von der Community ist super. Mittlerweile haben wir die Auflage von 200 auf 800 erhöht, weil die Nachfrage so groß gewesen ist. Ich denke sogar gerade darüber nach, noch häufiger zu veröffentlichen“, so die 36-Jährige mit einem Zwinkern. Judith Weslau wünscht sich, dass das Thema noch bekannter wird: &bdquo;In den USA gibt es eine riesige Community. In Deutschland bin ich die Erste, die ein Junk-Journal-Magazin gegründet hat. Aber ich glaube, dass noch viel mehr Menschen dafür zu begeistern wären.“ Ihre Entscheidung für diese besondere kreative Selbstständigkeit bezeichnet sie rückblickend als mutig, aber lohnend. Anderen, gerade jungen Frauen, rät sie, den Schritt ebenfalls zu wagen: &bdquo;Mach es. Probier dich aus. Deine Idee muss nicht perfekt sein – wichtig ist, dass du anfängst.“ Mehr Vintage aus OWL: Trödeln und Feilschen: Das sind die besten 11 Flohmärkte in OWL

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