Nur noch digital: Ab Mai gelten auch in Paderborn neue Vorgaben für Passfotos

Paderborn. Wer einen neuen Personalausweis oder Reisepass benötigt, muss sich ab 1. Mai auf ein neues Vorgehen einstellen. Die Bilder dürfen ab dann nur noch digital erstellt werden. Damit will das Bundesinnenministerium mögliche Manipulationen an den Fotos verhindern. In Deutschland werden jedes Jahr etwa zehn Millionen Personalausweise und Reisepässe beantragt. In einem früheren Gesetzentwurf war vorgesehen, dass die Fotos dafür ausschließlich in den deutschen Pass- und Meldebehörden gemacht werden dürfen. Allerdings protestierte der Centralverband deutscher Berufsfotografen dagegen. Nun haben Bürgerinnen und Bürger weiterhin die Wahl, ob das Bild von einem Fotografen oder im Amt der Stadt Paderborn mit einem Automaten gemacht wird. Welche Angebote hat die Stadt Paderborn? 16.089 Personalausweise und 12.045 Reisepässe sind 2024 in Paderborn ausgestellt worden. Im Einwohneramt an der Bahnhofstraße 50 können am Selbstbedienungsautomaten digitale Passfotos, Fingerabdrücke und eine digitale Unterschrift zur Beantragung von Ausweisdokumenten erstellt werden. Die Körpergröße muss mindestens 1,20 Meter betragen. Die Kosten liegen bei 6 Euro pro Ausweisdokument, die Fotos werden sieben Tage gespeichert. An den Selbstbedienungsautomaten werden keine Ausdrucke erstellt. Während der Fotoautomat im Amt am Abdinghof früher nur wenig im Gebrauch war, werde das neue Speed-Capture-Terminal am Interimsstandort Bahnhofstraße &bdquo;sehr stark genutzt“, sagt Heribert Zelder, Leiter des Einwohner- und Standesamts. Neben dem bestehenden Gerät werde demnächst ein zweites aufgestellt, das von der Bundesdruckerei zur Verfügung gestellt wird. Zum 1. Mai werden auch die Nebenstellen in Schloß Neuhaus und Elsen ebenfalls über einen Passfotoautomaten verfügen. Die Ausländerbehörde am Hoppenhof ist bereits ausgestattet. Passend zum Thema: Geschlecht im Pass ändern: Stadt Paderborn erhält bereits erste Anträge Bei welchen Fotografen können Passbilder gemacht werden? In Paderborn haben sich mehrere Fotografen dafür starkgemacht, auch weiterhin Passbilder machen zu können und die digitalen Daten verschlüsselt an die Stadt Paderborn zu übermitteln. Dies sind das Fotostudio Verena Neuhaus, der Bilderzauber, Foto Kruse, das Fotoduo Elsen und das Fotostudio Andreas Schwarze in Schloß Neuhaus. &bdquo;Dafür müssen wir uns lizenzieren und in Technik investieren“, sagt Verena Kirchhoff. Die Inhaberin des Fotostudios Verena Neuhaus erklärt das Verfahren: Künftig muss sie vor jedem Kunden ihren Personalausweis in einem speziellen Gerät einlesen. Dann wird der Ausweis überprüft. Im Anschluss wird das Foto gemacht und per Soft- oder Hardware überprüft, ob es den biometrischen Vorgaben entspricht. Das Bild wird dann in die Cloud des Fotoverbunds Ringfoto hochgeladen und zugleich ein QR-Code generiert, der den Kunden mitgegeben wird. Mit diesem QR-Code geht es dann zur Pass- oder Meldebehörde, wo er - und damit die Bilddatei - abgerufen wird. Einzelhandel: Paderborns letztes Fachgeschäft für Fotografie schließt nach 50 Jahren Die Fotografen müssen die Software zur Überprüfung der biometrischen Vorgaben anschaffen - mit einer Lizenz für jede Person, die sie nutzt. Zudem benötigen sie das Einlesegerät für die Überprüfung der Fotografen - mit einem Ausweis für jeden Mitarbeitenden. Bilderzauber-Inhaber Kirsten Hötger hat 5.000 Euro in neue Technik investiert: &bdquo;Nur damit ich weiter Passfotos machen darf. Da muss man schon viele Passbilder machen, dass sich das rentiert.“ Die Paderborner Fotografen haben sich übrigens nicht zum ersten Mal zusammengeschlossen. Schon die bisherige Möglichkeit, Bilddaten digital an Behörden zu übermitteln, haben sie gemeinsam angestoßen, sagt Hötger. Alle Nicht-Passfotos oder Fotos für die Ausländerbehörde - etwa für den Führer- oder Jagdschein - werden dabei auch künftig in einer zweiten Cloud gespeichert. Mit welchen Preisen ist bei den Fotografen zu rechnen? In den Behörden kosten die Fotos 6 Euro - es ist der für die Kommune kostenneutrale Preis. Dieser liegt deutlich unter dem der Berufsfotografen. Bisher waren es bei Verena Kirchhoff 18 Euro. Künftig müsse sie jedoch auf 20 Euro erhöhen. &bdquo;Bei uns ist es ja ein Handwerk“, sagt sie. Beim Bilderzauber hält Kirsten Hötger den Preis von 19,99 Euro. Welche wirtschaftliche Bedeutung haben Passbilder für Fotostudios? &bdquo;Passfotos sind für uns die Basis“, sagt Hötger. &bdquo;Wenn dieser Grundstock wegfällt, dann wird es sehr, sehr schwierig.“ Ohnehin sei der Markt in den vergangenen Jahren, verschärft noch durch die Corona-Pandemie, zusammengebrochen. Mit den Passfoto-Einnahmen finanziere sie ihre Auszubildende, erklärt Kirchhoff. &bdquo;Es ist für uns sehr wichtig und trägt dazu bei, das Geschäft am Laufen zu halten.“ Sie ist überzeugt, dass die Behörden das Problem haben werden, nicht alle Kunden bedienen zu können. So könnten etwa Säuglinge, Menschen mit Beeinträchtigungen oder auch Autisten nicht einfach vor einen Automaten gesetzt werden. Sie brauchten mehr Betreuung. Sterne und Co.: Die schönsten Sternwarte-Fotos des Jahres aus Paderborn Wo können außerdem Fotos gemacht werden? Die Drogerie-Kette DM bietet den Foto-Service ebenfalls an. Hier werden die aufgenommenen Passbilder verschlüsselt in der zertifizierten DM-Cloud gespeichert. Kundinnen und Kunden erhalten im DM-Markt als Ausdruck einen scannbaren Data-Matrix-Code, über den Behörden auf das Passbild in der DM-Cloud zugreifen können. Der Preis beträgt 7,95 Euro. Auch Rossmann beschäftige sich mit dem Thema. Zum jetzigen Zeitpunkt sei jedoch noch keine Aussage möglich, ob der Service angeboten werde, heißt es aus der Unternehmenskommunikation. Wo können Probleme auftreten? Wie Hötger sagt, gehe es am 1. Mai im Blindflug los, da das Innenministerium vorherige Tests ablehne. Er gehe zwar davon aus, dass alles klappt. Doch sicher sei das nicht. Intern hätten die Fotografen Tests durchgeführt - doch die Übermittlung an die Behörden wird erst zum 1. Mai freigeschaltet. Historische Fotografie in OWL: Besonderer Foto-Fund zeigt Paderborn in den Trümmern der Nachkriegszeit Außerdem sei unklar, wie mit Kunden umgegangen wird, die am 1. Mai mit alten Fotos zum Amt kommen, obwohl dann schon die neuen Vorgaben zählen. Hötger wünscht sich eine Übergangszeit, in der die Bilder noch angenommen werden. Und er sagt allen, die jetzt Passfotos machen lassen, damit schnell zum Amt zu gehen. &bdquo;Wir klären im Moment, wie wir damit umgehen“, sagt Einwohner- und Standesamtsleiter Zelder. Dafür soll vom Softwarehersteller noch eine entsprechende Schnittstelle zu dem Ordner eingerichtet werden, in den die Fotografen bisher schon ihre Daten übermittelt haben. Warum wird das Verfahren geändert? Hintergrund für diese strenge Vorschrift ist das sogenannte Morphing. Mit dieser Technik werden die Gesichtszüge mehrerer Personen zu einem einzigen Bild verschmolzen und Lichtbilder für Pass- und Ausweisdokumente könnten manipuliert werden. Deshalb hat das Bundesinnenministerium bereits vor einigen Jahren entschieden, die rechtlichen Vorgaben zu ändern. Auslöser war eine Aktion des politaktivistischen Peng!-Kollektivs im September 2018, das eine selbstlernende Software entwickelt hatte, die zwei Passbilder zu gleichen Teilen miteinander verschmilzt. Peng wollte damit unter anderem auf die Überwachung innerhalb Europas durch Zusammenlegung biometrischer Datenbanken aufmerksam machen.

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