Familienbetrieb in Paderborn

Fehlende Nachfolge: Paderborner Friseursalon schließt nach mehr als 100 Jahren

Unzählige Paderborner haben ihre Haare im Friseurbetrieb der Familie Winkler verschönern lassen. Nun endet diese Geschichte – nach drei Generationen.

Bertram und Marianne Winkler (vorne) schließen ihren Friseursalon in Paderborn. Beim letzten Einholen des silbernen Tellers - einem Zeichen der Zunft - sind Freunde des Ehepaares dabei. | © Florian Winkler

03.04.2025 | 03.04.2025, 13:46

Paderborn. Der silberne Teller war sein Markenzeichen: Wenn dieser draußen hing, war der Meister bei der Arbeit. Nun hat Friseurmeister Bertram Winkler das alte Zunftzeichen der Friseure und Barbiere für immer hereingeholt. Am Gierswall schließt nach mehr als 100 Jahren ein handwerklicher Familienbetrieb nach drei Generationen seine Pforten. Winklers Haarstube ist fortan Geschichte.

Bertram Winkler, 69 Jahre alt, hat keinen Nachfolger gefunden und geht nach nun über 50 Berufsjahren in den Ruhestand, heißt es in einer Mitteilung. Dass ihm dieser Schritt bei aller Vorfreude auf die nun ruhigere Zeit nicht leicht falle, sei zu spüren gewesen. Denn den Friseurbetrieb Winkler gab es 104 Jahre in Paderborn. Der Großvater gründete das Geschäft und übergab es an seinen Sohn und der wiederum an seinen Sohn.

Den Anfang des Familienunternehmens machte Heinrich Winkler, der 1904 im Alter von 15 Jahren nach Paderborn kam und an der Heiersstraße 23 im Salon Hutmacher eine Ausbildung zum Friseur machte. Nach dem Abschluss gründete er eine Familie und machte sich im Jahr 1921 im Haus Filter Am Bogen mit einem Friseursalon und anfangs auch mit einem Tabakwarenhandel selbstständig. Die Meisterprüfung folgte im Jahr 1922.

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Vom Studenten bis zum Bischof: Viele Paderborner ließen sich in dem Salon frisieren

Das Haus Filter wurde am 17. Januar 1945 während des Zweiten Weltkriegs zerstört. Heinrich Winkler nahm die Gelegenheit wahr und machte am Gierswall 12 nach dem Krieg einen Neuanfang. Mit einfachen, teilweise geliehenen Mitteln eröffnete er dort wieder einen Herrensalon. Sein Sohn Josef, geboren 1922, trat in die Fußstapfen des Vaters und machte ebenfalls eine Friseurausbildung – wie damals durchaus üblich im Betrieb seines Vaters.

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Nach der Meisterprüfung 1950 und dem Tod des Firmengründers übernahm Josef Winkler im Jahre 1957 den Betrieb. Im Hause Winkler wurden die Köpfe vieler Paderborner verschönert. Ob Geistliche vom Studenten bis zum Bischof, den Lokalgrößen vom Politiker bis zum Unternehmer oder von Kleinkindern, den Arbeitenden oder Senioren: Im Friseurladen gaben sich viele Paderborner die Klinke in die Hand. Auch Hausbesuche bei alten oder kranken Kunden gehörten dazu.

Aber der dritten Generation gehören auch Frauen zum Kundenstamm

Josef Winkler, der sich in der Kolpingsfamilie St. Heinrich engagiert, konnte das Interesse am Friseurhandwerk an seinen Sohn Bertram weitergeben. Dieser machte eine Ausbildung im Salon Kaiser an der Grunigerstraße und ging dann ins Ruhrgebiet und nach Münster, um weitere Erfahrungen zu sammeln. Die Meisterprüfung folgte im Jahre 1978. Bei seiner Rückkehr aus Münster und dem Eintritt in den elterlichen Betrieb im Jahre 1981 folgte ihm bald seine spätere Frau Marianne, ebenfalls eine gelernte Friseurin, die er in Münster kennengelernt hatte.

So war es nicht verwunderlich, dass im Hause Winkler im hinteren Teil des Geschäftes der Salon erweitert und mit der Zeit auch Damen bedient wurden. Leben und Arbeiten unter einem Dach kannten Winklers nicht anders, heißt es in der Mitteilung. Die familiäre Atmosphäre und den gemütlichen Salon hätten unzählige Kunden geschätzt.

Aufgrund fehlender Nachfolger haben Bertram und Marianne Winkler eine Entscheidung getroffen: Am 28. März wurde letztmalig und für immer der Teller eingeholt.

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