Einzigartiges Familienunternehmen im Kreis Gütersloh – Garagen-Start-up wird Marktführer

Werther. &bdquo;Als wir uns kennenlernten, haben wir uns gefragt, was denn ein Chemiker und eine Textilingenieurin zusammen machen könnten - dabei hatten wir es die ganze Zeit vor der Nase“, sagt Christiane Schröer und lächelt. Dass die Firma ihres Vaters Alfred Winkler einmal für sie und ihren Mann eine berufliche Option wäre, hätte sie damals nicht gedacht. In den 1960er Jahren begann Alfred Winkler in seiner Garage in Niederdornberg-Deppendorf zu tüfteln. Er arbeitete in einem Galvanikbetrieb, in dem metallische Oberflächenbeschichtungen gemacht wurden, und hatte gesehen, dass die Oberflächen durch feinsten Staub oft etwas rau wirkten und dass es nicht immer die passenden Filter gab, um die Unreinheiten aus dem Material herauszubekommen. Also entwickelte er Filter. &bdquo;Damals waren die noch aus Baumwolle“, sagt Dirk Schröer. &bdquo;Die Gewebe wurden in einer Weberei gemacht und meine Schwiegermutter Christa Winkler nähte die Filter nach seinen Entwürfen.“ Damit hatte Alfred Winkler eine Marktlücke entdeckt. Er gründete 1969 die Alfred Winkler GmbH und das Ehepaar begann, damals noch im Nebenerwerb, mit der professionellen Produktion von Anodenbeuteln. Direkt gegenüber des Böckstiegel-Hauses Nach der Galvanotechnik entdeckte Alfred Winkler die Abwasseraufbereitung als Abnahmefeld für Filter. &bdquo;Man kann sich das ja gar nicht mehr vorstellen, aber damals leiteten Betriebe ihre verunreinigten Abwässer ungefiltert in die Flüsse“, sagt der Schwiegersohn. Um die fast unsichtbaren Stoffe aus dem Wasser zu filtern, mussten feinste Gewebe her. Fünf Mümeter, also 0,005 Millimeter messen die Gewebeabstände dieser feinsten Filter. Was als Nebenerwerb in der Garage begann, entwickelte sich zum profitablen Vollerwerb. &bdquo;Meine Schwiegereltern und ein Mitarbeiter machten viele Jahre alles zu dritt“, sagt Dirk Schröer. 1992 zog das Unternehmen in die Räume einer ehemaligen Tischlerei in Werther Arrode – direkt gegenüber des roten Böckstiegel-Hauses. Dort ist noch heute der Sitz des Unternehmens, und wer das Böckstiegel-Museum besucht, kommt immer auch an der Firma Winkler vorbei. &bdquo;Was machen die eigentlich, werden sich sicher viele fragen“, sagt Dirk Schröer und schmunzelt. Heute ist die Firma Winkler im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus das einzige Unternehmen, das individuelle Lösungen für Filtertechnik anbietet. Lesen Sie auch: Familienunternehmen aus dem Kreis Gütersloh ist weltweit Marktführer seiner Branche Kunden finden das Unternehmen automatisch &bdquo;Wer danach sucht, landet automatisch bei uns“, sagt der 58-Jährige. Einen Vertrieb braucht das auf zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewachsene Unternehmen nicht. &bdquo;Die Kunden kommen auf uns zu“, sagt Schröer. Allerdings gibt es seit 2021 einen Online-Shop, der den Kundenkreis noch einmal deutlich vergrößert hat. &bdquo;Früher haben wir etwa 100 Filter im Monat verkauft, heute sind es 200“, sagt Dirk Schröer. Der promovierte Chemiker aus Kattenvenne ist mit seiner Frau 2000 in das Unternehmen eingestiegen. 2002 haben sie die Geschäftsführung übernommen. Sein Verständnis für Verfahrensabläufe bei den Kunden und ihre Fachkenntnis über Textilmaschinen passten perfekt. &bdquo;Als wir damals hierher gingen, war das ein Abenteuer“, sagt Christiane Schröer. Bis 2004 hat Alfred Winkler mit im Betrieb gearbeitet, sich dann in den Ruhestand verabschiedet. Dem Einstieg der Schröers folgten technische Neuerungen. &bdquo;Man kann sich das nicht vorstellen, aber meine Schwiegereltern haben damals mit Pappen und einer Elektroschere die Stoffe zugeschnitten", sagt Dirk Schröer, der zuerst einen Lasercutter anschaffte. &bdquo;Irgendwann kam die erste Homepage, sodass die Kunden uns bei der Recherche automatisch finden.“ Den Onlineshop gibt es auf Deutsch, Englisch und Italienisch. Demnächst kommen noch Polnisch, Niederländisch und Dänisch hinzu. Almhüttenbetreiber und Flughäfen bestellen in Werther Wer sind denn die Kunden? Industriebetriebe machen immer noch einen Großteil aus. Aber gerade im Abwasserbereich sind die Anwendungen der Filter aus Arrode vielfältig. Da gibt es die Reinigungsfirma, die eine Tiefgarage reinigt und das Abwasser aus der Maschine nicht mehr einfach in den Gully schütten darf. &bdquo;Die braucht dann einen Filtersack, der genau in das Reinigungsfahrzeug passt“, sagt Dirk Schröer. Oder den Betreiber einer Alpenhütte, die nicht an ein Abwassersystem angeschlossen ist. &bdquo;Der muss nun die Fäkalien seiner Gäste zur Entsorgung ins Tal bringen“, erklärt Schröer. Und damit das Ganze leichter ist, sollte das Spülwasser aus der Toilette vorher herausgefiltert werden. Die Betreiber von Parkplätzen oder Flughäfen nehmen das Know-how der Firma in Anspruch, damit der Gummiabrieb von den Fahrbahnen nicht im Gully landet. &bdquo;Und jeder, der mit dem Schneiden von Natursteinen oder Beton zu tun hat, wobei immer Wasser verwendet wird, muss die klitzekleinen Partikel herausfiltern“, sagt Dirk Schröer. Auch Hausbesitzer brauchen inzwischen Filter Baumwolle wird dabei schon lange nicht mehr verwendet. Die Filter sind meist aus Polypropylen – und müssen je nach Anwendungsfall unterschiedlichste Beschaffenheiten aufweisen. &bdquo;Die Materialien gibt es schon, aber aus 1.000 Werkstoffen machen wir die Lösung.“ Und wenn es noch keine passende Lösung gibt, entwickelt Dirk Schröer Prototypen – &bdquo;so lange bis es passt – und manchmal auch innerhalb eines Tages.“ Sieben Näherinnen arbeiten in der Näherei des Betriebes und fertigen die Filter – ganz individuell nach den Wünschen der Kunden. Durch den Online-Shop gehören inzwischen auch Privatleute zu den Abnehmern. &bdquo;Als vor vier Jahren der Sommer so trocken war und alle ans Trinkwassersparen dachten, da sind viele Hausbesitzer dazu übergegangen, ihre Zisternen intensiver zu nutzen“, erzählt Dirk Schröer. Feinfiltersäcke für Zisternen, aber auch für Schwimmteiche oder Tiefbrunnenpumpen sind seitdem immer auf Lager. Unternehmen macht eine Million Euro Umsatz Eine Million Euro Umsatz macht das Unternehmen im Jahr mit über 1.000 individuellen Artikeln. Dabei geht es den Schröers nicht um Gewinn um jeden Preis, sondern auch um unternehmerische Verantwortung – und sowieso um Qualität. &bdquo;Ich könnte bestimmt günstiger in Tschechien nähen lassen, aber unsere Näherinnen wissen genau, wie solche Filter zu nähen sind und worauf es ankommt. Diese Qualität würde ich woanders nicht kriegen“, sagt Dirk Schröer. Und auch beim Einkauf setzt er auf Nähe. &bdquo;70 Prozent der Gewebe stammen aus Deutschland, der Rest aus dem europäischen Ausland.“ Auch wenn das wahrscheinlich teurer ist. &bdquo;Ich kaufe aus Prinzip nicht aus China oder Indien. Denn ich möchte ja auch, dass meine Filter hier gekauft werden.“

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