Das Ende einer Institution: Friseur in Lichtenau schließt nach 50 Jahren

Lichtenau. Blickt man zurück, gehörte zu einer klassischen Dorfinfrastruktur die Kirche, die Kneipe, der Tante-Emma-Laden, die Tankstelle, der Bäcker und Metzger, die Bank und selbstverständlich der Friseur oder besser noch der Friseursalon. Ein besonderer Salon hat jetzt in Lichtenau geschlossen – nach über 50 Jahren. &bdquo;Es gab Kunden, die haben geweint, als sie nach dem letzten Haarschnitt gegangen sind, und sie haben sich dafür auch nicht geschämt, sondern uns einfach nur in den Arm genommen“, sagt Veronika Fornefeld. Sie und ihr Mann Manfred haben den Salon Fornefeld seit 1985 betrieben. Übernommen haben sie ihn von Manfred Fornefelds Vater. Geboren in Asseln war der Weg für Manfred Fornefeld vorgezeichnet, denn der Erstgeborene sollte das Geschäft übernehmen. Eine Bürde war es aber nie, denn &bdquo;ich habe meinen Beruf immer geliebt und gern gemacht“, sagt der gelernte Friseurmeister. In den Anfängen waren in dem Haus an der Lange Straße, das von 1907 bis 1914 das Amtsgericht der Stadt beherbergte, zwei Friseure untergebracht – ein Damen- und ein Herrensalon, räumlich voneinander getrennt. Während der Damensalon von Fornefeld senior geführt wurde, gingen die Herren zu Friseur Pfeiffer. Später übernahm dann Manfred Fornefeld auch den Herrensalon, allerdings blieb die räumliche Aufteilung erhalten, &bdquo;weil die Herren das so wollten“, verrät Fornefeld. Früher waren Herren- und Damensalon räumlich getrennt Die räumliche Trennung wurde später durch einen Wanddurchbruch zum Damensalon aufgehoben, allerdings blieben die zwei separaten Eingänge erhalten und verloren zu keiner Zeit ihr Status Symbol, was vermutlich auch den nostalgischen Charme des Salons ausmachte. &bdquo;Ich habe hier drei Generationen die Haare geschnitten. Erst kamen die Großväter und brachten ihre Söhne mit und die dann wieder ihre Söhne. Man hat sie aufwachsen gesehen und war irgendwie auch Teil ihres Lebens“, sagt Fornefeld, der am 1. August 2025, dem Tag der Schließung des Salons, sein 50-jähriges Berufsjubiläum feierte. Geheiratet hat er 1980. Seine Frau Veronika, gebürtig aus Willebadessen, stieg mit ins Geschäft ein. Als gelernte Damenfriseurin übernahm sie die Leitung des Damensalons. &bdquo;Wir haben alles gemacht. Bei Hochzeiten oder Schützenfesten galten dann auch keine Öffnungszeiten, wir standen in Lichtenau montags parat, sobald der Schützenvogel gefallen war. Eins von vielen Highlights war, als wir seinerzeit die Models für die Modenschau zum Straßenfest in Lichtenau gestylt haben“, blickt Veronika Fornefeld gern zurück. Fehlende Nachfolge: Paderborner Friseursalon schließt nach mehr als 100 Jahren &bdquo;Ich habe schon fast nicht mehr geglaubt, dass Manfred einmal aufhört“ Sie ist sich immer treu geblieben und hat Kundinnen auch von Ideen abgeraten. &bdquo;Die Frisur muss typgerecht sein. Da half eine gute Beratung, um die Kundin zu überzeugen. Hier ist keiner beleidigt rausgegangen“, sagt sie stolz. Regelmäßig hat sie ihr Handwerk durch Fortbildungen sowie das Absolvieren des Master of Colour auf dem neuesten Stand gehalten. &bdquo;Ich habe schon fast nicht mehr geglaubt, dass Manfred einmal aufhört. Er hat immer gesagt, ach ein Jahr machen wir noch“, sagt sie. Als sich aber eine Veränderung im Personalstamm ergab, stand für beide fest, jetzt ist die Zeit gekommen in den Ruhestand zu gehen. Eine Nachfolge konnten beide trotz intensiver Suche nicht finden, so dass nun beide Eingänge des Salons Fornefeld für immer geschlossen sind. Die Erinnerung an ihre Kunden bleibt aber. &bdquo;Wir sind dankbar, dass wir diese Zeit erleben durften. Dass wir ein Teil des Lebens unserer Kunden waren, die immer zu uns gestanden haben. Besonders auch während und nach Corona. Dafür können wir nur herzlichen Dank sagen“, erklärt Manfred Fornefeld. &bdquo;Wisst ihr denn nicht, wie wichtig ihr für mich seid“, sagte einer der Stammkunden zum Abschied. Ein Friseur-Salon der alten Schule ist eben mehr als reine Dienstleistung. Ein Wohlfühlort des Austauschs und des guten Gefühls &bdquo;hier kennt man mich“. Diese Orte müssen sich nach und nach der austauschbaren Schnelllebigkeit geschlagen geben. Salon Fornefeld in Lichtenau bestand diesem Trend bis zuletzt. Besitzern und Kunden sei Dank. 📲 News direkt aufs Smartphone? Hier gehts zum kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Paderborn

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