Zoff um Bus-System im Kreis Paderborn wird jetzt noch schärfer

Kreis Paderborn. Es geht um Millionen, Macht und Missgunst. Die von Landrat Christoph Rüther (CDU) angeschobene Strukturreform des ÖPNV in den Kreisen Paderborn und Höxter wird immer mehr zur öffentlichen Zerreißprobe zwischen Kreis und Stadt Paderborn. Eigentümlich: Beide Seiten bieten sich nun zwar interne Gesprächsrunden an, ihren Zank tragen sie aktuell aber nur über Pressemitteilungen aus. Als sich die &bdquo;NW“ unter Beteiligten umhört, fällt sogar der Begriff &bdquo;Krieg“. Mittlerweile haben sich auch die Bürgermeister der Kreise Paderborn und Höxter eingeschaltet. Im November hatte der Paderborner Kreistag das Vorhaben auf den Weg gebracht, die Verwaltung des ÖPNV neu aufzustellen. Laut Landrat sollen Gremien und Zuständigkeiten verschlankt werden. Ziel ist es demnach unter anderem, den Vertrieb, also den Verkauf von Fahrscheinen etwa über Abos, zu intensivieren. Ein dafür erstelltes Gutachten sieht die Gründung einer neuen Gesellschaft vor, die im Hochstift Ansprechpartner für Fahrgäste, öffentliche Hand und Kommunen wäre. Bislang werden die Aufgaben zwischen dem Nahverkehrsverbund Paderborn/Höxter (NPH) als &bdquo;Aufgabenträger“ und der auch für den Vertrieb zuständigen VPH, Verbundgesellschaft Paderborn/Höxter, aufgeteilt. Stadt will an VPH festhalten In der vergangenen Woche hat die Stadt Paderborn nun ein eigenes Gutachten präsentiert. Demnach sind Stadt und ihr Padersprinter dagegen, NPH und VPH zusammenzuführen. Die Stadt Paderborn ist an der VPH ebenso beteiligt wie die Kreise. Sie will an ihr festhalten, um die neutrale Aufteilung der Ticketeinnahmen zu gewährleisten, die aktuell die VPH für alle Partner, auch den Schienenverkehr in der Region, übernimmt. Lesen Sie auch: Krise mit den Kreisen: Stadt Paderborn fühlt sich bei Plänen für ÖPNV benachteiligt Eine Pressemitteilung des NPH mit ihrem Verbandsvorsteher Christoph Rüther setzte am Freitag dann den neuen Ton der Konfrontation. Zwar seien Gespräche zwischen den Beteiligten möglich, doch parallel, so Rüthers Botschaft aus dem Kreishaus, &bdquo;arbeiten wir unvermindert an der Umsetzung (...), damit wir wie geplant ab Januar 2026 mit der Neuausrichtung an den Start gehen können“. Die neuesten Reaktionen auf diese Worte zeigen die aktuell verhärteten Fronten. Bernd Schulze-Waltrup, VPH-Geschäftsführer, meldet sich ebenfalls öffentlich in einer Mitteilung zu Wort: &bdquo;Wir sind irritiert von der Pressemitteilung des NPH, ab 2026 den Vertrieb eigenständig organisieren zu wollen, ohne dass wir alle gemeinsam an einem Tisch gesessen haben.“ Busverkehr im Kreis Höxter und Paderborn: Wird es teurer statt billiger? Der Paderborner lässt wissen: &bdquo;Wie der Aufbau einer zusätzlichen Vertriebsstruktur oder einer zusätzlichen Hotline den Fahrgästen erklärt werden soll und wie dies zu einer Vereinfachung beitragen soll, ist objektiv nicht nachvollziehbar.“ Schulze-Waltrup befürchtet, dass die neue Struktur &bdquo;deutlich teurer statt günstiger“ wird. Details zu seinen Plänen hat der NPH bislang nicht erläutert. Nach &bdquo;NW“-Informationen wird beim NPH unter anderem erwogen, den Vertrieb an einen externen Dienstleister auszugliedern. Zum Thema: Paderborner Streit über neues Bus-System spitzt sich zu Den Landrat und den NPH &bdquo;auf dem richtigen Weg“ sehen hingegen die Bürgermeister der Kreise Paderborn und Höxter - allerdings ohne den Paderborner Rathauschef Michael Dreier. In einer Erklärung halten die Bürgermeistersprecher Michael Berens (Hövelhof) und Carsten Torke (Steinheim, beide CDU) die ÖPNV-Organisation im Hochstift für &bdquo;unnötig kompliziert, zu bürokratisch und für unsere Fahrgäste schwer durchschaubar“. Die Neuausrichtung des NPH finde daher &bdquo;die volle Unterstützung der Bürgermeister in der Region“. Aufhorchen lassen Berens und Torke in ihrer Rückendeckung für den Landrat mit der unzweideutigen Einschätzung, dass sie &bdquo;die VPH nunmehr für überflüssig halten“. Klar wird ihr vorrangiges Ziel: Der Busverkehr soll &bdquo;für alle Städte und Gemeinden vor Ort bezahlbar bleiben“. Die dritte Pressemitteilung der Woche kommt von Stadt Paderborn und Padersprinter. Sie fordern &bdquo;einen ergebnisoffenen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Lösung“. Wie bei der VPH bestehe auch hier die Bereitschaft, auf Arbeitsebene die Neuausrichtung zu erörtern. Die Paderborner wollen an der VPH festhalten und verweisen darauf, dass der NPH Doppelstrukturen aufbauen würde, &bdquo;die parallel und zwangsläufig zu Mehrkosten führen würden“. In Richtung Landrat wird gestichelt: &bdquo;Zur Höhe der zu erwartenden Mehrkosten für ein eigenes Vertriebskonzept fehlt bisher jegliche Aussage vom NPH.“ Spannend zu sehen wird nun, wie sich die Presseerklärung liest, falls es zur Sitzung einer Facharbeitsgruppe kommt. Die Fahrgäste im Hochstift werden es verfolgen.

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