Seltenes Klangerlebnis

Das Spiel der Beier-Gruppe sorgt in Paderborn für staunende Blicke

Ein besonderes und bisher seltenes Klangerlebnis hat es vom Turm der Gaukirche gegeben. Das Anschlagen der Glocken von Hand soll sich aber in Paderborn etablieren.

Auch im vergangenen Jahr gab es ein sogenanntes Beiern mit Kirchenglocken während eines Konzerts in Paderborn. (Archivbild) | © Niklas Tüns

03.01.2025 | 03.01.2025, 12:00

Paderborn. Traditionell rufen Kirchenglocken die Gläubigen zum Gebet und dienen mitunter als akustische Zeitanzeiger. Darüber hinaus hat sich in der Vergangenheit ein weiterer Nutzen etabliert: Das Beiern als besondere Form historischer Klangkunst.

Dabei werden die Kirchenglocken von einer Person zum Klingen gebracht, indem diese an zwei Seilen zieht und auf ein oder zwei Pedale tritt. Dadurch werden die Klöppel bewegt und machen jeweils einen Anschlag an die Glockenwandung.

In Paderborn wurde vor etwa einem Jahr eine Beier-Gruppe gegründet. Taktgeber war Pastor Martin Hufelschulte, der das Beiern in Neuenbeken etabliert hatte und diese historische Läutetechnik mit Unterstützung des Paderborner Dechanten Pfarrer Benedikt Fischer in die Kernstadt brachte. Übrigens handelt es sich beim Beiern auch um eine traditionsreiche Kulturtechnik, heißt es in einer Pressemitteilung.

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Aufwand beim Anbringen der Seilkonstruktion

Da das Anbringen der Seilkonstruktion im Geläut mit einem gewissen Aufwand verbunden ist, wurde die Busdorfkirche in der Paderborner Innenstadt zum Übungsraum. Dort werden die Glocken aus statischen Gründen nicht mehr bewegt. „Das Anschlagen selbst ist aber unkritisch, sodass wir die Glocken im Rahmen des Beierns zumindest temporär endlich wieder erklingen lassen können“, sagt Benedikt Fischer.

Sein Wunsch ist es, auch andere Innenstadt-Kirchen hin und wieder einzubeziehen. „Wir wollen den Menschen in der Stadt die Vielfalt der Klänge zu besonderen Anlässen zu Gehör bringen“, so Fischer. Mit dieser Idee sei er beim mittlerweile eingespielten Paderborner Beier-Team auf offene Ohren gestoßen. Schließlich sei es durchaus reizvoll, die unterschiedlichen mittelalterlichen Kirchtürme auf diese Weise zu erkunden.

So stand nun die Gaukirche St. Ulrich am Marktplatz im Mittelpunkt. Da deren Geläut aber nach wie vor im regulären Dienst ist, galt es zunächst, für die Übungsstunden und das Konzert die Automatik mittels Schalter in den Pausenmodus zu führen. Anschließend befestigten die Musiker ihre Seilkonstruktion – das gelingt mit ein wenig Übung in wenigen Minuten. Und sie brachten die Glocken wohldosiert zum Erklingen.

Übung während die Paderborner Domglocken schlagen

Lars Appelbaum, Heinrich Lake und Leonard Stiegemann (v. l.) gehören zum

Paderborner Beierteam und haben auch in der Gaukirche die Glocken zum Klingen gebracht. - © Dekanat Paderborn
Lars Appelbaum, Heinrich Lake und Leonard Stiegemann (v. l.) gehören zum
Paderborner Beierteam und haben auch in der Gaukirche die Glocken zum Klingen gebracht. | © Dekanat Paderborn

Geübt wurde, wenn parallel die benachbarten Domglocken erklangen, um die Menschen auf dem Marktplatz nicht zu irritieren. Das etwa 15-minütige Konzert habe schließlich, so die Mitteilung, für staunende Blicke gen Gaukirchturm gesorgt. Dem Beier-Team sei es gelungen, mit den vier Glocken eigens komponierte Stücke zu spielen.

Bald werde die Seilkonstruktion in der Gaukirche aber entfernt, und die Musiker werden sich wieder in die Busdorfkirche zurückziehen. An den Wochenenden üben sie dann für den nächsten Auftritt. Wann und wo er stattfindet, steht noch nicht fest. Die Gruppe eint aber die Freude, dass das Beiern in Paderborn eine Renaissance erlebt.