Konzert aus den Kirchtürmen: 21 Glocken läuten für den Paderborner Erzbischof

Paderborn. Pastor Martin Hufelschulte zieht kräftig an den Seilen, und die tonnenschweren Glocken in der Paderborner Busdorfkirche erklingen - zum ersten Mal seit zehn Jahren. Wegen Statikproblemen, die beim Schwingen der Glocken auftreten, wurden die Glocken hier jahrelang nicht mehr angeschlagen, erklärt Pfarrer Benedikt Fischer. Bald, zur Amtseinführung des neuen Paderborner Erzbischofs Udo Markus Bentz, sollen die Glocken &bdquo;gebeiert“ werden. Das heißt: Mit zehn Ehrenamtlichen sollen alle 16 Kirchenglocken in Paderborn per Hand geläutet werden. Und dafür wird geübt - am Samstag, 24. Februar, rund zweieinhalb Stunden lang. Der historische Glockenstuhl und zwei der drei Glocken von 1629 sollen zusammen mit den insgesamt 21 Glocken des Hohen Doms, der Abdinghof- und Gaukirche und einer Glocke in der Bartholomäus-Kapelle erklingen - mal zusammen, mal einzeln. &bdquo;Die historischen Stimmen, die jahrelang verstummt waren, kommen wieder zum Klingen“, sagt Hufelschulte, der als Pastor im Pastoralen Raum An der Egge und Lippe tätig ist und das Projekt leitet. Das Besondere dabei sei das historische Beiern, erklärt Hufelschulte. 16 Glocken werden gebeiert: Dabei schwingen nicht die Glocken selbst, wie sonst üblich, hin und her. Sie werden stattdessen manuell angeschlagen, indem der Glockenklöppel an die Glockenwand geschlagen wird. &bdquo;Da ist Muskelkraft gefordert“, sagt Hufelschulte. Damit die Glocken erklingen können, wurden die vier Kirchtürme im Januar mit Seilen versehen. Für die schwerste Glocke im Dom, die gebeiert wird, ist sogar ein Kettenzug erforderlich: Allein der Klöppel wiegt 220 Kilogramm. Die Motorisierung der Glocken wird für das Konzert zum größten Teil ausgeschaltet. Drei Lieder geplant Das Beiern übernehmen zehn Ehrenamtliche der Beiermannschaft Westönnen bei Werl - der Heimatgemeinde von Hufelschulte. Der &bdquo;Glockenfan“ hatte schon als Kind Freude an Glocken und 2006 kurzerhand das historische Glockenläuten in Westönnen wieder aufleben lassen. Beim Glockenkonzert spielt er auch mit. &bdquo;Das ist schon eine Herausforderung“, sagt der Pastor. &bdquo;Wir spielen auf vier Kirchen.“ Andere Töne, größere Glocken - darum muss jetzt geübt werden. &bdquo;Die Generalprobe ist erforderlich, da unser Konzert im öffentlichen Raum für alle Beteiligten außergewöhnlich ist und bei der Amtseinführung alles reibungslos funktionieren soll.“ 16 Glocken werden so nach alter Art bespielt: Jeweils drei in der Abdinghof- und Busdorfkirche, vier in der Gaukirche und sechs im Dom. Auch die Bartholomäus-Kapelle solle beim tatsächlichen Konzert &bdquo;zu Wort kommen“, sagt Hufelschulte. &bdquo;Die klingt anders“, ergänzt Fischer. Bei dem Glockenkonzert werden die Glocken nicht einfach geläutet, sondern bespielt: Drei Lieder sollen vom Dom erklingen: &bdquo;Großer Gott in deinen Freunden“ (Libori), das Lourdes-Lied (Maria) und &bdquo;Großer Gott, wir loben dich“. Das Knifflige: &bdquo;Wir haben keine komplette Tonleiter“, sagt Hufelschulte. Man werde etwas improvisieren müssen. Musikalische Würdigung Pfarrer Fischer sieht sowohl der Generalprobe als auch dem Konzept gespannt entgegen: &bdquo;Das wird ein eindrucksvolles Klangereignis hoch über den Dächern der Innenstadt und ich denke, dass unser neuer Erzbischof sich über diese Art der musikalischen Würdigung, die auch viele Menschen in der Innenstadt erreicht, sehr freuen wird.“ Am Sonntag, 10. März, dann begleitet das Glockenkonzert die Amtseinführung des neuen Erzbischofs. Das Dekanat ist Organisator dieses exklusiven Arrangements. Zuletzt hatten vor 21 Jahren alle Glocken gemeinsam geläutet – und das zufällig ebenfalls zur Einführung eines Erzbischofs: Hans-Josef Becker hatte zum Festival &bdquo;Musica sacra“ das Amt angetreten. In der Innenstadt spielte die Sinfonie &bdquo;Himmelsboten.“

Meistgelesen