Wie Paderborn vor 50 Jahren zur Großstadt wurde

Paderborn. Großstadt sein – das ist gar nicht so leicht. Vor einem halben Jahrhundert wurde aus Paderborn jedoch genau das. Der Weg dorthin barg einige Hürden. Damals wurde dieser Titel gerade so erreicht. 104.000 Einwohner zählte das &bdquo;neue“ Paderborn ab dem 1. Januar 1975 plötzlich. Laut dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung erfüllte Paderborn damit gerade so die Voraussetzungen einer Großstadt. Die müsse nämlich mindestens 100.000 Einwohner besitzen und hätte meist übergeordnete Funktionen. Grund für diese Veränderung war das &bdquo;Sauerland/Paderborn Gesetz“, das am 5. November 1974 in Kraft trat. Es war das neunte und letzte Gesetz des zweiten Neugliederungsprogramms der Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen und teilte die Gemeinden sowie Kreise des Gliederungsraumes Paderborn/Sauerland neu, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Paderborn. Mit Beginn des Jahres 1975 entstanden so die neuen Kreise Paderborn und Höxter, die verschiedene Städte beziehungsweise Großgemeinden umfassten – und damit auch die Großstadt Paderborn. Den Titel &bdquo;Großstadt“ hält Paderborn auch heute noch. Widerstand aus Schloß Neuhaus Durch die Neugliederung kamen, 1969 Marienloh und Wewer, 1975 dann auch Schloß Neuhaus, Elsen, Sande, Dahl, Benhausen und Neuenbeken mit zu Paderborn hinzu. Jedoch nicht ohne Widerstand. Der Historiker David Merschjohann erklärte in seinem Text &bdquo;Die kommunale Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen am Beispiel Paderborn“ den Konflikt anhand einer Karikatur, die 1974 in der Neuen Westfälischen erschien. Zu sehen sind auf der linken Seite der ehemalige Paderborner Bürgermeister Herbert Schwiete. Dieser greift nach dem auf der rechten Seite gezeichneten Bernhard Hunstig, dem damaligen Bürgermeister von Schloß Neuhaus. Hunstig schützt ein Modell des Neuhäuser Schlosses vor Schwietes Griff. Beschriftet ist die Karikatur mit dem Satz: &bdquo;Lass mir doch mein eigenes Rathaus“. Hunstig war ein entschiedener Gegner des Anschlusses gewesen und wollte Schloß Neuhaus als eigenständige Kommune erhalten. Bereits 1966 sprach sich Hunstig gegen eine Eingliederung aus, schreibt der Historiker Merschjohann. Dabei würden er und weitere Politiker &bdquo;in einer sehr erzürnten Art und Weise“ darauf hinweisen, dass das Amt in Schloß Neuhaus nicht aufgegeben werden dürfe. 1973 – zwei Jahre vor der Eingemeindung – bemühte sich Hunstig immer noch. Bau der Universität in Paderborn Das zeige sich auch in der Politik. So hätte sich diese auf die Bereitstellung von Baugebieten fokussiert, sodass mehr Menschen nach Schloß Neuhaus ziehen würden, schreibt Merschjohann. Auch Großprojekte, wie ein breit angelegter Wanderweg zwischen mehreren Seen, wie dem Habichtssee, Waldsee und Lippesee, sollten den Erhalt garantieren. Die Gemeinde Schloß Neuhaus klagte sogar gegen den Anschluss, aber letztendlich ohne Erfolg. Die Klage wurde am 24. September 1976 durch das Landgericht Münster abgelehnt und Schloß Neuhaus fand seinen Weg nach Paderborn. Lesen Sie auch: 100-jähriger Geburtstag von Heinz Nixdorf Im neuen Verbund entstanden und wuchsen in den vergangenen 50 Jahren viele Einrichtungen. Zum größten Betrieb von internationaler Bedeutung entwickelte sich innerhalb eines Jahrzehnts die Computerfirma Nixdorf. Im Jahr 1990 erfolgte die Übernahme der Nixdorf Computer AG durch den Siemens-Konzern. Auch die Benteler-Gruppe errang überregionale Bedeutung mit ihrer Stahlrohrherstellung. Die Gründung der Universität Paderborn als Gesamthochschule erfolgte am 1. August 1972, der Baubeginn bereits im Oktober 1972. Derzeit hat die Universität 17.159 Studierende und 269 Professuren. Auch das Thema Verkehr veränderte sich durch den Flughafen Paderborn-Lippstadt und die Anbindung an das Autobahnnetz durch die A33. Bevölkerung in Paderborn um 50.000 Menschen gewachsen In der Innenstadt wurde in der Zwischenzeit restauriert und gebaut. 1975 eröffnete das Diözesanmuseum am Marktplatz und 1981 die Paderhalle am Maspernplatz. Zudem wurde zwischen 1974 und 1977 die ehemalige Domdechanei auf der Paderinsel zur heutigen Stadtbibliothek umgebaut. &bdquo;Das ist ein ganz bemerkenswertes Jubiläum, führt es uns doch deutlich vor Augen, wie dynamisch und überaus positiv sich Paderborn entwickelt hat“, sagt Bürgermeister Michael Dreier. Allein die Einwohnerzahl sei in diesem Zeitraum um mehr als 50.000 Menschen gestiegen. Das spreche für den Schub, den die Stadt genommen habe, so Dreier.

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