Fatale Familienerkrankung: Frau aus Paderborn sticht auf ihre Schwester ein

Paderborn. Von versuchtem Mord ist die Rede in der Antragsschrift, mit der sich zurzeit das Schwurgericht Paderborn beschäftigen muss. Die 31-jährige Merith E. (Name geändert) steht unter dem Verdacht, dass sie sich im Juli an einem späten Abend mit einem Messer in der Jackentasche auf den Weg gemacht hat, um ihre eigene Schwester zu töten. Tatsächlich stach sie auf die drei Jahre ältere Frau ein, als diese ihr in Erwartung einer Massage den Rücken zu kehrte. Was sich nach einer brutalen und verwerflichen Tat anhört, ist der Auswuchs einer schweren psychischen Erkrankung und somit müssen die Richter unter dem Vorsitz von Eric Schülke vor allem darüber nachdenken, was mit Merith E. geschehen soll. Denn die Anordnung einer Unterbringung in einem forensischen Krankenhaus, die Fall einer Schuldunfähigkeit im Raum steht, bedeutet eine einschneidende Maßnahme im Leben eines Menschen, wie der Vorsitzende Richter am zweiten Verhandlungstag betont. Lesen Sie auch: Prozess in Paderborn: Frau sticht im Wahn auf ihre Schwester ein Bei der gelernten Kauffrau hatte sich vor zwei Jahren eine psychische Erkrankung Bahn gebrochen, die mit Wahnvorstellungen und dem Hören von Stimmen einhergeht. Dabei war die Paderbornerin bis dahin gesund durchs Leben gegangen - im Gegensatz zu ihrer Schwester und ihrer Mutter, die beide an Schizophrenie erkrankt sind. Dass auch sie eine Psychose entwickelte, hängt möglicherweise damit zusammen, dass Merith E. in Stresssituationen Cannabis konsumiert. Der Zusammenhang sei ihr erst im Nachhinein klar geworden, hat die 31-Jährige schon am ersten Verhandlungstag den Richtern erklärt. Paderbornerin kommt aus schwierigen Verhältnissen &bdquo;Merith E. hat sich vorher um alle Belange in der Familie gekümmert“, berichtet am zweiten Tag eine Sozialarbeiterin, die für die Schwester der Beschuldigten schon seit ein paar Jahren die gesetzlich angeordnete Betreuung übernommen hat. Dabei waren die Verhältnisse in der Familie mit zwei psychisch schwer kranken Frauen sehr schwierig. Die Mutter habe für sich eine Einnahme von Medikamenten verweigert und auch immer wieder den Pflegedienst boykottiert, der dafür sorgen sollte, dass zumindest die kranke Tochter die notwendigen Tabletten nahm. &bdquo;Sie hat die Mitarbeiter nicht in die Wohnung gelassen und ließ eine Medikamentengabe nicht zu“ gibt die Betreuerin Einblicke in die Schwierigkeiten, mit denen Merith E. innerhalb der Familie zu kämpfen hatte, als sie selbst noch gesund war. Paderbornerin schweigt bislang zum Tatvorwurf Zu den Vorwürfen hat sich die 31-Jährige bislang noch nicht geäußert. Auch ihre Schwester und ihr Vater mögen dazu nichts sagen. Vielleicht spielt da auch eine Rolle, dass das Leben beider konkret nicht in Gefahr war. Vorwiegend hatten sie an den Händen Abwehrverletzungen erlitten. Obschon Merith E. ihrer Schwester drei Stiche am linken Oberarm sowie am Rumpf zufügte, wurden Organe nicht verletzt, ebenso wenig große Blutgefäße. Dazu sei keiner der drei Stiche tief genug gewesen, wie eine Gerichtsmedizinerin ausführt. Allerdings gibt die Expertin auch zu bedenken, dass ein anders verlaufender Stichkanal gefährlichere Folgen hätte zeitigen können. Verteidiger will Mandantin helfen Am Ende des zweiten Verhandlungstages wirbt Verteidiger Thorsten Fust nochmals dafür, das Gericht möge die angesichts der schweren Erkrankung seiner Mandantin anzuordnende Unterbringung in der Psychiatrie zur Bewährung aussetzen. Die Experten der Forensik Eickelborn hätten Merith E. einen Platz in einer Wohngemeinschaft außerhalb der Klinik in Aussicht gestellt, erklärt er. Dort werde die 31-Jährige weiterhin medizinisch behandelt - in Abstand zu ihrer Familie. Außerdem stehe seit wenigen Tagen eine gesetzliche Betreuerin Merith E. zur Seite. Die Verhandlung wird am Mittwoch, 8. Januar, fortgesetzt. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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