Umstrittene Milliarden-Investition: Wie entscheidet die Paderborner Politik?

Paderborn. Das von aktuell 56 Kommunen getragene Unternehmen Westfalen Weser Energie (WWE) möchte zwei neue Geschäftsfelder für sich erschließen: WWE will sich den Zugang zu erneuerbaren Energien sichern und damit handeln. Zudem möchte es die Energie speichern können und in die entsprechende Technik investieren. Insgesamt geht es um eine Investition von mindestens 1,7 Milliarden Euro. An der Entscheidung ist besonders auch die Stadt Paderborn beteiligt. Denn die städtische Holdinggesellschaft Paderborner Kommunalbetriebe (PKB) hält mit 20,42 Prozent den größten Anteil an WWE. Aktuell durchläuft das WWE-Vorhaben auch die politischen Gremien in Paderborn. In der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses sprach sich eine deutliche Mehrheit für eine Umsetzung der verschiedenen Teilaspekte des WWE-Vorhabens aus. Kritische Nachfragen gab es allerdings von Ratsherr Stephan Hoppe (Für Paderborn). Paderborner Stadtrat entscheidet Nun entscheidet der Stadtrat am Donnerstag, 14. November, darüber, ob die Stadt dem Vorhaben zustimmen wird. An der Sitzung werden laut WWE auch Jürgen Noch (Geschäftsführer Westfalen Weser Energie GmbH & Co. KG) und Andreas Speith (Geschäftsführer Westfalen Weser Netz GmbH) teilnehmen. WWE plant, zwei Tochtergesellschaften mit den Arbeitstiteln &bdquo;WW Erzeugung & Handel“ sowie &bdquo;WW Energiespeicher“ zu gründen. Zudem will WWE mit externen Projektpartnern zusammenarbeiten. Zuletzt ist WWE etwa bei dem Projektierungsbüro LSF Energy (Bad Lippspringe) mit einer Beteiligung von 50 Prozent eingestiegen, wie die &bdquo;Neue Westfälische“ exklusiv berichtete. Bis 2027 wollen die Partner etwa 120 Windräder im Raum Höxter, Paderborn und Lippe bauen und betreiben. Lesen Sie auch: Westfalen Weser hat mit Windstrom auch im Paderborner Land viel vor Produktion von Energie soll zeitlich und örtlich getrennt werden Bisher verfügt WWE laut der Verwaltungsvorlage bereits über ein Verteilnetz, bietet Dienstleistungen sowie eine Wärmeversorgung an. In Zukunft werde aber immer wichtiger, dass die Produktion von Energie, beispielsweise durch Wind und Sonne, zeitlich und örtlich getrennt werde. Ein Beispiel: Produziert eine Windkraftanlage im Kreis Paderborn an einem Tag Strom, könnte dieser viel später auch außerhalb des Kreises genutzt werden – wenn er gespeichert werden kann. Dafür könnten Batterien, die Strom kurzfristig speichern, infrage kommen. Perspektivisch ist auch von Wasserstoff als Langzeitspeicher die Rede. Für Paderborn äußert Kritik Aus Sicht von Hoppe gebe es allerdings Bedenken: wegen der Finanzierung einer &bdquo;unvorstellbar großen Summe“ und der Frage, ob sich WWE das Geld für die Investition – vereinfacht gesagt – über höhere Netzentgelte von den Kunden wiederhole. Zudem warnte Hoppe vor einem Einfluss von externen Wirtschaftsakteuren, wie er andeutete. Aufgrund der Beteiligung der PKB an WWE schloss Hoppe zudem, dass auf Paderborn – bei einer Zustimmung der Stadt – ein finanzieller Aufwand von 340 Millionen Euro zukomme. Dem widersprach niemand in der Ausschusssitzung. Allerdings fließt auch Geld an die Anteilseigner. Für 2023 habe der handelsrechtliche Beteiligungsertrag vor Tilgung und Steuern für die PKB 8,7 Millionen Euro betragen, so WWE auf &bdquo;NW“-Nachfrage. Dennoch habe Hoppe &bdquo;Zweifel an dem Vorhaben, und es lohnt sich, genauer hinzuschauen“. Hoppe befürchtete gar das Ausstellen eines &bdquo;Persilscheins“ an WWE. Paderborner Bürgermeister steht zu &bdquo;1.000 Prozent dahinter“ Das sahen andere Ausschussmitglieder ganz anders – allen voran Ausschussvorsitzender und Bürgermeister Michael Dreier. Er verwies darauf, dass das Vorhaben in einer Aufsichtsratssitzung der PKB &bdquo;umfassend vorgestellt“ worden sei. Und er betonte: &bdquo;Ich stehe zu 1.000 Prozent dahinter.“ Zudem appellierte Dreier eindringlich: &bdquo;Wenn wir es nicht machen, machen es andere.“ Auch Klaus Schröder (Bündnis 90/Die Grünen), Markus Mertens (CDU), Franz-Josef Henze (SPD), Reinhard Borgmeier (Die Linke) sowie Hartmut Hüttemann und Verani Kartum (beide fraktionslos) befürworteten weitere Schritte und die Zustimmung. Dies lehnte indes Alexander Lex (AfD) ab. Immer informiert bleiben: Abonnieren Sie jetzt den &bdquo;NW“-Whatsapp-Kanal für den Kreis Paderborn

Meistgelesen