Erinnerungsort gefordert: Unbekannte benennen Kardinal-Degenhardt-Platz in Paderborn um

Paderborn. Der Platz vor der Paderborner Stadtbibliothek war am Montag für eine kurze Zeit &bdquo;umgestaltet“. In der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober wurde der Kardinal-Degenhardt-Platz zum Alexandra-Rousi-Platz, berichten Unbekannte in einer E-Mail an diese Redaktion. Dafür wurde ein anderer Name über das Straßenschild gehängt und ein Mahnmal auf die Gedenktafel gelegt, die Kardinal Degenhardt gewidmet ist. Polizei und Stadt hatten bereits am Montagnachmittag den vorigen Zustand wieder hergestellt. &bdquo;Es handelt sich nicht um eine Straftat, es gab keine Sachbeschädigung“, berichtet Polizeisprecher Michael Biermann auf Anfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Der Kardinal-Degenhardt-Platz und die Gedenktafel seien so &bdquo;umgestaltet“ worden, dass keine Schäden bei der Entfernung entstanden sind. Die Paderborner Polizei werde daher nicht ermitteln. Mahnwache am Montag Hintergrund der Aktion ist ein Jahrestag. Am 14. Oktober 2024 jährt sich der Mord an Alexandra Rousi zum 30. Mal. Alexandra Rousi, die als Köchin gearbeitet hatte und sich um ihre Enkelkinder und Hunde kümmerte, wurde am 14. Oktober 1994 von ihrem Nachbarn ermordet. Der Täter überschüttete sie mit Benzin und zündete sie an. Ihre Familie erhielt nach der Tat keine Unterstützung und verließ Deutschland. Bereits vor der Tat hatten sie und ihre Familie immer wieder versucht, Hilfe zu holen. Das Paderborner Bündnis gegen Rechts rief am Montag zu einer Mahnwache auf dem Rathausplatz auf. An der Gedenkveranstaltung nahmen ab 18 Uhr circa 60 Menschen teil. Unter ihnen waren auch zwei Angehörige, Tina Curis und ihr Sohn Konstantinos Curis. &bdquo;Ich empfinde tiefe Trauer, heute ist ein schwerer Tag“, sagte Tina Curis. Ihr Sohn fragte bei der Mahnwache: &bdquo;Warum gibt es immer noch Rassenhass?“ Er vermisse Alexandra Rousi nach wie vor an jedem Tag. Teil der Mahnwache war auch ein gemeinsames Statement der Ratsfraktionen Bündnis 90/Die Grünen, SPD und Linke. &bdquo;Wir sind uns einig, dass es ein rassistisch motivierter Mord war“, sagte Franz-Josef Henze (SPD). Ein Satz, der den Angehörigen von Alexandra Rousi viel bedeutet. Sie warten nach eigenen Aussagen seit 30 Jahren auf eine Entschuldigung der Stadt Paderborn. &bdquo;Was Alexandra passiert ist, war ein rassistischer Anschlag und nicht nur ein Mord“, so Tina Curis. Aktion vor der Stadtbibliothek &bdquo;Bis heute hat sich die Stadt weder für ihr Fehlverhalten entschuldigt, noch Bestrebungen zur Aufarbeitung gemacht. Erst nach 30 Jahren und auf Anfrage der Presse beschäftigten sich einzelne Ratsfraktionen mit einem möglichen Gedenken. Bei fragwürdigen Stadtpersönlichkeiten wie Kardinal Degenhardt fiel ihnen eine Ehrung deutlich leichter“, heißt es in der E-Mail an diese Redaktion. Und weiter: &bdquo;Die Stadt sollte an die Opfer von rassistischer Gewalt erinnern, statt an die Menschen, die Gewalt ermöglicht und in Kauf genommen haben. Deswegen fordern wir eine dauerhafte Umbenennung des Kardinal-Degenhardt-Platzes in Alexandra-Rousi-Platz.“ Lesen Sie auch: Jahrestag eines (fast) vergessenen Hassverbrechens in Paderborn Das Erzbistum Paderborn reagiert auf Nachfrage der &bdquo;NW“ knapp auf die Aktion: &bdquo;Das Erzbistum Paderborn wird sich an der Diskussion um die Umbenennung des Platzes nicht beteiligen, da derlei Entscheidungen in den kommunalen Zuständigkeitsbereich fallen.“ Untersuchung zu Degenhardts Amtszeit Johannes Joachim Degenhardt wurde 1952 in Paderborn zum Priester geweiht und 1968 von Papst Paul VI. zum Weihbischof ernannt. Papst Johannes Paul II. erhob ihn im Oktober 2001 zum Kardinal. Seit dem Jahr 2012 trägt der Platz vor der ehemaligen Domdechanei und heutigen Stadtbibliothek Degenhardts Namen. Inzwischen wird die Amtsführung Degenhardts aber deutlich kritischer gesehen als noch vor zehn Jahren. Im Dezember 2021 hat die Universität Paderborn das Zwischenergebnis einer vom Erzbistum beauftragten Untersuchung zu Fällen des sexuellen Missbrauchs durch Priester in den Amtszeiten von Lorenz Jaeger (1941 bis 1973) und Johannes Joachim Degenhardt (1973 bis 2002) vorgelegt. Die Kirchenhistorikerinnen Nicole Priesching und Christine Hartig erheben als Autorinnen der Studie gegenüber beiden Würdenträgern konkrete Vorwürfe. Gedenktafel kritisiert Stadt Paderborn Auf der vorübergehend angebrachten Gedenktafel stand: &bdquo;Alexandra Rousi, geboren 1932 auf Korfu, Griechenland, rassistisch ermordet am 14.10.1994 in Paderborn, Deutschland. 1994 beschwerte sich die Familie Rousi mehrfach beim städtischen Vermieter über rassistische Anfeindungen eines Nachbarn. Die Stadt reagierte nicht. Am 14.10. übergoss der Nachbar Alexandra Rousi mit Benzin und zündete sie an. Sie überlebte den Mordanschlag nicht. 30 Jahre nach der Tat hat sich die Stadt weder für ihr Fehlverhalten entschuldigt, noch Bestrebungen zur Aufarbeitung gemacht. Das Schweigen der Mehrheit hat die Tat erst ermöglicht. Der Alexandra-Rousi-Platz soll ihnen als Mahnung dienen.“ Die Pressestelle der Stadt teilt auf Anfrage der &bdquo;NW“ zu der Aktion mit: &bdquo;Die Stadt Paderborn hat die durch Unbekannte am Kardinal-Degenhardt-Platz aufgehängten Schilder umgehend entfernen lassen. Wie in der Ratssitzung am 26. September beschlossen, prüft die Stadtverwaltung derzeit, in welcher angemessenen Form an den Mord an Alexandra Rousi erinnert werden kann und wird das Ergebnis dann in den zuständigen politischen Gremien vorstellen und beraten lassen.“ Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde aktualisiert. .responsive23-JCgkzDDWePFVsGg1-map-1014-degenhardt-platz-pb { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-JCgkzDDWePFVsGg1-map-1014-degenhardt-platz-pb { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-JCgkzDDWePFVsGg1-map-1014-degenhardt-platz-pb { padding-top: 142.86%; } }

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