Paderborn. Als Stefan Meyer vor fast 20 Jahren die Diagnose Multiple Sklerose bekam, war da zunächst ein großes Fragezeichen: „Ich wusste nichts Genaues darüber.“ Dann folgte die Erkenntnis, besonders schwer von der Krankheit betroffen zu sein. Und heute? „Das Leben zu genießen, ist für mich zur Normalität geworden“, sagt der Paderborner. Dass moderne Behandlungsmethoden MS für viele Betroffene beherrschbar gemacht haben, teilen die St.-Vincenz-Kliniken nun in einer Pressemitteilung mit.
Der 39-jährige Meyer habe eine schubförmig verlaufende Variante der chronischen Autoimmunerkrankung – eigentlich ein schwerer Fall. Lange habe er unter Beschwerden gelitten. „Anfangs hatte er zahlreiche Schübe mit neurologischen Ausfällen, verursacht durch Entzündungsherde im Gehirn“, sagt Neurologie-Chefarzt Thomas Postert.
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Als Postert vor 20 Jahren seine Arbeit in der Neurologie aufnahm und Behandlung für MS-Patienten anbot, habe es in Paderborn nahezu keine Versorgung für MS-Patienten gegeben. „Wir sind klein angefangen“, sagt der Chefarzt. Das neue Angebot sei auf viel Resonanz gestoßen und habe eine enge Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten mit sich gebracht.
Multiple Sklerose aktiv angehen
Schnell habe sich auch Patient Meyer damals entschieden, die Krankheit aktiv anzugehen. Der angehende Informatiker habe die Universität gewechselt, um den Stress zu senken. Das erste Medikament habe nicht gut gewirkt, der Besuch in einer Selbsthilfegruppe half ebenfalls nicht, heißt es weiter seitens des Klinikums. Meyer habe sich zum Umdenken entschieden. Er kaufte ein Motorrad, später ein Auto. „Ich wollte aktiv leben, solange ich noch kann“, sagt er. Der zweite Therapieansatz wirkte dann deutlich besser.
„Multiple Sklerose ist nicht heilbar“, erklärt Postert, „aber wir können sie bei einem großen Teil der Patienten zum Stillstand bringen.“ So auch bei Meyer, der nach wie vor sportlich aktiv sei, gern auf dem Rennrad sitze und Reisen unternehme.
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Auch den Traum von der Familie habe er sich mit seiner Frau erfüllt – die beiden haben inzwischen zwei Kinder. Beruflich gehe es Meyer ebenfalls gut, er arbeitet als IT-Spezialist.
Therapieerfolge bei schubförmigen Erkrankungen
„Besonders bei den schubförmigen Erkrankungen haben wir enorme Therapieerfolge“, sagt Chefarzt Postert. „Ich freue mich immer, wenn ich unterwegs einen Patienten sehe, dem es gut geht.“ Dank des medizinischen Fortschritts bleibe die Lebensqualität und Mobilität vielen Menschen erhalten.
Stefan Meyer bestätigt das. Keine Lähmungen, keine Muskelschwäche, nur bei einem starken Infekt schmerzen die Augen – das sei fast alles. „Wer eine MS-Diagnose bekommt, sollte den Kopf nicht hängen lassen“, sagt der 39-Jährige: „Wenn man die Krankheit aktiv angeht und sich helfen lässt, kann man oft vieles zum Positiven verändern.“