Missbrauch in der Ehe: Ein gefährlicher Mann und eine sehr nette Frau

Paderborn. Es sind bedrückende Szenen einer Ehe, die eine 36-Jährige vor dem Paderborner Landgericht geschildert hat. Ines B. (Namen geändert) hat auf einen Ausschluss der Öffentlichkeit verzichtet und freimütig vor der 8. Großen Strafkammer von all den seelischen Demütigungen durch ihren Ehemann, aber auch den körperlichen Übergriffen gesprochen, die sie im vergangenen Jahr zur Anzeige gebracht hat. Sie hat beschrieben, dass Baran B. sie von ihrer eigenen Eltern und Geschwistern isolierte, ihr auch andere Kontakte nach außen untersagte, von ihr Sex erzwang und sie schließlich zweimal eine Treppe herunterstieß, während der 45-Jährige zunächst schwieg - dann sämtliche Vorwürfe abstritt und seine Frau bezichtigte, ihn mit dem Nachbarn betrogen zu haben. Und so muss sich die 8. Große Strafkammer mit dem Leben der Familie B. beschäftigen. Kurzfristig hat sie einen zusätzlichen Verhandlungstermin angesetzt, an dem nicht nur zwei Brüder des Angeklagten befragt werden sollen. Los geht es mit einem 68-Jährigen, der schon seit Jahren direkt neben B.s lebt. Lesen Sie auch: Vergewaltigung und Gewalt: Ehemann soll Paderbornerin jahrelang misshandelt haben Ein bisschen aufgeregt ist der Senior, als er die Fragen des Gerichts beantworten soll. Er ist nämlich der Mann, dem Baran B. ein Liebesverhältnis mit seiner Frau unterstellt. Siegfried F. kann das überhaupt nicht verstehen. &bdquo;Ich war noch niemals in dem Haus der Familie“, sagt er. Einmal habe er angeklingelt, um den Nachbarn zu sagen, dass draußen auf der Terrasse noch das Licht brenne, und 2022 habe er im Garten die Blumen versorgt, als B.s im Urlaub waren. Niemals habe er zu Ines B. engeren Kontakt gehabt, beteuert dieser Zeuge. Nachbar des Paderborner Ehepaares berichtet von mehreren Angriffen Eigentlich sei das Verhältnis zu den Nachbarn ganz normal gewesen - bis ihn Baran B. bezichtigte, mit seiner Frau ein Verhältnis zu haben. Der 45-Jährige habe ihn in diesem Zusammenhang einige Male mit dem Auto verfolgt und sogar tätlich angegriffen, ein Verfahren ist mittlerweile eingestellt worden. Doch anscheinend stecken die Vorfälle Siegfried F. noch in den Knochen. &bdquo;Er ist ein gefährlicher Mann“, sagt er. Auf Ines B. lässt er hingegen nichts kommen. &bdquo;Sie ist eine sehr nette Frau“, sagt er. Die 36-Jährige habe sich in ihrem Zuhause rund um die Uhr um &bdquo;alles gekümmert“. Das angebliche Liebesverhältnis zwischen Ines B. und dem deutlich älteren Nachbarn war anscheinend auch Thema in der Familie des Angeklagten. Zwei seiner Brüder haben nach eigener Aussage auch davon gehört - von Baran B. persönlich. Beweise für eine Untreue ihrer Schwägerin haben auch sie nicht. Familie des Paderborner Angeklagten sagt auch aus Sie geben sich da ganz weltoffen - auch wenn einer von ihnen sagt, dass Ines B. &bdquo;ihre Familie kaputt“ gemacht habe, als sie zusammen mit ihren fünf Kindern Baran B. verließ. Es sei ganz &bdquo;normal“, wenn sich eine Frau von ihrem Mann trenne. Sie könne schließlich selbst entscheiden, was sie tue, sagen diese Zeugen. Lesen Sie auch: Ehefrau vergewaltigt? Paderborner sieht sich als Opfer eines Komplotts Das stehe auch nicht der jesidischen Religion entgegen, der die Familie des Angeklagten angehört. &bdquo;Wir haben noch nie gehört, dass es da Probleme gibt“, behaupten die Brüder von Baran B. &bdquo;Wenn jemand von Herzen weggehen will, soll man ihn ziehen lassen. Heutzutage kann man niemanden mehr zu etwas zwingen“, fasst einer von ihnen auf Nachfrage von Verteidiger Martin Lindemann zur jesidischen Kultur zusammen. Dass er einer Verwandten von Ines B. gegenüber geäußert haben soll, dass das Verhalten der jungen Frau möglicherweise bestraft werden sollte, weist der jüngere Bruder des Angeklagten weit von sich. &bdquo;Jeden Tag gehen Frauen fremd oder weg. Das ist normal“, findet der 36-Jährige. Die Verhandlung wird am Mittwoch, 25. September, fortgesetzt.

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