Weniger Autoverkehr und Parken: Neues Verkehrskonzept für Paderborns Stadtteile

Paderborn-Schloß Neuhaus/-Sande/-Elsen. Wie soll der Verkehr fließen und wie will man die Ziele erreichen? Zentrale Fragen, denen sich die Mitglieder der Bezirksausschüsse Schloß Neuhaus/Sande und Elsen zukünftig vertieft widmen werden. Ihnen wurden von der Verwaltung Empfehlungen der jeweiligen Verkehrskonzepte präsentiert. Die zentralen Themen der zukünftigen Planung richten sich auf die Aspekte der Nahmobilität, also den Fuß- und Radwegeverkehr, den öffentlichen Personennahverkehr inklusive deren Verknüpfung und den Kfz-Verkehr und die Straßenraumgestaltung. Lesen Sie auch: Ideen für die Neugestaltung mitten in Paderborns größtem Stadtteil Mehr Verkehr in Schloß Neuhaus Derzeit gehe man davon aus, dass der Verkehr in Paderborns größtem Stadtteil weiter zunehmen werde, zeigten Christian Bexen vom Büro Planersocietät und der städtische Verkehrsplaner Harald Bock den Mitgliedern des Bezirksausschusses Schloß Neuhaus/Sande auf. Kern der Vorstellung des Entwurfs bildet eine Prognose bis 2035. Die erhoffte Entwicklung für das Quartier Waldkamp auf dem jetzigen Dempsey-Areal wurde einberechnet. Einen besonderen Einfluss auf den Kfz-Verkehr in Schloß Neuhaus habe die B64, ergänzte Harald Bock später in der Diskussion. Die dortigen Kapazitätsengpässe sorgen in Schloß Neuhaus und Elsen für Probleme. Eingriffe und Verschiebungen Bleibe man beim Status quo, steige die tägliche Fahrzeuganzahl auf allen Straßen im Zentrum an, besonders auf den heute schon stark befahrenen Achsen: Bielefelder Straße, Münster-, Residenz, Hermann-Löns-, Husaren- und Mastbruchstraße. Eingriffe in Knotenpunkte, Vorfahrtsbeziehungen, Tempobeschränkungen oder Förderung des Radverkehrs, zur Entlastung eines Bereichs würden unweigerlich mehr Verkehr auf anderen Routen zur Folge haben, führten die Planer anhand von Modellberechnungen auf. Präferenz zu Entschleunigung Das Straßennetz sei sehr sensitiv, so das Experten-Fazit. Eine eindeutige Präferenz könne nur unter detaillierter Abwägung von Kosten/Nutzen-Gesichtspunkten erzielt werden. Die weitere Prüfung des Szenarios &bdquo;Entschleunigung Ortskern“ sei empfehlenswert. Dabei werde die Verkehrssicherheit durch Tempo 20 auf der Residenzstraße im Kernbereich erhöht. Die Rechtsabbiegerspur zur Residenzstraße an der Kreuzung Münsterstraße müsste zurückgebaut werden. Zu beobachten sei, ob in der Folge weitere Maßnahmen zur Steuerung des zunehmenden Verkehrs auf der Dubeloh- und Mastbruchstraße sowie den Nebenstraßen ergriffen werden müssten. Warnung der Politik In Sachen Komplexität des Themas waren sich die Ausschussmitglieder im Wesentlichen einig. Besonders problematisch seien die zu erwartenden Verschiebungen. Die Brückenbaustelle der Mastbruchstraße mache dies bereits in der Praxis deutlich. So warnte Markus Mertens (CDU) davor, die betroffenen Quartiere gegeneinander auszuspielen. Verbesserungen werde man tragen, aber nicht alle. So sei eine Schwächung des Einzelhandelsstandorts durch die Vergrämung des Verkehrs mit seiner Partei nicht zu machen. Er empfahl eine schrittweise Herangehensweise an das Thema. Man dürfe sich nicht nur eindimensional auf die Temporeduzierung fokussieren, sondern müsse die Stärkung des ÖPNV und Radverkehrs mitdenken, führte Helmut Arens (Grüne) auf. Für ihn lege die Analyse den Finger in die Wunde und die Parteien müssten Farbe bekennen, was sie denn wollten. Die Probleme seien teilweise seit Jahren bekannt, diese anzugehen werde weh tun, prognostizierte Günter Neumann (Linke). Nur mehr Radwege würden wohl nicht ausreichen, ohne den Abbau des Autoverkehrs werde es wohl nicht gehen, meint Manfred Krugmann (SPD). Einfach nichts zu verändern, schlug Alexander Lex (AfD) vor. Die prognostizierte Verkehrszunahme sei tragbar und ohne Verschiebungen würde auch niemand verärgert. Sennelager und Sande In Sennelager wird eine Stärkung des Bahnhofs in Form der Verbesserung des Umfelds und eines Ausbaus zur Mobilstation angedacht. Geprüft werden könnte eine Fuß- und Radbrücke für eine Verbindung zum Mömmenweg. In Sande bleiben die B64 und die Sennelagerstraße im Fokus. So ist eine Anbindung an den regionalen Busverkehr in Form einer Mobilitätsstation an der Münsterstraße (B64)/Rosmarinstraße auf der Vorschlagsliste. Die Idee gebe es schon lange, nur stellten Robert Siemensmeyer und Markus Pollmeier (beide CDU) infrage, ob die Umsetzung überhaupt gelingen könne. Vor Ort mangele es an Möglichkeiten. Diskussion um Parkraum in Elsen Verbesserungen für Radfahrer und Fußgänger Konkrete Vorschläge wurden bereits in der Bezirksvertretung Elsen vorgestellt. So werde derzeit geprüft, ob viele Ampelanlagen auf der Von-Kettler-Straße zu Zebrastreifen umgewandelt werden können. &bdquo;Das sei für alle harmonischer“, sagt Bock. Ob es tatsächlicher sicherer sei, konnten die Planer gegenüber der Bezirksvertretung nicht sagen. Jedoch müssten alle Verkehrsbeteiligten mit dieser Varianten weniger warten, aber auch mehr aufeinander achten. Aufenthaltsqualität statt Parkplätzen Statt Parkplätzen und Leerräumen an Straßen könnten zukünftig verstärkt Parklets zum Einsatz kommen. Dies sind Stadtmöbel, die auf Parkplatzflächen aufgebaut werden können. So soll die Aufenthaltsqualität an einigen Straßen erhöht werden. Geplant ist eine Umsetzung insbesondere an der Von-Kettler-Straße. Vonseiten der CDU stieß die Idee auf Gegenwehr. &bdquo;Es geht nur darum, Parkraum unter dem Vorwand der Verbesserung des Stadtbilds zu verknappen“, erklärt CDU-Ratsherr Christian Rörig. Zudem seien die Möbel anfällig für Vandalismus und ein Sicherheitsrisiko für Fahrradfahrer. Florian Milden von den Grünen, widerspricht und erklärt, dass das Konzept in seiner Heimat in Münster, gut funktioniere. Auch Harald Bock ergänzt: &bdquo;Das bedeutet jetzt nicht, dass es überall Parklets und dafür keine Parkplätze gebe.“ Das Ganze sei eine temporäre Lösung während der wärmeren Jahreszeiten. Größeres Angebot beim ÖPNV und eine Mobilstation Im Zuge des Verkehrskonzepts sollen viele bestehende Haltestellen aufgewertet und einige neue Projekte hinzugefügt werden. So wäre eine Reaktivierung der Haltestelle Elsen-Bahnhof, aber auch die Umsetzung einer Mobilstation möglich. Bei Letzterem ist ein Car-Sharing-Angebot angedacht. Die Stadtverwaltung sei bereits mit einem Anbieter im Gespräch. Lesen Sei auch: &bdquo;Gefährlicher Engpass“ an Bushaltestelle in Elsen Bevorzugter Standort sei die Elsener Verwaltungsnebenstelle. Dort sei ausreichend Parkfläche und die Nähe zu einer Bushaltestelle gegeben. Autoverkehr Bis zum Ende des Jahres laufe an der Von-Kettler-Straße ein Verkehrsversuch mit Tempo 30. Damit sei die Zahl der Unfälle bereits im Vergleich zum Vorjahr reduziert worden, erklärt Bock. Sigrid Beer von den Grünen kritisiert jedoch, dass diese Limits nicht durchgängig eingehalten werden würden. Zurückführen ist dies laut Bock auf das Straßenverkehrsgesetz, das eine Geschwindigkeitsbegrenzung nur in bestimmten Bereichen, wie Kindergärten oder Schulen vorsehe. Weitere Straßen, die für ein Limit infrage kämen, sind die Ostallee, der Mittelweg und die Nesthauser Straße. An der Paderborner Straße spielen Bock und Bexen mit der Idee einer Dosierungsanlage. Der mittlere Fahrstreifen würde im Falle einer Umsetzung in einen Busstreifen umgewandelt werden. Mit zusätzlichen Maßnahmen könnte der regelmäßige Rückstau auf einen Bereich außerorts verlagert werden. Innerorts gebe es dann ein leichteres Durchkommen.

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