Bürgersteig und Straße: Was steckt hinter den doppelten Radwegen in Paderborn?

Paderborn. Radfahrer in Paderborn haben an einigen Stellen ein Luxusproblem. Denn dort haben sie nicht nur einen, zwei, sondern gleich drei Radwege, die sie befahren können. Das kann für Verwirrung sorgen. Denn die Frage ist, welcher davon muss genutzt werden? Beispiel Elsener Straße: Hier wurden zwei Schutzstreifen in beide Fahrtrichtungen erst kürzlich für Fahrradfahrer angebracht. Theoretisch können Radler also entweder auf die Straße ausweichen oder auf dem noch rot gefärbten Abschnitt auf dem Bürgersteig fahren. Aber ist Letzteres überhaupt richtig? Als die &bdquo;NW“ sich vor Ort ein Bild davon macht, werden beide Radwege befahren. Verwirrt wirken die Radfahrer nicht. Welcher Radweg darf nun befahren werden? Die Stadtverwaltung erklärt auf Nachfrage: &bdquo;Fahrzeuge müssen die Fahrbahn benutzen.“ Aber aufgrund der doppelten Radverkehrsführung gebe es keine einzige Benutzungspflicht. Demnach kann der Radweg genutzt werden, der einem zuspricht. Auch wenn das durch die Beschilderung nicht immer deutlich wird. Lesen Sie auch: Parkplätze fallen weg: Elsener Straße in Paderborn wird umgestaltet &bdquo;Wenn die Benutzungspflicht eines Radweges aufgehoben wird, werden auch die entsprechenden Verkehrszeichen entfernt“, heißt es weiter vonseiten der Stadt. Für einen nicht benutzungspflichtigen Radweg würden auf der Fahrbahn und auf dem Gehweg Piktogramme angebracht. Diese sind auch an der Elsener Straße vorhanden. Warum die doppelte Radwegführung sinnvoll sei Gebe es Ungereimtheiten, weil beispielsweise ein Schild nicht entfernt worden ist, können Betroffene aber über das &bdquo;RADar“ der Stadt Paderborn Hinweise melden. &bdquo;Für die Mithilfe ist die Stadtverwaltung Paderborn den Bürgern dankbar“, sagt Kristina Stog vom Presseamt. Die aktuelle Lösung erhält jedoch viel Zuspruch vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Paderborn. &bdquo;So ist es auf jeden Fall besser“, sagt Marianne Wiemann. Sie ist die erste Vorsitzende des ADFC in Paderborn und erklärt: &bdquo;Grundsätzlich ist das Radfahren auf der Straße statistisch sicherer als auf dem Gehweg.“ Für Kinder und Ältere seien die Bürgersteige jedoch eine gute Alternative. Auch die grüne Ratsfraktion begrüßte die Umgestaltung der Elsener Straße kürzlich in einer Pressemitteilung in puncto Sicherheit. Und die Stadtverwaltung erklärt, dass die nicht benutzungspflichtigen Radwege bezüglicher der Unfallanzahl unauffällig seien. Wo es doppelte Radwege in Paderborn gibt Neben der Elsener Straße gibt es diese Verkehrsführung auch an der Riemekestraße, der Dubelohstraße und Detmolder Straße. Wiemann lobt dies und sehe auch dort keinen Grund, die Verkehrsplanung zu ändern: &bdquo;Natürlich könnte die Stadt die zusätzlichen Radwege abschaffen, aber das würde Kosten verursachen. So hat man als Radfahrer die Wahl“, sagt Wiemann. Lesen Sie auch: Mit Karte: Diese Geh- und Radwege in Paderborn werden saniert Die Wahl hat man zumindest noch: Denn die Stadt plant einen Umbau: &bdquo;Im Zuge der nächsten grundhaften Erneuerung wird das rote Pflaster entfernt und ein reiner Gehweg ausgewiesen“, erklärt die Stadtverwaltung. Einen Zeitpunkt nennt sie nicht. Grundsätzlich sei Wiemann mit der Radfahrinfrastruktur in Paderborn sehr zufrieden: &bdquo;Wir vom ADFC fühlen uns sehr verstanden“, sagt Wiemann. Der Verband sehe die Stadtverwaltung als guten Partner, der zu vielen Absprachen bereit sei. Diese Schulnote haben die Radwege in Paderborn erhalten Die Zufriedenheit zeige sich auch in einer Untersuchung des ADFC. Hierbei wurde die Radfahrqualität in der Stadt untersucht und 461 Menschen befragt. Das Ergebnis ist mit der Schulnote 3,9 nur gerade so befriedigend. Aber im bundesweiten Vergleich mit anderen Städten in der Größenordnung von 100.000 bis 200.000 Einwohnern reicht es dennoch für Platz zwölf von 40. NRW-weit sogar für Platz zwei. &bdquo;Paderborn liegt damit im guten, oberen Mittelfeld“, sagt Wiemann. Natürlich sei immer Luft nach oben, aber das Niveau sei zufriedenstellend. Darüber hinaus sei Wiemann glücklich über die vielen Veränderungen, die es für Radfahrer in der Stadt gebe. Zum Beispiel die kürzlich angepasste Ampelschaltung am Westerntor, wie die &bdquo;NW“ berichtete. Das sagt der ADAC zu Paderborn Natürlich gebe es durch diese Verkehrswende auch Abstriche. So sind durch hinzugefügte Fahrradstreifen einige Parkplätze entfernt worden. Wiemann bezweifelt, dass all diese Plätze unbedingt gebraucht werden, und findet: &bdquo;Es gibt ohnehin zu viele Autos. Wie häufig sieht man ein Auto mit einem Fahrer drinnen?“ Die Verkehrswende dürfe aus ihrer Sicht nicht nur ein Schlagwort bleiben. &bdquo;Es muss auch tatsächlich etwas passieren“, sagt Wiemann. Ob die Autofahrer das ähnlich sehen? Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) OWL beantwortet eine &bdquo;NW“-Anfrage, mit der Bitte um Stellungnahme zu den doppelt geführten Radwegen, wie folgt: &bdquo;Unglücklicherweise können wir in diesem konkreten Fall nicht weiterhelfen.“

Meistgelesen