Mehr Grünflächen gegen Hitze in der Paderborner City gefordert

Paderborn. Die vergangenen Tage mit Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke zeigen, wie wichtig kühle Bereiche sind. Passend zur Hochsommer-Glut hatte die Deutsche Umwelthilfe ihren Hitze-Check veröffentlicht, in dem Paderborn – wie berichtet – schlecht abgeschnitten hat: Bundesweit reicht es zu Platz 130 von 190 Städten über 50.000 Einwohner und in NRW zu Rang 42 von 50. Die Ampelnote gelb gibt es sowohl beim Anteil der Versieglung als auch des Grünvolumens. Fast jeder zweite Quadratmeter – 47,06 Prozent der Flächen – ist versiegelt. Die Grünmasse liegt bei 2,83 Kubikmeter je Quadratmeter Stadtfläche. &bdquo;Es ist wichtig, grüne Inseln zu erhalten, wo die Menschen sich aufhalten und arbeiten“, sagt Fritz Buhr vom Paderborner Umweltschutzverein Pro Grün. Die Stadtverwaltung habe diesbezüglich oft wider besseres Wissen gesündigt. Beispiele für besonders heiße Orte in Paderborn Ein Beispiel hierfür sei das Studentenwohnheim Shipshape des Spar- und Bauvereins an der Warburger Straße. Hier standen vorher ein nicht mehr benötigter Hochwasserbehälter der Wasserwerke und ein Wäldchen, das für den Bau abgeholzt wurde. Verhindert werden konnte dagegen, dass ein Großteil der Linden am Marienplatz verschwindet – so es wie die Ursprungsplanung für den Stadthaus-Neubau mit einer Platzumgestaltung vorgesehen hatte. Letztlich änderte Bürgermeister Michael Dreier aufgrund des Protests vieler Paderborner, der Umweltverbände und der St.-Liborius-Pfarrgemeinde als Eigentümerin der Flächen die Pläne. Lesen Sie auch: Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe: Hier ist es in Paderborn am heißesten Die Stadt müsse den Mut haben, auf Parkplätze zu verzichten und Bäume mit großer Krone zu pflanzen, nicht nur &bdquo;Architektenpetersilie“. Bäume spenden im Sommer erstens Schatten. Viel wichtiger sei aber, dass ihre Blätter für Verdunstungskälte sorgen, so Buhr. Dach- und Fassadenbegrünung helfen ebenfalls. &bdquo;Auch wenn man bei uns unter veränderten und erschwerten Bedingungen weiter leben kann: Die Leute haben noch nicht verstanden, dass wir weltweit in eine Klimakatastrophe rasen“, sagt Buhr. Paderborn habe eigentlich hervorragende Voraussetzung Bei Gewerbeflächen dürfe möglichst wenig versiegelt werden und es müsse Vorgaben zum Baumbestand sowie Dach- und Fassadengrün geben. Unverständlich ist für Buhr auch, dass weiter in die freie Landschaft gebaut werden soll wie beim geplanten Neubaugebiet Winkelland. Vorrang habe Nachverdichtung, bei der jedoch behutsam vorzugehen und möglichst viel Grünfläche zu erhalten sei. Er hoffe auf die Leiterin des Paderborner Amts für Umweltschutz und Grünflächen. Als zertifizierte Klimaanpassungsmanagerin müsse Jessica Schütte Entsiegelungen und Flächen mit großkronigen Bäumen im Blick haben. &bdquo;Eigentlich hat Paderborn hervorragende Voraussetzungen und müsste viel günstiger dastehen, weil die Pader das ganze Jahr kühl ist“, sagt Reinhard Schäck, Vorsitzender des Naturwissenschaftlichen Vereins in Paderborn. Sie sei eine erfrischende Ader mit einem weitgehenden Baumbestand. Auch die großen West- und Ostfriedhöfe seien sehr grün. Positiv seien auch die Baumpflanzungen an der neuen Bahnhofstraßen-Brücke. Es fehlt an Bäumen in Paderborns Innenstadt Zugleich seien der Riemekepark und das Pader-Areal die einzigen großen Parkflächen. Was fehlende Bäume ausmachten, zeige sich aufgrund der Tornado-Folgen im Paderquellgebiet. &bdquo;Hier ist es heute richtig heiß“, sagt Schäck. Es gebe einfach zu wenig Bäume. Am Kamp, Westerntor oder auf dem Markt-/Domplatz ständen vorwiegend kleine Exemplare ohne große Krone. Bäume mit echtem Grünvolumen fehlten auch am Maspernplatz. Lesen Sie auch: Hitze in Paderborn: Das sind die 10 kühlsten Orte der Stadt Der ausgebaute Padersteinweg sei zwar für den Radverkehr attraktiver. Auf vier Meter verbreitert, gebe er jetzt aber auch ordentliche Wärme ab. Dies wirke der kühlenden Paderauen-Wirkung entgegen. Radwege müssten wasserdurchlässig sein, nicht gebunden. Die laut Stadtverwaltung per Satellitenaufnahme heißesten Flecken sind vor allem im Bereich von Gewerbe- und Industrieansiedlungen: Heinz-Nixdorf-Ring, Benteler, Bahn-Ausbesserungswerk, Dörener Feld sowie der Bereich von Mönkeloh über den Frankfurter Weg bis zur Bahnhofstraße und ihren Rändern. Kritik an Studie der Deutschen Umwelthilfe Schäck ergänzt noch das 18 Hektar große Alanbrooke-Areal, auf dem derzeit kaum ein Baum steht. Auch entlang des inneren Rings finden sich nur wenig Linden oder Kastanien. Im früher stark kühlenden Geisselschen Garten stehen seit dem Tornado nur Reste. Lesen Sie auch: Hitze in der Innenstadt: Paderborn muss lebenswert bleiben &bdquo;Man muss die Städte auf heiße Sommer vorbereiten“, sagt Schäck. Stattdessen werde weiter versiegelt und die Zahl der Bäume reduziert. Und das bei einem absinkenden Tiefengrundwasserspiegel. Lesen Sie auch: Am Wochenende wird es heiß in Paderborn: Tipps zum Abkühlen Zugleich spiegele die Methodik zur Studie der Deutschen Umwelthilfe nicht die wirklichen Auswirkungen von Versiegelungen und die tatsächliche Hitzebelastung wider. &bdquo;Eigentlich müssten Messpunkte in der Innenstadt mit anderen Städten verglichen werden“, sagt Schäck. Das sagt die Paderborner Stadtverwaltung Die Stadt Paderborn erklärt auf Nachfrage durch die &bdquo;NW“, dass die Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe &bdquo;korrekt und nachvollziehbar“ sei. Nach eigenen Angaben habe sie die Herausforderung des Klimawandels erkannt und bereits 2020 ein Klimaschutzteilkonzept erarbeitet. Welche Initiativen in diesem Kontext tatsächlich umgesetzt werden, könne dem Klima-Aktionsplan entnommen werden. Hitze- und Starkregenchecks seien dort bereits enthalten. Ein Hitzeaktionsplan sowie bauliche Standards, die an die Folgen des Klimawandels angepasst sind, würden später umgesetzt. In der nahen Zukunft sollen die Renaturierung der Pader im Paderauenpark, Arbeiten im Bereich des Gartendenkmals im Paderquellgebiet und im Geisselschen Garten sowie an den Freianlagen am Alanbrooke-Quartier erfolgen. Außerdem werde im Herbst das 1.000-Bäume-Programm abgeschlossen, das die Pflanzung von 1.000 zusätzlichen Bäumen im Stadtgebiet innerhalb von vier Jahren beinhalte. Was die Entsieglung betrifft: Hier gebe es ein Zuschussprogramm zur Entsiegelung von Vorgärten. Darüber hinaus seien Maßnahmen angedacht. Eine Übersicht, wie viele Flächen tatsächlich versiegelt oder entsiegelt worden sind, liegen dem Amt für Umweltschutz und Grünflächen jedoch nicht vor.

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