Zwei tödliche Badeunfälle in Paderborn: Warnung vor Schwimmen im Lippesee

Paderborn. Der Lippesee in Sande ist über die Region hinaus als Freizeit-Eldorado bekannt. Vor allem an richtig sommerlichen Tagen strömen auch Menschen aus den Nachbarkreisen an das malerisch gelegene Gewässer bei Paderborn. Doch über dem sonnigen Vergnügen liegt ein Schatten, kommt es doch immer wieder zu Unfällen. Innerhalb der vergangenen zwei Wochen sind zwei junge Menschen im Lippesee ertrunken. Welche Forderungen gibt es jetzt für den Lippesee? Der Sander Ratsherr Robert Siemensmeyer (CDU) macht sich deshalb große Sorgen. Der Lippesee sei ein gefährliches Gewässer und kein Badesee. Doch die in dem Baggersee lauernden Gefahren seien trotz der Beschilderung nicht allen Gästen bewusst. Siemensmeyer, der auch stellvertretender Leiter der Feuerwehr Paderborn ist, fordert deshalb &bdquo;klare Regeln für das gesamte Gewässer und eine Seeordnung“. Er wünscht sich einen neuen Bebauungsplan, aus dem dann hervorgehe, was wo erlaubt sei und wie der Lippesee entwickelt werden soll. Das sei auch der Wunsch der Bewohner von Sande und aller privaten wie öffentlichen Eigentümer der zahlreichen Flächen, in die der Lippesee aufgeteilt ist. Die Bevölkerung und die Gäste müssten noch mehr für die bestehenden Verbote und Gefahren sensibilisiert werden, so Siemensmeyer. Gibt es neue Erkenntnisse zum Hergang des tödlichen Unfalls? Dass der Badespaß im Lippesee tödlich enden kann, zeigte sich in dem tragischen Unglück vom vergangenen Freitag. Eine 21-jährige Frau ertrank vor den Augen ihrer Freunde. Die Polizei Paderborn nennt jetzt neue Details zum Unfallhergang: Demnach sei die junge Frau, die vor einem Jahr als Geflüchtete aus Marokko nach Paderborn kam, den Angaben ihrer beiden Begleiter zufolge Nichtschwimmerin gewesen. Im Bereich der etwa zehn Meter vom Ufer entfernten Bojenkette sei die junge Frau an der Abbruchkante offenbar ins Straucheln gekommen und untergegangen. Sie sei dann vermutlich in Panik geraten und ertrunken. Ihr lebloser Körper wurde wenig später in 4,40 Meter Wassertiefe entdeckt. Um die genaueren Umstände zu klären, hat die Staatsanwaltschaft Paderborn ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Mitte der Woche soll die Leiche der Frau, die in Paderborn lebte und arbeitete, obduziert werden. Ist Baden im Lippesee eigentlich erlaubt? Seit den beiden Unglücken innerhalb kürzester Zeit wird auch in den sozialen Netzwerken darüber diskutiert, ob Schwimmen im Lippesee eigentlich erlaubt ist. Die Antwort ist eindeutig: Nein. Im gesamten Gewässer herrscht – wie in allen Paderborner Baggerseen – ein Badeverbot. Darauf weisen zahlreiche Verbotsschilder entlang des sieben Kilometer langen Ufers hin. Auch auf der Homepage der Lippeseegesellschaft ist zu lesen: &bdquo;Das Baden im Lippesee ist verboten!“ Die einzige Ausnahme bildet der ausgewiesene Bereich am Salitos Beach, wo es am Freitag zu dem tödlichen Unfall kam. Dieser Bereich ist allerdings unbewacht und durch die Bojenkette am Ende der Badestelle gekennzeichnet. &bdquo;Baden auf eigene Gefahr! Es gibt keine Badeaufsicht“, ist dazu auch auf der Homepage des Salitos Beach zu lesen. Die Betreiber waren am Montag auf Anfrage nicht zu erreichen. .responsive23-I9ieFOg6vSKjIrnc-map-0720-grosseinsatz-am-lippesee { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-I9ieFOg6vSKjIrnc-map-0720-grosseinsatz-am-lippesee { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-I9ieFOg6vSKjIrnc-map-0720-grosseinsatz-am-lippesee { padding-top: 142.86%; } } Warum sind Baggerseen so gefährlich? Die Stadt Paderborn warnt jedes Jahr aufs Neue eindringlich vor dem Schwimmen in Baggerseen. Die Paderborner Seen sind demnach allesamt künstliche Gewässer, in denen das Baden grundsätzlich untersagt ist. &bdquo;In den Tiefen der Seen lauern tödliche Gefahren. Immer wieder werden die steil abfallenden Ufer, plötzliche Untiefen sowie eiskalte Wasserschichten unterschätzt. Wer in dem trüben Wasser untergeht, hat nur eine kleine Chance, rechtzeitig gefunden zu werden“, schreibt die Stadt. In ihrer jüngsten Pressemitteilung hob die Verwaltung die Gefahren im Lippesee, der ein Abbaugebiet für Kies und Sand ist, besonders hervor. Der DLRG zufolge sei er abgesehen von der ausgewiesenen Stelle am Salitos Beach &bdquo;nicht hergerichtet für ein unfallfreies Betreten des Sees“. Lesen Sie auch: Stadt Paderborn warnt: Schwimmen in Baggerseen kann lebensgefährlich sein Gefährlich sind laut Stadt Paderborn auch eiskalte Unterströmungen und die fehlende Sichttiefe. Schwimmer könnten leicht in Panik geraten, wenn sie plötzlich in kalte Wasserschichten kämen oder keinen Grund mehr unter den Füßen spürten. Was sind die Aufgaben der DLRG am Lippesee? Viele Menschen fragten sich zuletzt, ob nicht die DLRG die Aufsicht über die Badestelle am Salitos Beach habe. Dies ist allerdings nicht der Fall, wie der geschäftsführende Vorstand klarstellt: Die DLRG-Ortsgruppe Paderborn sei ein ehrenamtlicher Verein, der sich durch Spenden und Mitgliedsbeiträge finanziere. Die DLRG betreibt am Lippesee eine Wasserrettungsstation, die allerdings nicht in der Nähe des Salitos Beach, sondern zwischen dem Gelände des 1. Paderborner Seglervereins und dem Yachtclub liegt. Das Gelände der Wasserrettungsstation werde für Ausbildung und Fortbildung genutzt. Zusätzlich führe die Ortsgruppe auf eigene Kosten einen freiwilligen, ehrenamtlichen Wasserrettungsdienst zur Absicherung des Boots- und Segelbetriebs durch. In Notfällen würde man aber natürlich eingreifen, sofern man davon Kenntnis erhalte. Der geschäftsführende Vorstand betont: &bdquo;Wasserrettungsdienst ist keine Aufsicht des Gewässers, sondern die unverbindliche Überwachung einzusehender Stellen durch Einsatzkräfte der DLRG.“ In den Dienstzeiten werde dies durch die rot-gelbe Flagge kenntlich gemacht. Lesen Sie auch: Leiser Tod: Wie Ertrinken wirklich aussieht – und wie Sie helfen können Eine Absicherung des gesamten Lippesees durch DLRG-Einsatzkräfte sei aber aufgrund der Größe des Sees, die Ratsherr Siemensmeyer mit 110 Hektar beziffert, nicht mit ehrenamtlichen Kräften leistbar. Dies sei auch nicht Aufgabe der DLRG, da es sich noch um einen aktiven Baggersee handelt, in dem Baden nicht gestattet sei: &bdquo;Einen öffentlichen oder auch privatrechtlichen Auftrag zur Absicherung gibt es daher nicht.“ Gibt es im Kreis Paderborn Schwimmkurse für Geflüchtete? Beide Todesopfer hatten eine Gemeinsamkeit: Sowohl die 21-Jährige als auch der 25-Jährige, dessen Leiche vor zwei Wochen im Bereich des Salitos Beach im Wasser gefunden wurde, waren Geflüchtete. Gibt es in Paderborn eigentlich Schwimmangebote für Geflüchtete? &bdquo;Speziell für geflüchtete Erwachsene hält die Stadt Paderborn keine Schwimmkurse vor“, so die Antwort der Verwaltung. Es gebe aber regelmäßig Schwimmlernkurse für Erwachsene. Die Antwort der Kreisverwaltung steht noch aus. Anm. d. Red. (24. Juli): Die Wasserrettungsstation der DLRG befindet sich nicht, wie ursprünglich in diesem Artikel zu lesen war, direkt an der Badestelle am Salitos Beach. Tatsächlich liegt sie ein Stück entfernt. Wir haben die Passage korrigiert.

Meistgelesen