Sozialer Neubau im Paderborner Brennpunkt: Sorgen der Anwohner wachsen

Paderborn. Es ist mitten in der Nacht in der Kapellenstraße. Eine Gruppe hört Musik, brüllt, schreit, trinkt Alkohol und konsumiert womöglich Drogen auf dem Hof des Sozialdienstes der katholischen Männer (SKM) in Paderborn. Das behaupten zumindest Anwohner, die in der Gegend wohnen. Der SKM betreibt dort eine Geschäftsstelle, eine Fachberatungsstelle und eine Tagesstätte, wo Menschen die Chance bekommen sollen, sich für reguläre Arbeit zu qualifizieren. Zudem können Bedürftige hier ihren Tagessatz abholen. Grundsätzlich sei das eine gute Sache. Finden auch die Anwohner. Im Gespräch mit der &bdquo;NW“ erklärt ein Mann jedoch, dass er erlebt habe, dass Kinder selbst bei Tage in der Nähe der Kapellenstraße nicht aus dem Auto steigen wollten. Sie sagten: &bdquo;Wir haben Angst“, berichtet der Mann, der anonym bleiben möchte. Er selbst fürchte sich vor den Klienten des SKM. Es sei schon einmal nach Beschwerden vorgekommen, dass er angefeindet worden ist. &bdquo;Da sind sogar Flaschen geflogen“, sagt der Anwohner. Stadt Paderborn bestätigt die Probleme in der Kapellenstraße Auch der leitende Pressesprecher der Stadt Paderborn, Jens Reinhardt, bestätigt auf &bdquo;NW“-Anfrage die Probleme an der Kapellenstraße: &bdquo;In dem angesprochenen Bereich kommt es tatsächlich zu einem erhöhten Aufkommen an Einsätzen aufseiten des Ordnungsamts der Stadt Paderborn und der Polizei. Von daher kann man den Bereich als auffällig bezeichnen.“ Lesen Sie auch: Stress mit Suchtkranken an Kapellenstraße: &bdquo;Alternative Orte“ eine Lösung? Die Nachbarschaft habe viel Verständnis für die Einrichtung des SKM. &bdquo;Wir sagen nicht: So etwas darf es nicht geben“, erklärt der Anwohner. Natürlich müsse bedürftigen Menschen geholfen werden. Deshalb sei es auch in Ordnung, wenn bald ein Neubau mit 16 Wohneinheiten entstehe, in dem wohnungslose Menschen untergebracht werden. Diese Menschen seien auch nicht das Problem. Sondern solche sogenannten &bdquo;Systemsprenger“. Das sei eine Gruppe von circa 20 Personen, die, wie es Joachim Veenhof formuliert, nicht &bdquo;absprachefähig“ seien. Er ist der Geschäftsführer der Paderborner SKM Einrichtung an der Kapellenstraße. &bdquo;Wir haben rund 517 Klienten und nur ein kleiner Teil davon ist auffällig“, sagt Veenhof. Kleine Gruppe macht den Anwohnern der Kapellenstraße zu schaffen Diese kleine Gruppe machen den Anwohnern besonders zu schaffen. Den Konflikt gibt es schon seit Jahren, wie die &bdquo;NW“ berichtete. Geändert habe sich nicht viel, auch wenn Politik und Stadtverwaltung vor Ort waren und das Gespräch suchten. Anwohner behaupten sogar, es sei so schlimm wie noch nie. Ein zentrales Problem sei, dass der SKM-Hof sich schon seit Jahren als Treffpunkt für Drogenabhängige etabliert habe. Zu dem Hof gehört ein überdachtes Raucherhäuschen, unter dem sich Menschen aus der Drogenszene versammeln. Nach Angaben der Anwohner auch außerhalb der Öffnungszeiten. Und ein weiterer Kritikpunkt: Grenzübertritte würden nicht ausreichend geahndet werden, sagt der Mann aus der Nachbarschaft: &bdquo;Das war mit dem vorherigen Geschäftsführer anders. Der hat noch Leute vom Hof verwiesen.“ Lesen Sie auch: Drogen- und Alkoholkonsum: Anwohner schlagen in der Kapellenstraße Alarm Doch Veenhof und sein Team stünden stark unter Druck &bdquo;In den vergangenen Jahren hatten wir um die 300 Klienten, um die wir uns jährlich gekümmert haben. Jetzt sind es 70 Prozent mehr“, sagt der SKM-Geschäftsführer. Das liege neben den gestiegenen Lebensunterhaltskosten auch an der Corona-Pandemie und der damit zusammenhängenden sozialen Isolation. Das hätte den Bedarf nach Hilfe erhöht. Gewaltausbrüche gegenüber Mitarbeiter von Paderborner Sozialdienst Zudem sei das Aggressionspotenzial höher. &bdquo;Wir mussten erst kürzlich vor Gericht eine einstweilige Verfügung erstreiten“, sagt Veenhof. Der Grund: Gewaltausbrüche gegenüber seinen Mitarbeitern vonseiten der Klienten. Doch was wären sozialgerechte Lösungen, um sowohl Anwohner als auch den SKM zu schützen? Könnte das Raucherhäuschen, an dem sich die &bdquo;Systemverweigerer“ aufhalten, nicht entfernt werden? Veenhof findet, es sei ein notwendiger Platz für die Raucher und Klienten des SKM. Er schließe aber nicht aus, dass es woanders hinkommen könnte. Er bietet jedoch auch einen konkreten Lösungsvorschlag an: &bdquo;Es müssen Orte geschaffen werden, wo selbst solche Systemverweigerer ihren Raum haben“, sagt Veenhof. Insbesondere für die mit Suchtverhalten. Einfach weg ignorieren könne man diese Menschen nicht.

Meistgelesen