Paderborn. „Es ist einer der schönsten Tage für mich in diesem Jahr“, sagt Julian O. und strahlt. Aufgewachsen in Norddeutschland, lebt er seit mehr als 20 Jahren immer wieder auf der Straße. Mittlerweile ist ein schlichtes Tiny-House sein temporäres Zuhause in Paderborn. Er war einer von mehr als 50 wohnungslosen Menschen, die zur siebten Auflage des Martinsessens ins Kontaktcafé B2 des Vereins KIM Soziale Arbeit am Busdorfwall kamen.
Seit der Premiere im Jahr 2015 sorgen die Paderborner Köche Benedikt Paus und Alexander Brozmann mit wechselnden Menüs der Extraklasse für Begeisterung bei den Obdachlosen. In diesem Jahr folgte auf einen Zwiebelkuchen mit Wildkräutersalat und Speck eine Kürbiscreme mit Kürbiskernen und Kernöl.
Als Hauptgericht bereiteten die Restaurantinhaber Schweinebraten mit Semmelknödel, Rotkohlsalat und Kartoffelschaum zu, ehe als Dessert eine Lemon Pie mit Nusscrumble und Beeren folgte. „Perfekt!“, fasste ein Gast später die einhellige Meinung der überwiegend suchtkranken Menschen zusammen, wie Organisator Tobias Fenneker mitteilt.
SC Paderborn-Geschäftsführer Martin Hornberger serviert
Fenneker hatte erneut weitere ehrenamtliche Helfer ins Café gelotst, um den Wohnungslosen für ein paar Stunden Ablenkung vom stressigen Alltag zu verschaffen. Ein Alltag, der sich bei den Gästen des Essens sonst zwischen Geldsorgen, der Suche nach einem Schlafplatz und einer Abhängigkeit von Alkohol oder härteren Drogen bewege. Lokale Bekanntheiten schlüpfen beim Martinsessen stets in die Rolle der Kellnerinnen und Kellner.
In diesem Jahr war neben Landrat Christoph Rüther auch die Vizepräsidentin der Universität Paderborn, Heike Trautmann, dabei. Wie bei den sechs vorherigen Ausgaben servierte auch SC Paderborn-Geschäftsführer Martin Hornberger Getränke und Essen. Komplettiert wurde das Quartett durch Lehrerin Sonja Hornberger. Der Paderborner Singer-Songwriter Batomae sorgte für die passende Live-Musik, Magier David Wedegärtner zeigte schon vor Beginn des Essens eine kleine Zaubershow.
Themenwoche Kokain: Unser Fokus auf den Kreis Paderborn
Finanziert wurde das Essen in diesem Jahr durch eine Spende des Paderborner Osterlaufs. „Die Dankbarkeit der Gäste ist grenzenlos. Es ist und bleibt wichtig immer wieder zu betonen, dass auch diese Menschen selbstverständlich mit zum Paderborner Stadtbild gehören“, sagt Organisator Fenneker.