Werbung für ihren Job: Das verdienen zwei Paderborner Tagesmütter

Paderborn. Den Paderborner Tagesmüttern Kathrin Heger (45) und Natalie Schmitz (51) macht ihre Arbeit Freude. Sie bieten Eltern mit ihrer jeweiligen Einrichtung eine Alternative zu größeren Kindertagesstätten. Beide betonen eines: Die finanziellen Bedingungen geben den freiberuflich tätigen Frauen Sicherheit. Drei Dinge würden sie aber in der Stadt ändern. Eine Existenznot wie andere Tagesmütter kennen sie nicht. Von teilweise schwierigen Bedingungen berichtete Corina Schuster zuletzt gegenüber der &bdquo;Neuen Westfälischen“. &bdquo;Warum sollten wir als Tagesmütter arbeiten, wenn es sich nicht rechnen würde?“, fragt Schmitz im Gespräch mit der &bdquo;NW“. Kritik an den Bedingungen bezeichnet Heger sogar als &bdquo;Jammern auf hohem Niveau“. Das hat, wie beide sagen, auch damit zu tun, in welcher Kommune die Tagespflege ihren Sitz hat. Für Einrichtungen in der Stadt sowie im Kreis Paderborn gebe es andere Grundlagen, auch bezüglich der finanziellen Ausstattung, als beispielsweise für solche in Bielefeld. 86 Tagespflegestellen in Paderborn Aktuell gibt es laut der Stadtverwaltung 86 Tagespflegestellen in Paderborn, darunter vier Großtagespflegestellen. Weitere Großtagespflegestellen sollen folgen, beispielsweise in Schloß Neuhaus. Seit 2010 ist Heger als Tagesmutter tätig. Mit ihrer Kollegin Denise Brand betreibt sie die Großtagespflege Zwergeninsel in Wewer. Hier dürfen sie bis zu neun Mädchen und Jungen im Alter von bis zu drei Jahren betreuen. Dazu beschäftigen sie zwei Mitarbeiterinnen. Seit 2008 ist Schmitz Tagesmutter. Sie betreibt die Einrichtung Freiraum in der Nähe zu den Fischteichen und darf bis zu fünf Mädchen und Jungen gleichzeitig betreuen: Kinder ab einem Jahr bis zum Eintritt in die Kindertagesstätte. Zudem ist Schmitz Vorsitzende des Vereins Paderborner Kindertagespflege mit aktuell 42 Mitgliedern. Zum 2022 gegründeten Verein gehören auch Eltern. Die Interessen der Tagesmütter vertreten verschiedene Gruppen in der Stadt. Vereinfacht gesprochen läuft die Bezahlung der Tagesmütter wie folgt. Eltern zahlen monatliche Beiträge, je nach Jahreseinkommen und gebuchten Wochenstunden. Das zuständige Jugendamt zahlt für die Pflege und für Sachkosten Beträge an die Tagesmütter. Je nachdem, wo die Familie des betreuten Kindes wohnt, ist es entweder das Jugendamt der Stadt Paderborn oder des Kreises. Verdienst: zwei Beispiele in Paderborn Um zu verdeutlichen, was sie verdienen, nennen beide Tagesmütter Zahlen, auch zum Brutto- und Nettoeinkommen. Die Großtagespflege von Heger und ihrer Mitinhaberin verfügt bei neun betreuten Kindern und jeweils 30 bis 35 Wochenstunden über ein Bruttoeinkommen von etwa 9.000 Euro. Zudem gebe es für Großtagespflegen in angemieteten Räumen einen Zuschuss zur Kaltmiete der Stadt von bis zu 900 Euro. &bdquo;Mietnebenkosten werden nicht übernommen“, heißt es dazu von der Stadt. Am Ende des Monats bleibt Heger zur Hälfte ein Nettoeinkommen von etwa 2.000 Euro. Schmitz betreut in ihrem Zuhause fünf Kinder mit jeweils 45 Wochenstunden. Dafür erhält sie ein Bruttoeinkommen von etwa 6.000 Euro. &bdquo;Davon müssen wir die Einkommensteuer bezahlen“, sagt Schmitz. Da Tagesmütter freiberuflich tätig sind, zahlen sie keine Gewerbesteuer. Zudem übernimmt die Stadt die Hälfte der Sozialversicherungsbeiträge und zahlt die Beiträge zur Unfallversicherung. Zudem bekommt Schmitz bei mindestens 40 Betreuungsstunden pro Woche, Kind und Monat steuerfrei 400 Euro. Letztlich bleibt Schmitz nach allen Abzügen die Hälfte als Nettoeinkommen, also etwa 3.000 Euro. &bdquo;Davon muss ich aber auch Rücklagen bilden, Material einkaufen wie neue Bücher“, sagt Schmitz. Deshalb lautet ein Wunsch an die Stadt, dass diese alle fünf Jahre eine Pauschale für Material zahlt. Kritik an bezahlten Krankheitstagen Lob, aber auch Kritik äußern Schmitz und Heger, dass die Stadt für zehn Krankheitstage zahlt. &bdquo;Das Geld ist in Ordnung. Es geht aber um die Zahl der Tage“, sagt Schmitz. Denn es könne passieren, dass Tagesmütter beispielsweise Bandscheibenvorfälle erleiden oder zu einer Mutter-Kind-Kur möchten. Und das dauere meist länger als zehn Tage. Deshalb lautet der Vorschlag der beiden Frauen: Die Stadt deckt sechs Wochen ab. Ab der siebten Woche könnte die private Zusatzversicherung der Krankenkasse greifen, wenn Tagesmütter sie abgeschlossen haben. Kritik äußern Heger und Schmitz auch beim Thema Vertretungsregelung, also zur Frage, welche Tagesmutter in Paderborn bei Erkrankung oder dem Urlaub einer Kollegin Kinder übernimmt. Schmitz: &bdquo;Das wird nicht offen kommuniziert.“ Grundsätzlich regelt das Kinderbildungsgesetz (Kibiz) des Landes NRW es so, dass bestimmte Tagesmütter den jeweils fünften Platz ihrer Einrichtung freihalten – um dann Kinder aufnehmen zu können. Der Vorschlag auch des Vereins Paderborner Kindertagespflege lautet: Die Stadt führt das Modell der Stützpunktpflege mit drei angestellten Tagesmüttern ein. Diese könnten im Jahresverlauf die Tagespflegestellen in der Stadt besuchen und sich Kindern und Eltern vorstellen. Stadt Paderborn lädt zum Fachtag Nach dem ersten von der Stadt initierten Fachtag im April gibt es laut der Verwaltung eine Prioritätenliste mit Themen, die &bdquo;besonders vielen der etwa 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wichtig sind“. So sei auch der Qualitätszirkel gegründet worden, dem Tagesmütter sowie Vertreter des Jugendamtes angehören. &bdquo;Inwieweit das bestehende Vertretungsmodell durch ein neues Modell abgelöst werden soll und wie dieses aussehen könnte, dazu soll im QM-Zirkel mindestens eine Option erarbeitet werden“, so die Stadt weiter. Anmerkung der Redaktion: Der Artikel wurde hinsichtlich der Zahl der betreuten Kinder in der Zwergeninsel und des Nettoeinkommens aktualisiert.

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