Tagespflege und Kitas konkurrieren im Bünder Land um Kinder

Bünde. Kindertagespflege galt einst einmal als Ersatz für die Betreuung von Kindern in Kindertagesstätten. Das war zu Zeiten, als Kita-Plätze – je nach Alter der Kinder – etwas knapper waren. Doch die Tagesmütter und Tagesväter sind längst mehr als lediglich ein Ersatz, sagen Fachleute in Jugendämtern. Die Stadt Bünde trat in dieser Woche öffentlichkeitswirksam an die jungen Familien heran und warb ausdrücklich für die Kindertagespflegepersonen, deren Zahl nun wieder sinkt. Noch vor acht oder zehn Jahren war die Stadt Bünde froh über jede Frau und jeden Mann, die oft in ihren eigenen Wohnungen bis zu fünf Kinder von jungen Müttern betreuten, für die es möglicherweise keinen Platz in einer Kita gab. Kindertagesstätten wurden außerdem erweitert und durften übergangsweise sogar mehr Kinder aufnehmen, als eigentlich vorgesehen war. &bdquo;Im vergangenen Jahr hatten wir noch 38 Kindertagespflegepersonen, doch einige mussten aufhören, weil keine Kinder bei ihnen angemeldet wurden“, sagt Monique Richtsteiger vom Jugendamt der Stadt Bünde, die die Aktionswoche &bdquo;Gut betreut in Kindertagespflege“ zusammen mit ihrer Kollegin Nicole Henke organisierte. Beide sind Fachberaterinnen für Kindertagespflege. Eltern hätten oft noch falsche Vorstellungen von der Tagespflege Ziel dieser Woche ist es, der Öffentlichkeit deutlich zu machen, was Kindertagespflege ist, was sie leistet, wie Kindertagespflegepersonen arbeiten und welche Herausforderungen bestehen. &bdquo;Bei Eltern herrscht oft noch die Annahme vor, ein Platz bei einer Kindertagespflegeperson sei teurer als in einer Kindertagesstätte. Aber das ist nicht so“, sagt Monique Richtsteiger. &bdquo;Die Kosten für die Eltern sind gleich.“ Bünde ist mit den etwa 35 Tagesmüttern und dem einen Tagesvater gut aufgestellt, aber was ist in ein paar Jahren? &bdquo;Es gibt immer weniger Kinder im Betreuungsalter. In den Schulen wird sich das auch in ein paar Jahren zeigen“, sagt Richtsteiger. Bei den Schulen – jedenfalls bei den weiterführenden – könnten sich die geburtenschwachen Jahrgänge allerdings auch in geringerem Maße auswirken, weil auch Kinder von außerhalb nach Bünde einpendeln, um zur Schule zu gehen. Lesen Sie auch: Verein hat Übernahme der AWO-Tagespflege in Bünde wohl abgehakt Monique Richtsteiger und Nicole Henke nennen die Vorteile der Kindertagespflege gegenüber einer Kita: &bdquo;Die Kinder werden in einem familienähnlichen Rahmen betreut. Und besonders für die ganz Kleinen ist es wichtig, möglichst eine feste Bezugsperson zu haben, der sie von der Mama oder dem Papa übergeben werden und von der sie auch wieder abgeholt werden.“ Tagespflege sei oft flexibler bei den Betreuungszeiten Zudem handele es sich laut Richtsteiger und Henke bei Tagesmüttern und -vätern um Betreuerinnen und Betreuer mit einer hohen Qualifikation. Auch was die Betreuungszeiten angehe, können Tagespflegepersonen oft flexibler reagieren. &bdquo;Wenn man das Kind morgens mal eher abgeben muss oder nachmittags später holen kann, ist das in der Tagespflege oft möglich. In einer Kindertagesstätte hat man diese Flexibilität nicht“, sagt Monique Richtsteiger. Eltern sind aber auch in Sorge, dass sie ihr Kind nicht zur Betreuung geben können, falls die Tagesmutter oder der Tagesvater einmal krank sind und kurzfristig absagen. &bdquo;Dass Betreuungszeiten gekürzt werden, haben wir in der Vergangenheit aber auch schon in Kindertagesstätten erlebt“, sagt Jugendamtsleiter Marco Frodermann und meint damit eine Phase in den Jahren 2022 und 2023. Da mussten Kitas zum Teil ganze Gruppen schließen und die Kinder zusammenfassen, weil zeitweise bis zu 50 Prozent des Personals ausgefallen war. Auch der Fachkräftemangel spielte noch mit hinein. Einige Einrichtungen boten Eltern nur noch eine Vier-Tage-Woche für die Betreuung an. Heute schließen Kitas Gruppen, weil die Anmeldungen fehlen. Einige Einrichtungen haben nach NW-Informationen ihre Gruppen für August noch nicht voll bekommen – und werden es aller Voraussicht nach auch nicht. Jugendamt will Vertretungsregelung bei Krankheit vorstellen Tagesmütter und -väter dürfen jeweils maximal fünf Kinder betreuen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass man sein Kind vielleicht nicht unbedingt wohnortnah betreuen lassen kann. Für den Krankheitsfall bei Tagespflegepersonen arbeitet das Jugendamt nach den Worten von Monique Richtsteiger an einem Vertretungskonzept, das in der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 25. Juni vorgestellt werden soll. Viel wollen die beiden Fachberaterinnen dazu noch nicht verraten – nur so viel: &bdquo;Es wird nicht dazu führen, dass die Kinder plötzlich zu einer fremden Tagespflegeperson gebracht werden müssen. Und keine Tagespflegeperson wird mehr Kinder betreuen müssen als die erlaubte Zahl von fünf Kindern.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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