Prozess in Paderborn: 47-Jähriger soll Jesus-Figur von einem Wegkreuz abgerissen haben

Paderborn. Wenn es um Vorwürfe wie Sachbeschädigung oder Beleidigung geht, dann sind das eigentlich Fälle, die die Richter am Amtsgericht tagtäglich beschäftigen. Doch im Fall von Reiner C. (Namen geändert) ist das ganz anders. Dass er seinen Nachbarn unflätigst beschimpfte, einen anderen Mitbewohner mit einer Bratpfanne schlug und Pfingsten 2023 ein Wegkreuz beschädigte, ist jetzt Thema vor dem Landgericht Paderborn. Es steht nämlich weniger eine Bestrafung im Raum als vielmehr die Frage, was mit dem 47-Jährigen geschehen muss. Sehr wahrscheinlich ist der gebürtige Kölner Reiner C., der ein paar Semester Philosophie studiert und eine Ausbildung zum Bauzeichner abgeschlossen hat, nämlich gar nicht Herr seines Handels, sondern psychisch schwer krank. Und so steht seine Unterbringung in einer Psychiatrie im Raum, sollten die Richter zu dem Schluss kommen, dass die Allgemeinheit vor dem Paderborner geschützt werden muss. Reiner C. sieht das ein bisschen anders. Einerseits widerwillig, andererseits sehr mitteilungsbedürftig erzählt er aus seinem Leben, von den vielen Zusammenstößen mit anderen Menschen, die ihm angeblich nicht wohlgesinnt sind. Als ihn der von der 8. Großen Strafkammer beauftragte psychiatrische Gutachter fragt, ob er sich selbst für psychisch krank halte, zögert der 47-Jährige erst ein bisschen und sagt dann mit fester Stimme: &bdquo;Eigentlich nicht.“ Heftige Reibereien mit Nachbarn Nach und nach erarbeitet die 8. Große Strafkammer unter dem Vorsitz von Richterin Anne Zacharias, dass es im Frühling vergangenen Jahres wieder einmal zu heftigen Reibereien zwischen Reiner C. und einem Nachbarn in dem gemeinsam bewohnten Mehrfamilienhaus gekommen war. Dabei spart der 47-Jährige nicht mit drastischen Ausführungen zur &bdquo;total bescheuerten Hip-Hop-Musik“, die der Sohn eines Nachbarn gehört habe, er spricht vom &bdquo;Getrampel“ im Treppenhaus und von einem anderen Mitbewohner, der sich &bdquo;auch komisch verhalten“ habe. Laut Anklage gipfelten diese Dissonanzen darin, dass Reiner C. den Vater des jungen Musikhörers mit dem &bdquo;N-Wort“ und als &bdquo;Scheiß-Amerikaner“ beschimpfte, einen anderen Nachbarn mit einer Pfanne traktierte, als dieser früh morgens zu seinem Dienst als Busfahrer aufbrach. &bdquo;Sie fühlten sich durch die Nachbarn im Haus gestört“, fasst die Vorsitzende Richterin schließlich hilfreich zusammen – zur Zufriedenheit von Reiner C. Angeklagter weist Vorwurf zurück Weit von sich weist er aber den Vorwurf, die Jesus-Figur von einem Wegkreuz abgerissen zu haben. Da schert es ihn auch nicht, dass eine von seinem Nachbarn installierte Kamera frühmorgens aufgezeichnet hat, wie er sich Richtung Kreuz bewegt, und wenig später eine andere Einstellung zeigt, dass nunmehr der Gekreuzigte auf der Wiese liegt. &bdquo;Ich habe keine Figur abgerissen“, sagt Reiner C. trotzdem. Dass der 47-Jährige jede Menge Schwierigkeiten hat, die schon so einige Polizeieinsätze in der eigentlich ruhigen Wohnstraße mit sich brachten, weiß auch der Betreuer des Paderborners. &bdquo;Es muss da raus und dahin, wo er nicht so genervt wird“, sagt er. Eins aber lehnt er für seinen Klienten ab: Eine Zwangsmedikamentierung. Diese Maßnahme hatte man ihm vor einigen Wochen vorgeschlagen, als Reiner C. wieder einmal mit seinen Nachbarn aneinandergeraten war, sich augenscheinlich überhaupt nicht beruhigen ließ und zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesen werden musste. &bdquo;Das ist mit mir nicht zu machen“, sagt der Betreuer, bevor er aber eingestehen muss, dass Reiner C. &bdquo;kein Bestreben hat, zum Arzt zu gehen“. Die Verhandlung wird am Freitag, 14. Juni, fortgesetzt.

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