Nach brutalem Überfall ist für einen Paderborner nichts mehr, wie es war

Paderborn. &bdquo;Ich hatte ein ziemlich tolles Leben“, sagt Markus M. (Namen geändert), als sich seine Befragung vor dem Landgericht Paderborn dem Ende zuneigt. Vor der 5. Großen Strafkammer muss er sich an die Nacht vor fast anderthalb Jahren erinnern, als sein Leben eine gewaltige Kehrtwende machte. Im Oktober 2022 wurde er in seinem eigenen Zuhause Opfer eines brutalen Überfalls. Seitdem ist für den 37-Jährigen nichts mehr so, wie es war. Dafür verantwortlich sein sollen der gleichaltrige Bert O. und der mittlerweile 21 Jahre alte Emil V., die an diesem Tag beide pünktlich auf der Anklagebank Platz nehmen. Die Verhandlung hätte eigentlich, wie berichtet, bereits vor einer Woche beginnen sollen. Doch damals konnte nicht einmal die Anklageschrift verlesen werden, weil Bert O. trotz erfolgter Ladung einfach nicht vor Gericht erschien. Da ihn die Polizei dank eines Haftbefehls ausfindig machen konnte, gibt es an diesem Tag kein Entrinnen, denn der Paderborner wurde nach seiner Festnahme in die Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Brackwede überstellt, damit seine Teilnahme an dem Prozess garantiert ist. &bdquo;Ich habe Angst gehabt“, begründet Bert O. sein Fernbleiben vor einer Woche. Schläge, Tritte - und ein Messer? Angst hatte auch Markus M., als er am frühen Morgen des 27. Oktober 2022 erwachte und in seinem eigenen Schlafzimmer zwei mit FFP2-Masken vermummte Gestalten sah. Die beiden hätten ihn sofort attackiert und gedroht, ihm &bdquo;ein Messer in den Rücken zu rammen“, erinnert sich der 37-Jährige. Obschon kein Messer zu sehen war, dürfte die Bedrohungslage für den gerade erwachten Mann beträchtlich gewesen sein. Bert O. und Emil V. versetzten ihm Schläge und Tritte und fesselten ihn schließlich, sodass er mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden verharren musste. Zwar sei die mithilfe von Kabeln erfolgte Fixierung nicht besonders professionell gewesen, sagt Markus M. Doch eine Möglichkeit, sich der Situation zu entziehen, habe er nicht gesehen, zumal ihm die Täter eine Decke auf den Kopf legten – &bdquo;damit ich nichts sehe“. Gleich zu Beginn sei ihm die Rolex vom Arm gerissen worden, danach &bdquo;suchten sie in der Wohnung alles zusammen, was Wert hatte“. Ihre Beute, angefangen von diversen Geräten der Firma Apple und mehreren Playstations über Kleidungsstücke und teure Parfums bis hin zu Staubsauger und Munddusche, verpackten Bert O. und Emil V. in diverse Taschen und Rucksäcke, um dann alles im Volvo SUV ihres Opfers zu verstauen. Mit heftigen Drohungen pressten sie ihm die Zugangsdaten für die Geräte und die Kontokarten ab und steckten auch noch 10.000 Euro Bargeld ein. Stundenlange Tortur Zwei bis drei Stunden habe der Überfall wohl gedauert, schätzt Markus M. Dann habe sich Emil V. unter dem Vorwand davon gemacht, dass er zur Bank fahren wolle, um Geld abzuholen. Aber dieser sei nicht wieder zurückgekehrt. Bert O. blieb eine Weile, um sich dann gleichfalls aus dem Staub zu machen. Laut Markus M. mit dem Ratschlag: &bdquo;Mach nächstes Mal lieber das Fenster zu. Dann passiert dir so etwas nicht.“ Dass Bert O. und Emil V., die zuvor umfassende Geständnisse abgelegt haben, überhaupt auf der Anklagebank sitzen, ist wahrscheinlich in erster Linie dem Geschädigten selbst zu verdanken. Er hatte nämlich Emil V. erkannt – an seinen Schuhen und seiner Stimme. Im Sommer habe er den 21-Jährigen durch einen Bekannten kennengelernt, sagt Markus M. Damals habe dieser eine Rolex gesehen. Er erzählt, dass Emil V. bei jener Gelegenheit bei ihm zu Hause war. Tätersuche im Internet Mit diesem Wissen bleibt er dem jungen Mann, der nach der Tat einen Großteil der Beute zu Geld gemacht hat, über die sozialen Medien auf den Fersen. Als Emil V. Anfang Februar in den Raum Paderborn zurückkehrt, klicken rasch die Handschellen. Für Markus M. ist das wohl eine nur geringe Genugtuung. Während die körperlichen Blessuren rasch ausheilten, sind ihm die psychischen Verletzungen geblieben. Eine Posttraumatische Belastungsstörung macht ihm die weitere Ausübung seines Berufs unmöglich. Sein kleines Unternehmen hat er aufgegeben. Er könne nicht mehr in der Öffentlichkeit mit Menschen und Geld umgehen, ihn quälten Ängste und Schlafstörungen, sagt Markus M., der auch von langen Wartezeiten für einen Therapieplatz berichtet. &bdquo;So richtig hilft einem keiner“, so seine kritische Bilanz. Die Verhandlung wird am Donnerstag, 7. März, fortgesetzt.

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