Nach Raubüberfall auf Paderborner Fast-Food-Restaurant leiden die Opfer immer noch

Paderborn. Einfach in eine Bank, eine Tankstelle oder ein gut gehendes Geschäft marschieren, ein bisschen drohen, die Einnahmen nehmen und wieder rausgehen - diese Vorstellung haben viele Menschen, wenn sie zum ersten Mal einen Raub planen. So auch das Trio, das in den sehr frühen Morgenstunden des 21. April 2025 ein Schnellrestaurant am Frankfurter Weg überfiel. Doch das ging gründlich schief - zurück blieben hoch traumatisierte Opfer, die jetzt vor der 5. Großen Strafkammer des Landgerichts Paderborn diese schlimmen Momente Revue passieren lassen mussten. Dort haben sich drei 25, 20 und 18 Jahre alte Männer wegenschweren Raubes zu verantworten. Elsa S. (Namen geändert) ist 52 Jahre alt und das, was man eine gestandene Frau nennt. Doch das, was sie in den frühen Stunden eines Tages im April erleben musste, hat sie an ihre Grenze geführt. Dabei war es eigentlich, abgesehen von einigen Problemen mit der Stromanlage, eine ganz normale Schicht in dem Schnellrestaurant am Frankfurter Weg - bis kurz nach 4 Uhr morgens drei maskierte Männer vor ihr und zwei Mitarbeitenden standen - mit einer Pistole, einer Machete und einem Brotmesser bewaffnet. Einer von ihnen nahm Elsa S. in den Schwitzkasten, bevor er sie zum Tresor zerrte, damit er insgesamt rund 3.100 Euro in eine Tasche packen konnte. Mitarbeiterin des Paderborner Fast-Food-Restaurants befürchtet Vergewaltigung &bdquo;Ich hatte die ganze Zeit die Machete vor der Nase“, erinnert sich Else S. Ihre beiden Kollegen, die gleichfalls körperlich angegangen und bedroht wurden, mussten sich auf den Boden kauern. An die kompletten Tageseinnahmen kamen die drei Täter nicht, denn sie waren in einem kleinen separat angebrachten Tresor verschlossen. Um diesen zu öffnen, hätte der Schlüssel der Geldtransportfirma vor Ort sein müssen. Bevor sich die drei Männer mit ihrer Beute davonmachten, zerrten sie Elsa S. und ihre Kollegen in die Herrentoilette. Für eine 22-jährige Mitarbeiterin war das ein besonders schlimmer Moment. Sie habe befürchtet, dort vergewaltigt zu werden, erinnert sich die junge Frau ein halbes Jahr später vor der 5. Großen Strafkammer. &bdquo;Ich musste ruhig bleiben, ich musste professionell bleiben“, hat Elsa S. eine gute Stunde vor ihr den Richtern erzählt. Schließlich habe sie als Schichtleiterin die Verantwortung für ihre Mitarbeiter gehabt. Um diese habe sie während des Überfalls große Angst gehabt. Raub in Fast-Food-Restaurant: Verdächtige nach Überfall in Paderborn festgenommen Paderborner Schichtleiterin ist immer noch krankgeschrieben Diese Belastung ist sie anscheinend nicht losgeworden. Seit dem Überfall ist sie krankgeschrieben - nicht wegen der körperlichen Blessuren, die sie im Verlauf der Tat erlitten hatte, sondern wegen der starken seelischen Folgen. Zwei Mal hat sie versucht, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. &bdquo;Mein Leben ist ein Gefängnis geworden, ich kann nirgendwo alleine hingehen“, sagt sie. Auch ihre jungen Kollegen sind noch immer stark beeindruckt von dem Überfall. Die 22-jährige Paderbornerin arbeitet zwar wieder in dem Restaurant, mag aber nicht einmal in ihrem Elternhaus nachts allein in ihrem Zimmer schlafen. Ihr zehn Jahre älterer Kollege verspürt gleichfalls immer noch starke Ängste. &bdquo;Die drei haben mein Leben zerstört“, bilanziert er mit Tränen in der Stimme am Ende seiner Zeugenaussage. Besonders bitter ist vor allem für Elsa S., dass mit dem 25 Jahre alten Ahmed B. ein ehemaliger Kollege auf der Anklagebank sitzt. &bdquo;Es ist das Allerschlimmste, dass er uns alle kennt“, sagt sie. Schließlich habe er vier Jahre lang eine Vollzeitstelle in der Filiale gehabt. Das habe er &bdquo;ausgenutzt“, so ihre Überzeugung. War eine andere Mitarbeiterin in den Überfall in Paderborn involviert? Ahmed B., sein Neffe Malek B. sowie dessen Kumpel Diab C. haben die Tat gestanden. Sie behaupten allerdings, dass eine andere Schichtleiterin aus dem Schnellrestaurant in die Planung des Überfalls involviert gewesen sei. Diese sei damals seine Freundin gewesen, erklärt Ahmed B. Sie habe mit dem erbeuteten Geld eine neue gemeinsame Wohnung finanzieren wollen. Für Elsa S. ist das eine unglaubliche Vorstellung. Die Kollegin sei sehr geschockt gewesen, als sie von der Tat gehört habe. Diese sei vielmehr von ihrem Freund Ahmed B. ausgenutzt worden, so ihre Ansicht. Auch die Angeklagten sprechen vor Gericht über ihre Ängste &bdquo;Wir haben nicht damit gerechnet, dass die Menschen durch unsere Tat krank würden“, sagt indes der jüngste der Angeklagten und sein Kumpel Diab C. beteuert, selbst sehr viel Angst gehabt zu haben. &bdquo;Unser Plan war: Wir nehmen das Geld und gehen wieder raus.“ Von der Beute erhielten die beiden Jüngsten, die noch in derselben Nacht geschnappt wurden, keinen Cent. Ahmed B. versteckte das Geld unter der Treppe seines Zuhauses, bevor er eine Reise in seine Heimat Syrien antrat. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Frühsommer wurde er festgenommen. Wo die Beute geblieben ist, ist bislang nicht geklärt. Die Beweisaufnahme wird am Montag, 27. Oktober, fortgesetzt. 📲 News direkt aufs Smartphone? Hier gehts zum kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Paderborn

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