Elterntaxis sorgen für Verkehrschaos: Was tun die Städte im Kreis Paderborn dagegen?

Kreis Paderborn. Die Älteren werden es noch gut kennen. Zur Schule ist man früher zu Fuß gegangen, mit dem Rad oder mit dem Schulbus gefahren. Dass die Eltern die Kinder hinbrachten oder abholten, war die absolute Ausnahme. Doch schon seit Jahren hat sich das gewandelt. So weit sogar, dass der Begriff Elterntaxi total normal geworden ist. Normal ist es aber nicht, was an manchen Schulen vor allem morgens los ist. Teilweise gibt es ein alltägliches Verkehrschaos und mitunter ist das gerade für die Kinder sehr gefährlich. Das NRW-Verkehrsministerium will mehr Sicherheit und viel weniger Elterntaxis und hat in einem Erlass geregelt, dass Kommunen Straßen vor Schulen temporär sperren können. Das durften die Städte oder Gemeinden bisher nicht, dafür musste erst eine Gefährdungslage nachgewiesen werden. Die &bdquo;Neue Westfälische“ hat die Kommunen im Kreis Paderborn gefragt, ob es dort Schulen gibt, wo es Probleme gibt, und was sie von dem Erlass halten. Paderborn Das Thema Hol- und Bringverkehr vor den Schulen sieht die Verwaltung als ein wichtiges Thema für die Schulwegplanung an. Das Schulverwaltungsamt befinde sich dazu im Austausch mit der Verkehrsplanung und dem Ordnungsamt sowie mit einem externen Ingenieurbüro, teilt die Stadt mit. Das Thema Straßensperrungen werde in die Überlegungen einbezogen, es seien jedoch bisher keine konkreten Maßnahmen dieser Art geplant. Die Stadt Paderborn setze derzeit vorrangig auf Aufklärung sowie auf Maßnahmen wie Elternhaltestellen oder den Walking-Bus, wie Kristina Stog vom Amt für Öffentlichkeitsarbeit mitteilt. Lesen Sie auch: Aus für Elterntaxis – Paderborner CDU begrüßt NRW-Erlass Büren Punktuelle Engpässe bei den Bring- und Abholzeiten gibt es in Büren – vor allem in der Kernstadt. Das sei aufgrund der Vielzahl der ansässigen Grund- und weiterführenden Schulen nicht zu vermeiden, so Stadtsprecherin Annalena Henke. Aktuell sehe die Verwaltung jedoch keine Veranlassung, in die Verkehrssituation einzugreifen und Straßensperrungen, auch nicht temporäre, vorzunehmen. Salzkotten An der Grundschule in Salzkotten gibt es oft Probleme, das sei der Stadt bekannt. Um das zu beheben, sei eine Straßensperrung aber nicht geplant. Aus Sicht der Verwaltung wurde das zu größeren Problemen an anderer Stelle führen, weil die Kinder vermutlich trotzdem mit dem Pkw gebracht und dann an der nächsten zu erreichenden Stelle herausgelassen würden. Die Stadt hat einen anderen Plan. Nach einer Besprechung der Schulleitung und der Elternvertretung plant die Stadt zwei Elternhaltestellen in erreichbarer Nähe einzurichten. Wenn das gut angenommen werde, verspricht man sich eine deutliche Entzerrung der Situation – insbesondere in den Morgenstunden, wie Stadtsprecherin Marion Hake mitteilt. Bad Wünnenberg An den Schulen in Bad Wünnenberg seien keine gravierenden Probleme bekannt, wie Pressesprecherin Norina Wieners berichtet. &bdquo;Viele Kinder kommen zu Fuß, nutzen ein Fahrrad, einen Tretroller oder werden mit dem Bus bis vor die Schule gefahren. Die regelmäßige und präventive Präsenz unseres Bezirksbeamten Walter Scholz an den Schulen im Stadtgebiet trägt außerdem dazu bei, dass die Verkehrssituation entspannt ist“, so Wieners. Altenbeken Auch in der Eggegemeinde gebe es öfters Verkehrsprobleme an den Schulen. &bdquo;Allerdings können wir nicht so ohne weiteres die Straßen sperren“, teilte Julia Stennes aus dem Stab des Bürgermeisters mit. Am Schulzentrum müsse beispielsweise die Zufahrt zum Eggebad, zur Eggelandhalle und für alle Anwohner und Anlieger weiterhin sichergestellt sein. Darüber hinaus gebe es noch die Bushaltestelle im Gardeweg, so dass auch der Busverkehr bei so einer Entscheidung zu beachten sei. Aber die Gemeinde hat schon einiges getan, um für mehr Sicherheit dort zu sorgen. Um die Geschwindigkeit ein Stück weit zu regulieren, wurde dort kürzlich ein Berliner Kissen installiert. Darüber hinaus werden Eltern und Kinder immer wieder durch Aktionstage und -wochen motiviert und aufgefordert, das Auto stehen zu lassen und zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu kommen. Weitere derartige Aktionen seien in Planung. Hövelhof Schon 2018 hat die Sennegemeinde auf die Problematik reagiert. Um insbesondere die Verkehrssituation an der schmalen Dr.-Sonnenschein-Straße bei der Kirchschule zu entzerren, hat die Gemeinde im Jahr 2018 sogenannte &bdquo;Elternhaltestellen“ eingeführt. Es handelt sich dabei um einen ausgewiesenen Haltebereich für insgesamt zwölf Fahrzeuge während der morgendlichen Bringzeit von 7 bis 8.30 Uhr. Trotzdem gibt es auch in Hövelhof Elterntaxis. &bdquo;Dadurch entstehen mitunter unübersichtliche Verkehrssituationen, daher appelliert die Gemeinde nach Möglichkeit den Schulweg zu Fuß zurückzulegen oder bei langen Schulwegen auf Alternativen wie den Schulbus zurückzugreifen“, wie Pressesprecherin Ricarda Michels mitteilt. Das fördere auch die Entwicklung der Kinder hin zu selbstständigen Verkehrsteilnehmern. Die Gemeinde unterstütze auch Aktionen wie den &bdquo;Walking Bus“. Konkrete Pläne zur Einführung von temporären Straßensperrung gebe es aber in Hövelhof aktuell nicht. Delbrück In der Verwaltung sieht man in der Umsetzung der temporären Straßensperrung mindestens zwei Probleme, wie Stadtsprecherin Christiane Rolf berichtet. Zum einen verlagere man das Eltern-Taxi- Problem nur vor die Sperrung. Viele Eltern würden weiter versuchen, die Kinder so weit wie möglich zur Schule zu fahren. Daher würden diese vor der Sperrung halten und die Kinder raus lassen. Das führe dann zu neuen gefährlichen Situationen. Zudem, so die Ansicht der Verwaltung, würde sich die Situation für die Anwohner in direkter Schulnachbarschaft deutlich verschlechtern. Anwohner müssten das Auto vor der Sperrung rausfahren oder Ausnahmeregelungen für die Anwohner müssten geschaffen werden. &bdquo;Da man den Kinder durch die Straßensperrung suggeriert, dass kein Auto auf dem Teilbereich vor der Schule fährt, kann es dann zu brenzligen Situationen kommen“, fügt Rolf noch an. Auch wenn der Erlass nicht nicht vorliegt, so wird in Delbrück aber schon viel getan für einen sicheren Schulweg. Schon seit Jahren beschäftige sich die Stadt mit diesem Problem. Gemeinsam mit den Schulleitungen und Bezirksbeamten oder Verkehrssicherheitsberatern der Polizei seien Lösungen gesucht und auch zielführend umgesetzt worden, so Manuel Tegethoff, Leiter Fachbereich Bildung, Sport und Kultur. Es gibt einen Sammelpunkt für das Eltern-Taxi der Johannes-Schule am Hallenbad. Von dort gehen die Kinder über einen Fußweg zur Schule. &bdquo;Das hat die Situation an der Schule sehr entlastet“, so Tegethoff. Die St. Marien-Schule verfügt sogar über zwei Haltepunkte am Laumes Kamp und an der Schlaunstraße. Auch das sorge dafür, dass die Stichstraße Leipziger Straße nicht mehr durch Eltern der Schüler befahren wird. Bei den übrigen Grundschulen ergebe sich diese Problematik nicht, da große Parkplätze (Westenholz, Sudhagen, Lippling) oder Parkmöglichkeiten weiter weg von der Schule (Ostenland und Boke) gegeben seien. Bad Lippspringe, Borchen, Lichtenau Sowohl an der Concordiaschule als auch am Schulzentrum im Bruch gebe es in Bad Lippspringe zu den Bring- und Abholzeiten Probleme, wie Stadtsprecherin Sabrina Düsenberg berichtet. &bdquo;Bevor wir diesbezüglich in die Planung gehen können, müssen wir zunächst den Erlass abwarten, um zu erfahren, unter welchen konkreten Voraussetzungen so etwas umgesetzt werden kann“, fügt sie an. Ebenso wird es in der Stadt Lichtenau und in der Gemeinde Borchen gesehen.

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