Mitgliederschwund und Baumängel: Heimatfreunde in Paderborn kämpfen ums Überleben

Paderborn. Seit mehr als sechs Jahrzehnten verstehen sie sich als Freunde ihrer Heimat und der Geselligkeit, pflegen Schützenbrauchtum ohne Uniformzwang: die Heimatfreunde &bdquo;Schöne Aussicht“. Derzeit sind die Aussichten aber ziemlich düster. Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung wurde am Donnerstagabend über die Zukunft beraten. Eine Insolvenz oder die Abgabe des Vereinsheims am Haxtergrund stehen im Raum. Warum kämpft der Verein ums Überleben? Problem 1: der Mitgliederschwund. Die personenstarken Jahre hat der Verein schon lange hinter sich. Beim Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen im Jahr 2007 etwa wurden noch 552 Heimatfreunde gezählt. Bis heute hat sich diese Zahl auf rund 280 Mitglieder halbiert. Jedes Jahr verzeichne man etwa 30 Austritte, ursächlich seien Sterbefälle oder andere Gründe, sagt Vorsitzender Wolfgang Just gegenüber der &bdquo;NW“. Der Verein sei überaltert, das Durchschnittsalter liege bei 69 Jahren. Es sei in der Vergangenheit versäumt worden, eine neue Generation in den Verein zu ziehen. Wenn ein Verein weniger Mitglieder hat, macht das die Organisation und Finanzierung von Veranstaltungen zunehmend schwieriger. Etwa des mehrtägigen Heimatfestes im Sommer oder des Vogelschießens. &bdquo;Das Heimatfest kostet uns eine ganze Menge“, sagt Just. Die Mitgliedsbeiträge zu erhöhen, wäre eine Option, die aber womöglich weitere Austritte nach sich zöge. &bdquo;Noch arbeiten wir im Plus“, erklärt der Vorsitzende. &bdquo;Aber irgendwann sind wir mit unserem Geld am Ende.“ Sanierung kann sich der Verein nicht leisten Dieses Irgendwann ist durch Problem Nummer 2 deutlich näher gerückt. Denn das Vereinsheim am Haxtergrund weist große Baumängel auf. Eine Sanierung inklusive Erneuerung der Brandschutzmaßnahmen ist notwendig, würde aber geschätzt 150.000 Euro kosten, rechnet Wolfgang Just vor. Zu viel Geld, selbst wenn bis zu 50 Prozent Zuschuss aus öffentlichen Förderprogrammen für Vereine flössen. Für die restliche Summe müsste der Vorstand persönlich haften - und das wolle dieser nicht, so Just. Bei der Versammlung am Donnerstag seien die Mitglieder in Kenntnis gesetzt worden, dass &bdquo;wir es so nicht schaffen können“. Es stellt sich also die dringende Frage, wie es weiter gehen soll. Eine Möglichkeit sei ein Insolvenzantrag, der bis Ende Februar gestellt werden müsse, sagt der 70-Jährige. Zweite Möglichkeit: das Gebäude, in dem sich als Pächter auch das Waldklang Bistro im Haxtergrund befindet, samt Grundstück abgeben. &bdquo;Wenn jemand übernimmt, wären wir raus.“ Zwei Interessenten gebe es. Nun kommt die Stadt Paderborn ins Spiel. Denn sie ist Eigentümerin des Geländes und hat im März 1996 einen Erbbaurecht-Vertrag mit den Heimatfreunden geschlossen. Das Erbbaurecht, das nach Justs Auskunft 1998 ins Grundbuch eingetragen worden ist, hat eine Laufzeit von 30 Jahren. Am kommenden Donnerstag werde ein gemeinsames Treffen von Verein, einem Interessenten und dem Liegenschaftsamt stattfinden. Die Verwaltung bestätigt auf Anfrage, dass sie in Gesprächen mit den Heimatfreunden sei, will sich aber noch nicht zu Details äußern. Der Vorstand wird zurücktreten Welche Option der Verein auch wählt: Dass 2024 ein Schicksalsjahr für die Heimatfreunde wird, ist eindeutig. &bdquo;Mein großer Wunsch ist, dass der Verein weiterlebt – und sei es für die nächsten sechs, sieben Jahre“, so Just. Der Verein habe eine Geschichte großer Gemeinschaft. &bdquo;Viele sind Freunde. Wir kriegen eine Lösung hin“, zeigt er sich zuversichtlich. Eine Lösung, bei der er als Vorsitzender keine Rolle mehr spielen werde. Denn der gesamte Vorstand werde auf jeden Fall zurücktreten.

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