Erster Verein im Kreis Lippe erhält Lizenz zum Cannabis-Anbau

Kreis Lippe/Lügde. &bdquo;Die Pflanzen und das Equipment sind bestellt“, sagt Cengiz Kiraz, Vorsitzender des &bdquo;Cannabis Social Club Lügde“. Jetzt soll der Anbau von 80 bis 100 Hanfpflanzen zügig starten, wie die Vorstandsmitglieder berichten. Ganz legal. Der Verein hat von der Bezirksregierung Detmold die erste Lizenz zum Anbau von Cannabis im Kreis Lippe erhalten. Vorher galt es für den Vorstand einige bürokratische Hürden zu nehmen, umso mehr freuen sich die derzeit etwa 40 Mitglieder, dass es nun endlich losgehen kann. Doch der Club kommt nicht bei allen gut an. Neben Herford und Bielefeld ist Lügde nun die dritte Stadt in OWL mit einer Anbauvereinigung, die diese behördliche Erlaubnis hat. Das bestätigt Peter Westphal, Pressesprecher der Bezirksregierung Detmold. Seit Juli dieses Jahres besteht die Möglichkeit, eine solche Lizenz zu beantragen. Seither seien zehn Anträge aus ganz OWL eingegangen, so Westphal. Von den sieben, die derzeit noch im Prüfverfahren sind, seien zwei weitere Clubs in Lippe beheimatet. Konsum im Umkreis von 100 Metern nicht erlaubt Die Fenster des Vereinsheims in der Bahnhofstraße in Lügde sind mit undurchsichtiger Folie beklebt, sodass Passanten nicht sehen können, wer sich dort aufhält. Von dem, was hinter diesen Scheiben passiert, hätten aber viele ein falsches Bild, wie Kiraz sagt. &bdquo;Hier wird kein Cannabis konsumiert“, betont er. Das ist im Umkreis von 100 Metern – so die gesetzliche Vorgabe – nicht erlaubt. Darauf werden Besucher auch bereits an der Eingangstür mit einem Verbotsschild hingewiesen. &bdquo;Es geht um den gemeinschaftlichen Anbau“, erklärt der Vorsitzende. Und auch der ist genauestens geregelt. Der Verein darf mit seiner Lizenz maximal 36 Kilogramm Cannabis pro Jahr ernten. &bdquo;Mitglieder erhalten bis zu 50 Gramm im Monat“, führt Kiraz weiter aus. Das Rauschmittel dürfe zudem nicht an Dritte – auch nicht an Familienmitglieder oder Freunde – weitergegeben werden. Außerdem wird die Qualität der Ernte von der Landwirtschaftskammer NRW kontrolliert. So wüssten die Mitglieder auch genau, was sie bekommen, erklärt der Vorsitzende. Auf dem Schwarzmarkt hingegen laufe man die Gefahr, verunreinigtes Gras zu bekommen, das größere gesundheitliche Risiken mit sich bringe. Berater für Suchtprävention benannt &bdquo;Schluss mit dem Verstecken, jetzt können wir Teil der Gesellschaft sein“, dachten sich Cengiz Kiraz und seine langjährigen Freunde und nun Vorstandskollegen, Jurij Maas (zweiter Vorsitzender), Jörg Wedeschkin (Schatzmeister) und Christian Schlupp (Anbaurat), als die Teil-Legalisierung von Cannabis im April dieses Jahres in Kraft getreten ist. Dabei würden sie selbst nicht regelmäßig und nur zu besonderen Anlässen kiffen, wie sie im Gespräch mit dieser Redaktion erzählen. &bdquo;Wir sind teilweise Familienväter und haben alle einen Job“, erklärt der Vorsitzende, warum das Rauschmittel für sie nur eine Ausnahme und nicht die Regel ist. &bdquo;Jedes Gramm Cannabis, das hier über die Theke geht, ist wieder ein Gramm weniger auf dem Schwarzmarkt“, erläutert Kiraz die Intention des Vereins. Räume für den Cannabis-Club zu finden, habe sich alles andere als einfach gestaltet, wie das Vorstandsteam berichtet. Schließlich müssten viele Vorschriften eingehalten werden, etwa der Abstand von 200 Metern zu Schulen, Kindergärten und Spielplätzen. Obwohl es bereits ab 18 Jahren erlaubt ist, nimmt der &bdquo;Cannabis Social Club Lügde“ erst Mitglieder ab 21 Jahren auf. &bdquo;Wir haben Mitglieder bis 75 Jahre aus allen Gesellschaftsschichten.“ Der Verein ist auch seiner Verpflichtung nachgekommen, einen Präventionsbeauftragten zu benennen. Diese Aufgabe übernehmen die beiden Vorsitzenden, die dafür von der Drogenberatung Drobs in Hameln – Fachstelle für Sucht und Suchtprävention geschult wurden. Damit seien sie für ihre Mitglieder bei Fragen zu diesem Thema die erste Anlaufstelle und würden sie gegebenenfalls an die Beratungsstelle vermitteln. Bürgermeister sieht die ganze Sache sehr kritisch &bdquo;Der Gesetzgeber hat diese Möglichkeit geschaffen, von daher ist es legitim“, sagt Bürgermeister Torben Blome zur Gründung des Vereins. Dennoch sieht er die Ansiedlung des Cannabis-Clubs, insbesondere an diesem Standort, sehr kritisch, wie er auf Anfrage dieser Redaktion erklärt. Das Vereinsheim sei an einem sehr zentralen Punkt und an einem Schulweg gelegen. Zudem sei in großer Schrift der Name des Vereins an dem Gebäude zu lesen. &bdquo;Bei aller Liberalisierung im Bereich der Drogenpolitik kann es nicht sein, dass hier Werbung für den Konsum von Cannabis gemacht wird“, betont Blome. Das aktuelle Gesetz zeige Schwächen und Fehlentwicklungen. Mit Blick auf die Bundestagswahlen im Februar sei er gespannt, wie sich die Dinge entwickeln werden. Was den Schulweg angeht, hat der Vereinsvorstand eine ganz andere Meinung: &bdquo;Bevor wir hier unser Vereinsheim hatten, war es zum Beispiel am Wall oder am Bahnhof erlaubt, Cannabis zu rauchen“, sagt Kiraz. Durch die Abstandsregel zum Vereinsheim sei es das nicht mehr. Außerdem würden die Kinder auf ihrem Schulweg auch eine Spielothek und Kneipen zu Gesicht bekommen. &bdquo;Da sagt keiner etwas“, meint Schlupp, der Alkohol für die gefährlichere Droge hält. Was die Bundestagswahl betrifft, hofft der Vorstand, dass das Gesetz nicht rückabgewickelt wird. &bdquo;Dann gehen wir auf die Straße und demonstrieren.“ Schließlich hätten sie nicht nur viel Geld und Zeit in den Verein investiert, dieser sei ihnen auch eine Herzensangelegenheit.

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