Hochwasser im Kreis Paderborn: Einsatzlage beruhigt sich - volle Rückhaltebecken

Kreis Paderborn. Große Wassermassen rauschten auch am Mittwoch durch Schloß Neuhaus, Wiesen entlang von Lippe und Alme waren überflutet. Der Paderborner Stadtteil ist besonders vom Hochwasser betroffen. Nach den Weihnachtsfeiertagen hat sich die Hochwasser-Situation hier und im Rest des Kreises Paderborn aber etwas entspannt. Geschaut wird nun auf die kommenden Tage und neue Regenschauer. Ein Überblick. Die aktuellen Pegelstände Der Flusspegel der Lippe bei Delbrück-Bentfeld ist leicht gesunken: von 3,40 Meter während der Weihnachtsfeiertage auf 3,30 Meter am frühen Mittwochabend. Damit befand sich der Pegel nach wie vor knapp über dem Schwellenwert der zweiten Stufe. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei der Alme, deren Pegel bei Schloß Neuhaus von 2,38 Meter auf 2,30 Meter am Mittwochabend gesunken war und sich ebenfalls weiterhin in der zweiten Stufe befand. Deutlicher die Entwicklung an der Lippe in Schloß Neuhaus: Hier sank der Wasserstand vom Höchstwert 1,63 Meter auf 1,29 Meter. Einsatzlage beruhigt sich Bei der sogenannten &bdquo;Dauerregenlage Weihnachten 2023“ wurden laut Bezirksregierung Detmold bis Mittwochmorgen im Kreis Paderborn 274 Einsätze gezählt. Am Tag nach Weihnachten sei die Einsatzlage überschaubar gewesen, hieß es auf Nachfrage von der Kreisfeuerwehrzentrale. Vereinzelt rückte die Feuerwehr zu vollgelaufenen Kellern aus, die ausgepumpt wurden. Zum Teil habe in betroffenen Kellern das Wasser bis zu 1,50 Meter hochgestanden, berichtete Anne-Marie Wegner, Einsatzleiterin bei der Paderborner Feuerwehr, gegenüber der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Am Mittwochnachmittag seien die letzten Feuerwehrleute nahe dem Schloss in Neuhaus abgerückt. Nach Aussage von Corinna Koptik, Sprecherin der Kreisverwaltung, sei die Lage &bdquo;momentan stabil“. Viel Wasser in Rückhaltebecken Als Ereignis &bdquo;mit einer gewissen Seltenheit“ bezeichnete Martin Lehmann, Leiter Hochwasserschutz beim Wasserverband Obere Lippe (WOL), die Überschwemmungen. &bdquo;Ich persönlich habe solch ein Hochwasser zuletzt 1998 hier erlebt“, sagte er. Ungewöhnlich sei gewesen, wie lang anhaltend es geregnet habe. &bdquo;Die Lippe hat eine unheimliche Wasserführung gehabt“, so Lehmann. Die aktuelle Situation bedeutet für den WOL einen Ausnahmezustand. &bdquo;Die Hälfte der Mitarbeiter hat ihren Urlaub abgebrochen“, sagte stellvertretende WOL-Geschäftsführer. Ihm zufolge haben die Hochwasserrückhaltebecken circa vier Millionen Kubikmeter Wasser aufgefangen - allein mehr als eine halbe Million Kubikmeter die Anlage in Delbrück-Steinhorst. Über 27 Rückhaltebecken, 17 davon im Kreis Paderborn, wacht der Verband. Sieben seien am Mittwoch noch in Gebrauch gewesen. Darunter erstmals das Becken Talleseen, wo sogleich das sogenannte Stauziel erreicht wurde. Die Rückhaltesysteme zum Hochwasserschutz hätten &bdquo;gut funktioniert“, zog Lehmann im &bdquo;NW“-Gespräch eine erste Bilanz. Nicht zu besagten Hochwasserrückhaltebecken zählt die Aabachtalsperre bei Bad Wünnenberg. Sie ist nach Angaben von vor Ort zwar sehr gut gefüllt, die Situation sei aber nicht kritisch. Derzeit wird die Talsperre kontrolliert entlastet. Blick auf die kommenden Tage Die Feuerwehr hofft, dass die Pegelstände weiter sinken. &bdquo;Jede Stunde ohne Regen hilft“, sagte Wegner. Auch Martin Lehmann vom WOL sieht &bdquo;erst einmal Entspannung“. &bdquo;Das Schwierigste ist überstanden“, meinte er. Die Rückhaltebecken würden sich derzeit wieder leeren - für eine mögliche nächste Hochwassersituation. Ab Freitag erwarte der Deutsche Wetterdienst wieder eine Zunahme der Niederschlagsmengen auch in Nordrhein-Westfalen, teilt das Landesumweltministerium mit. &bdquo;Der Druck auf die Deiche im Land wird sich daher weiterhin nicht verringern.“ Regenprognosen, die über die nächsten 24 Stunden hinausgehen, seien jedoch mit Unsicherheiten behaftet, so Lehmann. Die Paderborner Feuerwehr sieht sich auf eine mögliche Verschärfung der Hochwassersituation vorbereitet. &bdquo;Wir haben gesehen, dass wir ad hoc reagieren können“, sagte Amtsleiter Ludger Schmidt. Und auf Silvester sei die Feuerwehr ohnehin besonders eingestellt - &bdquo;da haben wir unsere Strukturen“. Bürgerinnen und Bürger, die sich vor Hochwasser schützen möchten, können sich an der Feuerwache Nord Sandsäcke abholen. Dank für Einsatz an Weihnachten Nach Aussage von Ludger Schmidt sei es auch für die vielen freiwilligen Helfer egal, &bdquo;ob Feiertage sind oder nicht“. 932 Feuerwehrleute waren bis Mittwochmorgen im Kreis Paderborn im Einsatz, meldete die Bezirksregierung Detmold. Hinzukommen noch Helferinnen und Helfer von THW und DLRG. &bdquo;Was ich mitbekommen habe, haben die Familien der Einsatzkräfte Verständnis“, sagte der Paderborner Feuerwehr-Chef Schmidt. Vereinzelt seien Feuerwehrleute aus 150 Kilometer Entfernung von Familienfeiern angereist. &bdquo;Das macht die Kameradschaft aus.“ Paderborns Bürgermeister Michael Dreier dankte am Mittwoch in einer Pressemitteilung den Einsatzkräften der Feuerwehr, des THW und der DLRG, die rund um die Uhr an den Weihnachtsfeiertagen im Einsatz gewesen seien. Allein in Paderborn hätten 200 Haupt- und Ehrenamtliche geholfen. &bdquo;Bedanken möchte ich mich auch bei allen zivilen Helferinnen und Helfern, die in der Nachbarschaft fleißig mit angepackt haben“, so Dreier. Sein Dank gelte zudem den &bdquo;zahlreichen heimischen Unternehmen“, die den Einsatz aktiv und wohlwollend unterstützt haben. Die CDU-Ratsfraktion lobte in einer Mitteilung ebenfalls die Hilfskräfte, die &bdquo;herausragende Arbeit“ geleistet hätten. &bdquo;Auch wenn es viele in ihrer Bescheidenheit nicht hören wollen“, sagte der Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion und Neuhäuser Ratsherr Markus Mertens.

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