Paderborner Kulturheimspiel blickt auf Hoch- und Tiefpunkte des Jahres

Paderborn. Gleich zwei kleine Jubiläen konnten am Sonntagabend beim großen Kulturheimspiel des Paderborner Stadtmuseums in der Paderhalle gefeiert werden: Zum einen handelte es sich bereits um den fünften kulturellen Jahresrückblick auf die Geschehnisse in der Paderstadt, zum anderen wurde diese Ausgabe zum ersten Mal nicht gemeinsam von Kulturnadelpreisträgerin Julia Ures und Paderborns bekanntestem Kleinkünstler Erwin Grosche moderiert. Letzterer hatte im vergangenen Jahr seinen Abschied vom &bdquo;Kulturheimspiel“ genommen. Stattdessen stand Ures der bekannte Schauspieler Peter Trabner zur Seite. Für die musikalische Unterstützung war die Band Jivecats verantwortlich. Trabner brachte schon von Anfang an eine andere Stimmung in den Abend, zu dem rund 350 Paderbornerinnen und Paderborner angereist waren. Im Gegensatz zum tendenziell eher träumerisch-ruhigen Grosche zeigte er sich, noch bevor der Vorhang das erste Mal wirklich aufging, bemüht, mit Händen und Füßen viel Stimmung unters Publikum zu bringen, was ihm auch schon von Beginn an in den meisten Fällen gelang. Verspätungen auf und neben der Bühne Alles dabei in seiner stets etwas abgehetzten Rolle als &bdquo;Zugbegleiter des Abends“, der die Verspätung in der Abendveranstaltung wieder einholen möchte. Passend zur in diesem Jahr angekündigten und inzwischen wieder verschobenen Eröffnung des Paderborner Hauptbahnhofs wurde die gesamte Bühne in eine Schienenverkehrsoptik getaucht. Stadtmuseumsleiter Markus Runte hatte sogar den Schriftzug des alten Bahnhofs für den Jahresrückblick zur Verfügung gestellt. Zugleich wurden immer wieder kleine Fundstücke wie Uhren, Schuhe oder Sektgläser aus dem tatsächlich laufenden Bahnverkehr ans Publikum verschenkt. Trabner erlaubte sich ebenfalls während des Auftritts einen schnellen Ausflug zum neuen Bahnhof, um per Live-Schalte die Paderborner zum Fortschritt ihres Bauprojekts zu befragen. Passenderweise hatte auch der gesamte, letztlich mit Pause über dreieinhalb Stunden lange Jahresrückblick, wie immer mit einigen Verspätungen zu kämpfen. Positiver Blick auf die Innenstadtentwicklung Auf der Bühne standen unter anderem viele Kulturschaffende wie Karsten Strack, Sarah Hakenberg, Carsten Mentzel oder Grosche mit einem Gastauftritt, aber auch zahlreiche Personen aus Paderborn und Umgebung, die auf die ein oder andere Art und Weise im vergangenen Jahr Besonderes erlebt haben. So wie Hermann Sittig, dessen Modehaus Ende Mai nach einer fast 100-jährigen Geschichte die Schließung angekündigt hatte. &bdquo;Wir erfüllen bei edler Mode generell mehr Träume als Bedarf“, blickte er auf seine Arbeit zurück. Nach seiner Sicht auf die aktuelle Situation in der Paderborner Innenstadt befragt, zeigte er sich &bdquo;neutral-positiv.“ &bdquo;Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten so viele Veränderungen durchgemacht, ich bin sicher, dass auch jetzt wieder Neues entstehen wird.“ Die in Warburg lebende Hakenberg lobte in ihrem Vortrag abschließend auch die Besonderheiten der Ostwestfalen. &bdquo;Wenn ich in Bayern Witze über die dortige Landschaft oder Kultur mache, werden viele dort schnell sehr defensiv und rechtfertigen sich überschwänglich. Wenn ich hier sage In Ostwestfalen gibt’s ja nichts, dann lachen die meisten und sagen Ja, stimmt. Ich finde diese Herangehensweise sehr sympathisch.“ Von Paderborner Hoch- und Tiefpunkten Einen musikalischen Ritt durch die Ereignisse der Paderstadt im vergangenen Jahr mit Paderborner Mundart bot Runte am Klavier gemeinsam mit Ralf Hasenbein, beide von der ehemaligen Band Börnsch. Dabei blickten sie auch auf kulturelle Höhepunkte wie das &bdquo;Secret-City“-Fassadenfestival zur Verschönerung des Stadtbilds zurück. Dazu konstatierte der seit knapp über 500 Tagen amtierende Chef des Kulturamts Max Zindel: &bdquo;Kultur ist nicht nur das, was schon immer da war.“ In Zeiten städtischer Sparmaßnahmen aufgrund des hohen Haushaltsdefizits sei Zindels Rolle ebenfalls gefragt. Dabei seien alle Bereiche der Stadt zum gemeinsamen Sparen aufgerufen, damit keine Branche übermäßig viel darunter zu leiden habe. &bdquo;Kultur hat so einen hohen Stellenwert, dass es nicht nur am Geld festgemacht werden kann.“ Dementsprechend müsse die Stadt darauf achten, die Kultur in Paderborn auch trotz Einsparungen möglichst aktiv zu halten. Überraschungsgast und Radiopreis Abschließend thematisierten Runte und Hasenbein auch die kürzliche Diskussion um den Citymanager Heiko Appelbaum. Bei aller durchaus berechtigter Kritik sahen sie vor allem die aggressive Diskussionskultur einiger Menschen vollkommen fehl am Platz. Sowas dürfe kein Teil von Paderborn sein. Weiterhin bestand das fünfte Kulturheimspiels aus einem Überraschungsauftritt von Landrat Christoph Rüther am Schlagzeug, einer Mitsing-Aktion dreier Musiker der Nordwestdeutschen Philharmonie oder der Besprechung mit Tobias Fenneker und Sinah Jakobsmeyer von Radio Hochstift bezüglich ihrer Auszeichnung mit dem Deutschen Radiopreis für die Aufklärungsaktion &bdquo;Wir haben Depressionen“, die sie gemeinsam mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“ entwickelten. Abschließend sangen alle Teilnehmer und Zuschauer gemeinsam das Lied &bdquo;Den Dom ßehen“ von &bdquo;Börnsch“, erneut in Paderborner Mundart.

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