Gemischte Reaktionen auf Ernennung von Paderborns neuem Erzbischof

Paderborn. Es war ein bisschen wie zu Libori. Draußen herrschte Budenzauber – wenngleich durch das Doppel Weihnachts- und Wochenmarkt statt durch Libori-Beschicker. Der Dom selbst war fast so voll wie zur Eröffnung des Volksfestes und die Erwartung gar noch größer als zur Erhebung der Liborius-Reliquien. Schließlich ging es um nichts Geringeres als die Verkündung des neuen Erzbischofs: Udo Markus Bentz. Die Reaktionen sind durchweg positiv und voller Hoffnung. Auch wenn sich in die Glückwünsche an Bentz und den Dank an Diözesanadministrator Monsignore Michael Bredeck, der die Leitungsaufgabe nach dem Ausscheiden von Erzbischof Hans-Josef Becker übernommen hatte, und seinen Vertreter Thomas Dornseifer auch etwas Skepsis mischt. >>> Lesen Sie auch unseren Kommentar zum neuen Erzbischof: Neuer Erzbischof, alte Probleme Diözesankomitee Nadine Mersch und Jan Hilkenbach, Vorsitzende des Diözesankomitees Paderborn, sichern Bentz angesichts der großen Aufgaben die &bdquo;konstruktiv-kritische Begleitung der anstehenden Projekte“ zu. Für die Laien im Erzbistum Paderborn ständen sowohl die Umsetzung der Beschlüsse des synodalen Weges und die konsequente Weiterarbeit am diözesanen Zukunftsprozess &bdquo;Perspektive 2030+“ im Mittelpunkt. &bdquo;Wir sind zuversichtlich, dass wir mit Erzbischof Bentz im Geiste dieser eingeschlagenen Wege gemeinsam die Zukunft unserer Kirche weitergestalten können.“ Maria 2.0 Ambivalent reagiert die Initiative Maria 2.0 im Erzbistum Paderborn. Zwischen reichlich Frust der letzten Jahre, mischten sich zarte Fünkchen Hoffnung und Offenheit. &bdquo;Wir brauchen Entscheider in unserer deutschen Kirche, die mutig vorangehen und Rom herausfordern, die sich proaktiv um die Aufklärung der Missbrauchsfälle kümmern und die Opfer angemessen entschädigen und die Reformbestrebungen des synodalen Weges in Deutschland vorantreiben“, schreibt die Initiative. &bdquo;Wir erwarten Gesprächsangebote, ein Zugehen auf die vielen reformwilligen, engagierten Menschen, um echte Lösungen zu entwickeln, anstatt sich mit dem Minimalkonsens zufriedenzugeben. Wir hoffen auf einen intellektuellen Erzbischof mit Praxisbezug und Reformwillen.“ BDKJ-Diözesanverband Der BDKJ-Diözesanvorstand Paderborn sehe der Zusammenarbeit positiv entgegen und bewerte &bdquo;diese Entscheidung als eine zukunftsgerichtete Weichenstellung für das Erzbistum Paderborn“. Bentz sei ein &bdquo;Fürsprecher für junge Menschen in unserer Kirche“. Die katholischen Jugendverbände begriffen das Zielbild 2030+ als Orientierung für ihr Handeln, zugleich seien konkret spürbare Veränderungen in der Kirche dringend notwendig: &bdquo;Die konsequente Weiterarbeit mit dem Zielbild 2030+, die Umsetzung der Beschlüsse des synodalen Weges und die Fortsetzung der umfassenden Aufarbeitung sexualisierter Gewalt sind dafür unerlässlich.“ Wir sind Kirche Die Bistumsgruppe der innerkirchlichen Reformbewegung &bdquo;Wir sind Kirche“ begrüße die Aussagen des neuen Erzbischofs zu seiner Ernennung wie &bdquo;gemeinsam Kirche sein“, &bdquo;eine lernende Kirche auf dem Weg zur Synodalität“ und &bdquo;Grenzen überwinden“. An den Taten werde man erkennen, ob er wirklich der &bdquo;moderat konservative“ Erzbischof sein wird, wie ihn der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller bezeichne, erklärte Manfred Dümmer. Nach wie vor kritisiert &bdquo;Wir sind Kirche“ am Prozess zur Wahl des neuen Erzbischofs, dass die Laien nach Order aus Rom von einer Beteiligung bei Wahlvorschlägen und an der Wahl selbst ausgeschlossen waren. Diözesan-Caritasverband &bdquo;Wir sind zuversichtlich, dass wir die vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit unter dem neuen Erzbischof fortsetzen können, zumal er als Aufsichtsratsvorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes Mainz einen geschulten Blick für den Dienst am Nächsten hat“, sagen die Diözesan-Caritasdirektoren Esther van Bebber und Ralf Nolte. &bdquo;Wir arbeiten gern mit an einer diakonisch ausgerichteten Kirche, ganz im Sinne des Zielbildes 2030+. Erzbischof Bentz werden wir daher nach Kräften bei der Umsetzung seines in Paderborn geäußerten Wunsches unterstützen, eine dienende Kirche zu gestalten.“ Betroffenenvertretung für Opfer sexuellen Missbrauchs Bentz habe sich in einer freundlichen und offenen Art an die Menschen gewandt und seine Freude auf das neue Amt sowie die damit verbundenen Herausforderungen vermittelt, denen er sich gerne stelle, sagte Reinhold Harnisch, Sprecher der Betroffenenvertretung für Opfer sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche. Er habe kurz mit Bentz sprechen können, der ihm zugesichert habe, sich der Thematik der Betroffenen von sexueller Gewalt im Erzbistum intensiv zu stellen. Stadt Paderborn Bürgermeister Michael Dreier sei &bdquo;überzeugt davon, dass wir die gute und enge Zusammenarbeit zwischen Stadt und Kirche in Paderborn mit dem neuen Erzbischof fortführen werden“. Dreier sei sich sicher, dass sich Bentz &bdquo;hier bei uns an der Pader wohlfühlen wird und heiße ihn im Namen aller Paderbornerinnen und Paderborner herzlichen willkommen“. Kreis Paderborn &bdquo;Die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Politik war und ist bei uns schon immer geprägt von Vertrauen und Gemeinsamkeit. Darauf freuen wir uns auch jetzt“, erklärte Landrat Christoph Rüther. Die Menschen hätten im Dom einen sehr offenen und den Menschen zugewandten Erzbischof erleben dürfen. Seine Aussage zur Bedeutung der Jugend in Gegenwart und Zukunft habe Rüther begeistert und verdeutliche einmal mehr seine Einstellung. Bonifatiuswerk Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerks und Geschäftsführer des Diaspora-Kommissariats, kenne Bentz bereits seit vielen Jahren. Ihm seien die beiden Diaspora-Hilfswerke gut bekannt. &bdquo;Daher bauen wir weiterhin auf eine kontinuierliche, vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit für unsere Glaubensbrüder und -schwestern, die in einer Minderheitensituation in den Umbrüchen dieser Zeit ihr Christsein leben“, so Austen. &bdquo;Das Erzbistum kann sich glücklich schätzen“, sagte Bonifatiuswerk-Präsident Manfred Müller. Mit Bentz sei ein versierter Nachfolger gefunden und das Bonifatiuswerk freue sich, dass er der neue Protektor des katholischen Hilfswerks für den Glauben und der Solidarität wird. Evangelische Kirche Der Evangelische Kirchenkreis Paderborn verbinde &bdquo;mit der Wahl den Wunsch auf die Stärkung der bestehenden guten ökumenischen Beziehungen nicht nur hier in Paderborn“, erklärte Superintendent Volker Neuhoff. &bdquo;Als presbyterial-synodal verfasste Kirche verfolgen wir aufmerksam, wie unsere Glaubensgeschwister ihren synodalen Weg weiter fortsetzen.“ Beide Kirchen hätten etliche Berührungspunkte. Und Bentz beginne in einer schwierigen Zeit, in der &bdquo;die Kirche“ viel Vertrauen verloren habe. Eckhard Düker, Pfarrer der evangelischen Abdinghof-Gemeinde, habe eine &bdquo;sehr gute Vorstellung“ mit ersten Brückenschlägen erlebt. Bentz’ Gedanke, dass man an der Wirklichkeit vorbei nicht geistlich sein könne, sei sehr positiv: &bdquo;Das scheint ihm ernst zu sein.“ Dekanat Paderborn Sehr froh über Bentz’ Ernennung ist Benedikt Fischer, Dechant des Dekanats Paderborn: Die Bekanntgabe im Dom &bdquo;hat bereits erste, hoffnungsfrohe Signale gesetzt“ mit dem Hinweis, eine synodale Kirche zu werden, die in der Gegenwart lebt und ihre Kraft entfalten könne. Er werde mit einer tiefen spirituellen Grundhaltung den Dienst der Leitung wahrnehmen und &bdquo;Spass an de Leut’“ haben, wie der Pfälzer betont habe. Die vielen Menschen im Dom hätten ein &bdquo;beeindruckendes Willkommenszeichen gesetzt“. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf ließ in einer Videobotschaft anklingen, dass der Mainzer Wochenmarkt nunmehr einen guten Kunden und der neue Bischof eine wichtige Einkaufsmöglichkeit verlieren würde. &bdquo;Das können wir mit unserem Paderborner Wochenmarkt locker ausgleichen“, so Fischer. Und tatsächlich erkundigte sich Bentz auf dem Weg vom Dom zum Pressegespräch erstmal, wann denn in Paderborn Markt ist. Grußworte aus Mainz Auch aus dem Heimat-Bistum des neuen Paderborner Erzbischofs gab es Glückwünsche und Grüße. So äußerte sich Bischof Peter Kohlgraf:

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