St.-Vincenz-Kliniken in Paderborn: Ordensschwestern wollen die alleinige Trägerschaft behalten

Paderborn/Höxter. Unerwartete Wendung in der Frage, wie es mit den St.-Vincenz-Kliniken in Zukunft weitergeht: Die Ordensschwestern wollen nun doch versuchen, die alleinige Trägerschaft zu behalten. Wie der Orden der Vincentinerinnen am Freitagnachmittag mitteilte, haben die Barmherzigen Schwestern sich "nach sorgfältiger Prüfung" entschieden, sich mit einem eigenen und dadurch alleinigen Angebot am Bieterverfahren um die St.-Vincenz-Krankenhaus GmbH zu beteiligen. Eine gemeinsame Bewerbung mit der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE) gibt es daher nicht. Woher kommt der Meinungswandel? Im Laufe des Verfahrens hätten sich für die Barmherzigen Schwestern neue finanzielle Perspektiven eröffnet, die Trägerschaft künftig aus eigener Kraft sicherstellen zu können, heißt es in der Mitteilung. Dass dies wieder möglich erscheint, "liegt an der großen Solidarität der koreanischen Vincentinerinnen, die eine finanzielle Unterstützung des Krankenhauses während des Insolvenzverfahrens bestätigt haben". Die koreanische Gemeinschaft wurde 1965 gegründet, zwei Jahre später eröffnete dort ein Krankenhaus. In welcher Höhe die finanzielle Unterstützung aus Korea ausfällt, dazu wollte sich Vincenz-Sprecherin Annekathrin Kronsbein auf Nachfrage nicht äußern. Aber nicht nur dieser Aspekt habe zu der nun bekannt gewordene Entscheidung geführt. Die breite Unterstützung von Belegschaft und Bevölkerung habe die Vincentinerinnen darin bestärkt und die nötige Kraft gegeben, diese Option immer wieder neu zu prüfen, heißt es in der Mitteilung. In einer Umfrage der Mitarbeitervertretung (MAV) hatten sich quasi alle beteiligten Mitarbeitenden für einen kirchlichen Träger ausgesprochen. Eine Online-Petition mit ebendieser Forderung hat mittlerweile mehr als 7.100 digitale Unterschriften. Ein privater Investor als Eigentümer komme für die Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vincenz von Paul zu Paderborn weiterhin nicht infrage, teilt der Orden mit. Der Investorenprozess habe bestätigt, wie wertvoll das Krankenhaus sei. "So ist in vielen Gesprächen mit den Insolvenzverantwortlichen deutlich geworden, dass wir die im Bieterverfahren erforderlichen Kriterien für eine alleinige Trägerschaft allumfassend erfüllen können", wird Schwester M. Katharina Mock, Generaloberin der Vincentinerinnen, zitiert. Wird es also keine Fusion mit der KHWE geben? Bei den nächsten Verfahrensschritten wird die KHWE außen vor sein. "Die KHWE wird sich an dem Bieterverfahren um die St.-Vincenz-Krankenhaus GmbH mit keinem eigenen Angebot beteiligen", bestätigt KHWE-Sprecherin Isabell Waschkies auf Nachfrage. Dies sei jedoch keine Absage an eine Fusion mit der KHWE, mit der dieser Schritt abgesprochen wurde, heißt es seitens der Vincentinerinnen. Im Gegenteil: "Es herrscht Einvernehmen", wird KHWE-Geschäftsführer Christian Jostes zitiert. "Wir unterstützen diesen Weg und stehen auch in Zukunft für Kooperationsgespräche bereit." Jetzt sei jedoch der falsche Zeitpunkt für eine mögliche Fusion, so Kronsbein. Denn sie wäre unter hohem zeitlichen Druck des Insolvenzverfahrens mit "heißer Nadel" gestrickt worden. "Eine gute ausgearbeitete Kooperation braucht Zeit." Oder wie Schwester M. Katharina Mock zitiert wird: "Erst sanieren, dann fusionieren – so lautet die sinnvolle Reihenfolge." Und weiter: "Wir Schwestern werden alles daran setzen, dass unsere Lebensaufgabe – das Wirken – in den St.-Vincenz-Kliniken weiterhin in unserem Sinne erfüllt werden kann. Wer dieser Haltung Respekt entgegenbringt, wie beispielsweise die KHWE, ist auch in Zukunft unser Gesprächspartner." Wie sieht es mit den weiteren Interessenten aus? Die Vincentinerinnen sind bislang als einzige der Interessierten offensiv an die Öffentlichkeit gegangen und haben mitgeteilt, dass sie ein verbindliches Angebot abgegeben haben. Frist hierfür: Freitag, 3. November. Die BBT-Gruppe, zu der das Brüderkrankenhaus St. Josef gehört, hatte zuletzt ebenfalls Interesse bekundet. Zum aktuellen Stand zeigt sie sich zurückhaltend. "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zu dem laufenden Verfahren zum derzeitigen Zeitpunkt keine Auskunft geben", so Siegfried Rörig, Regionalleiter des Brüderkrankenhauses. Dem Vernehmen nach gehören auch die Schön-Klinik-Gruppe mit Sitz in München und die Sana Kliniken AG mit Sitz in Ismaning zu den Interessenten. Diese beiden möglichen Investoren wollten sich am Freitagnachmittag auf Anfrage nicht äußern. Wie geht es nun weiter? Die abgegebenen Angebote werden dem Gläubigerausschuss, der am 7. November wieder tagt, vorgelegt. "Der Gläubigerausschuss muss sich beraten", sagt André Dobiey, Generalbevollmächtigter im aktuellen Verfahren, gegenüber der "NW". Er erklärt, dass die Bieter unter anderem darlegen müssten, "was für die Gläubiger rauskommt" und wie sie sich die Zukunft der St.-Vincenz-Kliniken mit den Standorten in Paderborn und Salzkotten vorstellen. Fachspezifische Fragen gebe es ebenso wie etwa die, ob das Vincenz weiterhin Mitglied in der Kirchlichen Zusatzversorgungskasse (KZVK) bleibe. Zudem kämen Kartellrechtsfragen auf - "bei dem Orden ist das vergleichsweise einfach", so Dobiey. Auch spiele eine Rolle, wie mit den Immobilien umgegangen wird. Sie befänden sich teilweise im Eigentum der Ordensgemeinschaft. Spätestens bei einer Gläubigerversammlung am 12. Dezember sollen die Weichen gestellt werden. Ursprünglich sollte diese Versammlung im Paderborner Amtsgericht stattfinden. Mittlerweile wurde sie ins Auditorium des Heinz-Nixdorf-Museumsforums verlegt, da mit einem größeren Interesse der Gläubiger gerechnet werde, sagt der Generalbevollmächtigte. Gegebenenfalls werde dann bereits über einen Insolvenzplan abgestimmt. André Dobiey: "Wir gehen davon aus, dass das Verfahren im Frühjahr 2024 abgeschlossen ist."

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