Beistand in Ausnahmesituationen: Paderborner Notfallseelsorger erzählen

Paderborn. Sie sind schnell zu erkennen in ihren lila Jacken. Für viele Menschen sind sie die Helfer in der Not. Bei Unfällen, häuslichen Todesfällen oder einem Suizid: die Notfallseelsorger. Und das nicht erst seit kurzem. Denn der Paderborner Verein für Notfallseelsorge feiert am 27. Oktober sein 25-jähriges Bestehen und wird dafür bei einem Festakt im Rathaus von Bürgermeister Michael Dreier geehrt. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter begleiten jene Menschen, die im Notfall Unterstützung brauchen. Sie hören zu, geben Beistand, wenn beispielsweise ein Angehöriger plötzlich verstirbt. In solchen Situationen zu helfen, ist nicht immer einfach. Es brauche Gespür und Sensibilität, sagt Heinz Ruland, der von Anfang an bei der Notfallseelsorge dabei war. 1998 entstand der Verein gemeinsam mit Initiative der Feuerwehr Paderborn und ist heute Kooperation zwischen der Stadt, dem evangelischen Kirchenkreis sowie dem Dekanat Paderborn. Jeder Mensch trauert anders "Feuerwehr und Polizei blieben nicht immer Zeit, um sich um Menschen ausgiebig zu kümmern", sagt Ruland, der die gute Zusammenarbeit mit den viel beschäftigten Einsatzkräften hervorhebt. Schließlich hatten sie häufig mehrere Einsätze. Deswegen kamen 1998 die Notfallseelsorger ins Spiel und füllten die Lücke. Sie begleiten Menschen auf unterschiedlichste Weise, ein paar Stunden, wenn es sein muss auch einige Tage. Denn: Jeder trauere anders. Manche weinen, manche schweigen. "Man muss sein Gegenüber aushalten können", sagt Hiltrud Droll, die ebenfalls bei der Notfallseelsorge tätig ist. Bei einem Acht-Stunden-Dienst sollten Helfer im Zweifel ein paar Stunden mehr einplanen. Doch ein weiterer Faktor spiele bei der Seelsorge ebenfalls eine Rolle: Toleranz. Voraussetzungen für Helfer Um das nötige Feingefühl zu entwickeln, mussten alle der aktuellen 29 Notfallseelsorger eine spezielle Ausbildung absolvieren, die ein Dreivierteljahr in Anspruch nimmt. Bewerber werden von den aktuellen Seelsorgern ausgewählt und in Einzelgesprächen beurteilt. "Das Verfahren hat meistens gut funktioniert", sagt Franz-Josef Otto, der ebenfalls seit 1998 bei den Seelsorgern dabei ist. Denn wer so ein Amt ausübt, schultert viel Verantwortung. 100 Einsatze gebe es jährlich im Durchschnitt. Interessierte sollten daher psychisch gesund und belastbar sein, ein Alter von circa 25 Jahren überschritten sowie Erfahrungen im Umgang mit Menschen haben. "Sie sollten aber vor allem nicht selbst in einer Krise stecken", sagt der 67-jährige Otto. Zudem gebe es regelmäßige Supervisionen und einen persönlichen Austausch zwischen den Ehrenamtlichen, die jeweils zu zweit eine Sieben-Tage-Schicht besetzen. Teure Ausbildung und Ausrüstung Die Ausbildung sowie die dazugehörige Ausrüstung sei nicht günstig. 1.000 Euro Kosten pro Person, die der Verein trägt, können da schon einmal anfallen. Für Meldegeräte, Jacken und Hilfspakete, die die Helfer in einem Koffer mit sich tragen und Betroffene unterstützen sollen. Das kann ein Kuscheltier, aber auch eine Schachtel Zigaretten sein. Daher seien Spenden und ehrenamtliche Helfer so wichtig. Der Ablauf eines Notfalls ist oft derselbe, aber nicht das Schicksal der Betroffenen. "Häufig fragen wir uns, was erwartet mich da?", sagt Otto. Pläne machen helfe nicht immer und vor Ort sehe es dann doch immer anders aus. Es zähle, dass sich die Helfer auf die Betroffenen einlassen, ihnen erklären, dass sie Zeit haben, solange sie benötigt werden. Umgang mit dem Leid Doch wie gehen die Helfer selbst mit dem Leid um, welches sie sehen? "Es ist ein schweres, aber zugleich ein sehr erfüllendes Ehrenamt", sagt die 62-jährige Hiltrud Droll. Betroffene könnten mithilfe der Seelsorger den nächsten Schritt gehen und das sei etwas, was wirklich Glücksgefühl ergebe. Darüber hinaus sei der Zusammenhalt zwischen den Helfern enorm. Aus der Arbeit seien Freundschaften entstanden, die weit über das Ehrenamt hinausgehen. Wer an dieser Arbeit teilhaben möchte, kann über die Feuerwehr die Notfallseelsorger kontaktieren, um sie zukünftig zu unterstützen.

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