Paderborner wegen Mordversuchs angeklagt: Opfer schildert Hammer-Angriff

Paderborn-Marienloh. Der Notruf, der am Freitag, 31. März, gegen 23 Uhr bei der Polizei eingeht, klingt beängstigend dramatisch. &bdquo;Ich habe versucht, jemanden umzubringen“, sagt Paul M. (Namen geändert), als der diensthabende Beamte den Anruf entgegennimmt. &bdquo;Er hat mich beleidigt, da habe ich zugeschlagen. Mit einem Hammer.“ Ein gutes halbes Jahr später muss sich der 45-Jährige vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht Paderborn verantworten – wegen versuchten Mordes. Paul M. ist ein baumlanger Mann, der seine Verteidigerin für sich sprechen lässt. Immer wieder senkt er den Kopf, während Carina Tofall den Richtern von seinem bisherigen Leben erzählt, das schon lange von Drogensucht geprägt ist, aber auch über die Tat spricht – so als könne er es selbst kaum glauben, was an diesem späten Frühlingsabend geschah. Der 45-Jährige steht dazu, dass er damals mehrfach mit einem Zimmermannshammer auf den Kopf seines Nachbarn einschlug – aus &bdquo;Wut“, wie er sagt. Die sei in ihm aufgestiegen, als ihn Bert C. verbal heftig anging. &bdquo;Ich sei ein Junkie, der nichts auf die Reihe kriege“, habe er zu hören bekommen, als er bei Bert C. anklopfte, um bei diesem – wie schon öfter zuvor – Tabak zu erbitten. &bdquo;Es sei besser für alle, wenn ich mich hinhänge.“ Doch so richtig durchgedreht sei er, als Bert C. behauptet habe, er kümmere sich nicht um seinen Hund. Da habe er diesem zunächst einen Faustschlag ins Gesicht versetzt. Wie in einem &bdquo;Tunnel“ sei er gewesen, als er irgendwann auch mit dem Hammer zuschlug, den er eigentlich für eine Fahrradreparatur eingesteckt hatte. &bdquo;Es kann sein, dass ich mich selbst vernachlässigt habe, aber ich habe immer an meinen Hund gedacht“, betont Paul M. An den Hund gedacht Diesem galt auch seine wichtigste Sorge, als er den Notruf absetzte. &bdquo;Ich warte vor dem Haus auf euch“, versicherte er damals dem Polizeibeamten am anderen Ende der Leitung. &bdquo;Jemand muss meinen Hund abholen, dann könnt ihr mich mitnehmen.“ Tatsächlich ließ sich Paul M. widerstandslos festnehmen. Ohne Gegenwehr hatte er sich schon zuvor den Hammer von einer Nachbarin abnehmen lassen, die sich alarmiert durch Hilfeschreie couragiert Einlass in die Wohnung von Bert C. verschafft hatte. Bert C. hat den potenziell lebensgefährlichen Angriff überlebt, geblieben sind allerdings schwere Angstzustände. Trotzdem hat er Paul M. verziehen. &bdquo;Er hatte viele Probleme“, sagt der 48-Jährige und erzählt, dass es mit seinem Nachbarn seit Monaten deutlich bergab gegangen sei, wohl vor allem verursacht durch den Tod der Mutter zwei Jahre zuvor. &bdquo;Er hat sich überhaupt nicht mehr um sich gekümmert, hat sich nicht mehr gepflegt, sich nicht mehr rasiert.“ Zum Schluss habe Paul M., der sich mit &bdquo;Schnorren“ und Flaschensammeln über Wasser halte, nur noch ein einziges Paar kaputter Schuhe besessen. &bdquo;Das hat mir wehgetan, dass er so abgebaut hat“, sagt Bert C. Angriff von hinten? Anders als vom Angeklagten gestanden, beschreibt er aber die gefährliche Attacke als Angriff von hinten. Als er sich umgedreht habe, um für Paul M. den gewünschten Tabak zu holen, habe dieser zugeschlagen, erst mit den Fäusten, dann irgendwann mit dem Hammer. Warum das geschah, kann er sich nicht erklären. &bdquo;Ich habe ihn nicht beleidigt“, beteuert Bert C. Nicht minder ratlos sind die Nachbarn des 45-Jährigen. &bdquo;Ich kann mir nicht erklären, was an dem Abend los war“, sagt ein Zeuge. Niemals hätte er Paul M. einen solchen Gewaltausbruch zugetraut, denn dieser sei &bdquo;vom Gemüt her ruhig“. Die Verhandlung wird am Dienstag, 7. November, fortgesetzt.

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