Weiterer Paderborner See von Blaualgen-Plage betroffen

Paderborn. Das Umweltamt des Kreises Paderborn kontrolliert weitere Seen in Paderborn auf Blaualgen (Cyanobakterien). Nachdem am Sonntag für den Lippesee ein Badeverbot ausgesprochen wurde, drohte dies nun auch der benachbarten Wasserskianlage und dem Nesthauser See. Dort gibt es aber Gründe, die gegen die extreme Vermehrung der Bakterien sprechen. Jedoch ist ein anderer beliebter See von der Algenblüte betroffen. Ein aufmerksamer Jogger hatte am Wochenende zunächst die Polizei über seinen Verdacht auf Blaualgen im Lippesee informiert. Diese setzte sich daraufhin mit der Feuerwehr und dem Kreisumweltamt in Verbindung. Im Rahmen von Ortskontrollen bestätigte sich der Verdacht und die Behörden sprachen aufgrund der möglichen Gesundheitsgefahren durch die hohe Blaualgen-Belastung ein Badeverbot für das Gewässer aus. Stand Montagmittag liegt beim Lippesee weiter eine starke Belastung durch Blaualgen vor, berichtet Kreissprecherin Corinna Koptik, per Telefon von vor Ort. Das Badeverbot bleibe somit bestehen. Ein Verbot für Wassersport gibt es allerdings nicht. Segler, Ruderer, Kanu- oder Kajakfahrer können also ihrer Freizeitbeschäftigung nachgehen. Dies gilt somit auch für Stand-up-Paddler. "Wir raten allerdings dringend davon ab", appelliert Koptik an die Vernunft der Hobbysportler. Besonders intensiver Kontakt zum mit Blaualgen belasteten Wasser kann schwere gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Auf den großformatigen Surfboards kann dies schnell geschehen, besonders wenn man nicht standsicher damit unterwegs ist. Algen verbreiten sich auch im Tallesee extrem Auch im Tallesee haben sich die Blaualgen extrem verbreitet. Dort ist das Baden grundsätzlich nicht erlaubt. Allerdings lassen Hundebesitzer ihre Tiere dort gerne ins Wasser. Auch für Tiere kann der Kontakt zu den algenbildenden Cyanobakterien hochgefährlich sein. So gab es in Neuenburg in der Schweiz im Sommer 2020 eine Blaualgenblüte. Wie der "Schweizer Rundfunk" (SRF) berichtete, kamen sechs Hunde durch Vergiftungen, die von den Bakterien ausgelöst worden waren, zu Tode. "Am Tallesee sollten Hunde auf jeden Fall angeleint bleiben und nicht ans Wasser gelassen werden", rät die Kreissprecherin. Trinkwasser für die Tiere sollte von zu Hause in Flaschen mitgebracht werden, damit sie trotz der warmen Temperaturen versorgt werden könnten. Wenn Krankheitssymptome auftreten, sollte dringend ein Tierarzt aufgesucht werden. Auswirkungen auf die Fischbestände oder Wasservögel der betroffenen Seen seien bis dato noch nicht festgestellt worden. "Vorerst unauffällig", fasst Koptik diesen Aspekt zusammen. Entwarnung gab es vorerst vom Nesthauser See und dem direkt benachbarten Wasserskisee, dort seien bislang keine Blaualgen feststellbar, berichtet Corinna Koptik. Die durch die Wasserski- und Wakeboard-Sportler ausgelöste Wasserbewegung sorge für schlechtere Bedingungen in Sachen Algenwachstum. Bei einer aktuellen Sichttiefe von 4 Metern fiel laut Markus Padberg, Besitzer der Wasserski-Anlage, die Inaugenscheinnahme positiv aus. Der Nesthauser See ist zwar kleiner als der Lippesee, ist allerdings anders strukturiert und tiefer, was Einfluss auf die Wassertemperatur hat. Mit einer Wassertiefe von 12 Metern ist der See rund 4 Meter tiefer als der algenbelastete See. "Anders als der Lippesee haben wir keinen Zufluss, es können also keine Fremdstoffe von außen in den Nesthauser See gelangen", fügt Padberg hinzu. "Wir hatten bisher noch nie mit Blaualgen zu tun", so der Seebesitzer weiter. Besonders von den grünen Algen-Schlieren betroffen sind dagegen die Uferbereiche am Lippesee. Die sind flach und es gibt dort nur verhältnismäßig wenig Wasserbewegung. So erwärmt sich das Wasser bei entsprechender Wetterlage leichter - perfekte Bedingungen für die Vermehrung der Cyanobakterien. Kontrollen werden fortgesetzt Das Umweltamt setzte die Sichtkontrollen an den Seen nun regelmäßig fort. Wie lange sich die Masse an Blaualgen noch hält, lasse sich nicht prognostizieren. Eine Entwarnung und Rücknahme des Badeverbots werde erst nach entsprechend sicheren Erkenntnissen erfolgen können, erläutert Koptik. Maßnahmen, um die Massenvermehrung der Cyanobakterien einzudämmen, geschweige denn diese zu stoppen, werde es nicht geben, so Koptik. Eine Belüftung sei mit Blick auf die Endphase der Badesaison und die Größe des Sees unverhältnismäßig. Abhilfe könne einzig ein Wetterumschwung mit sinkenden Temperaturen und Regenschauern liefern, hieß es schon am Wochenende vom Kreisumweltamt. Mit einer solchen Witterung ist laut den Vorhersagen ab Dienstag zunächst mit Gewittern und ab Mittwoch mit Temperaturen unter 20 Grad Celsius zu rechnen. Allerdings soll das Wochenende schon wieder sonnig werden, jedoch nicht ganz so warm wie zuletzt. Enttäuschte Badegäste und Kritik an Umsetzung Auch am Montag zeigten sich noch Gäste des Bistros Eisklang am Salitos Beach enttäuscht ob des grünen Anblicks des Sees. So waren Lana Horstmann und Jana Tuxhorn eigentlich zum Schwimmen aus dem 40 Minuten entfernten Versmold zum Lippesee angereist. "Wir haben beide Urlaub und wollten gerne die letzten Sonnenstunden noch genießen", so Horstmann. Als die beiden den Badeaufenthalt bezahlen wollten, wurden sie dann aber informiert, dass ein Badeverbot verhängt worden war. "Wir finden es aber trotz unserer Enttäuschung gut, dass es das Badeverbot gibt. Die Algen sind ja sehr gefährlich", fügte Tuxhorn hinzu. Beide wollten ihren Ausflug noch umplanen und an den Wasserski-See wechseln. Einige Besucher äußerten aber Kritik an der Umsetzung der Maßnahmen. So sagte Sandra Freisen, dass es an der Absperrung ein Hinweisschild geben sollte, um Badeinteressierte zu informieren. Sie selbst habe bisher nichts von dem Badeverbot und der Belastung gehört. Und auch an dem Eingang habe sie keine Informationen zu der aktuellen Situation bekommen. Diese Lücke bemängelte auch Christian Dix. Er wurde zwar am Eingang des Bistros über die Lage informiert, musste sich aber über Auswirkungen und Symptome des Algenkontakts selbst infomieren. "Es sollte mehr über die Situation informiert werden, besonders mit Schildern am Ufer." Christian Heuberger, ein weiterer Strandbesucher, fügte hinzu: "Ich selbst bin im Sicherheitsdienst tätig und finde es leichtsinnig, so wenig Hinweisschilder aufzustellen." Neben der Kritik an der Umsetzung bewerteten die Befragten die getroffenen Maßnahmen aber als richtig. So lobte Dix: "Ich finde die Maßnahmen auf jeden Fall gut. Es ist wichtig, bevor etwas Schlimmeres passiert, so ein Verbot zu verhängen." Und auch Heuberger befürwortete das Badeverbot, er sah die Gefahr vor allem für Kinder und Tiere.

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