Krankenhaus-Fusion in Paderborn: Kliniken legen erste Abteilungen zusammen

Paderborn/Marsberg. "Eins und eins ist mehr als zwei". Mit diesem Satz hat Martin Wolf, Vorstand der Stiftung St. Johannisstift, den ersten nach außen hin sichtbaren Schritt im Zuge der Fusion zweier Krankenhäuser in Paderborn beschrieben. Wie berichtet, wollen das katholische Brüderkrankenhaus St. Josef an der Husener Straße und das evangelische Krankenhaus St. Johannisstift an der Reumontstraße ihre Fusion bis zum 1. Januar 2025 abschließen. Was das für Patientinnen und Patienten bedeutet, werden sie ab dem 1. September sehen: Dann nehmen die jeweils neu zusammengestellten Abteilungen Orthopädie und Viszeralchirurgie ihre Arbeit auf. Für diesen Schritt mit dazugehörigen Maßnahmen investiert der neue Klinikverbund einen einstelligen Millionenbetrag. Die Freude war den beteiligten Vertretern beider Häuser während der offiziellen Vorstellung anzumerken. Wobei der Gedanke des "einen" Hauses nun überwiegen soll. Dass damit auch eine, in der deutschen Kliniklandschaft neue, Ebene geschaffen wird, verdeutlichte Wolf. "Evangelisch und katholisch, geht das zusammen?", fragte er rhetorisch mit einem Augenzwinkern. Aus Sicht der neuen Partner, die katholische BBT-Gruppe mit mehr als 100 Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen in Deutschland und die Evangelische Stiftung St. Johannisstift, soll genau das gelingen. Als eine "christlich-ökumenische Gesundheitsgesellschaft" bezeichnete Wolf den neuen Verbund. Und diese katholisch-evangelische Zusammenarbeit sei bisher ziemlich einzigartig in Deutschland. Grünes Licht für die Fusion hat das Bundeskartellamt bereits gegeben, im Frühjahr 2023 haben die beiden Partner den Vertrag unterzeichnet. Wie berichtet, sorgten beide Häuser zuvor im Juli 2022 für eine Überraschung, als sie damals ihre geplante Fusion ankündigten. Mit eingeschlossen in die Fusion ist auch der Standort des Marien-Hospitals in Marsberg, das wie das Brüderkrankenhaus St. Josef zur BBT-Gruppe gehört. Die Gruppe ist nach der Fusion auch Mehrheitsgesellschafterin. Bis zum 1. Januar 2025 soll der Zusammenschluss vollendet sein. Dazu gehört beispielsweise in den nächsten Schritten auch, die jeweils noch getrennten Verwaltungen oder die Datenverarbeitung zu verschmelzen. Darüber hinaus bringen beide Partner zwei Pflegeschulen, drei medizinische Versorgungszentren, ein Betriebsarztzentrum sowie den Krankenhauslogistiker Paderlog ein. Im St. Johannisstift geplante Eingriffe, im Brüderkrankenhaus Notfälle Zu den Veränderungen im Angebot beider Häuser gehört aus Sicht der Patientinnen und Patienten auch, dass in Zukunft im St. Johannisstift tendenziell geplante Eingriffe durchgeführt werden, im Brüderkrankenhaus St. Josef dagegen Notfalleingriffe und solche, die nicht planbar sind. Doch zunächst steht die Neuöffnung der medizinischen Abteilungen Viszeralchirurgie und Orthopädie an, die auch die Ärzte und Pflegekräfte seit mehreren Monaten vorbereiten. Mit einer Konzentration an jeweils einem Standort ist verbunden, dass die Orthopädie – bisher im Brüderkrankenhaus beheimatet – ihren Betrieb zum 1. September im St. Johannisstift aufnimmt. Dagegen werden die Mitarbeiter der Viszeralchirurgie des St. Johannisstifts an den neuen Standort am Brüderkrankenhaus wechseln und mit der dortigen Viszeralchirurgie zusammenarbeiten. Die Chefärzte sind Privatdozentin Ricarda Diller und Klaus Christian Diederich in der Viszeralchirurgie sowie Privatdozent Christoph Windisch in der Orthopädie. Aktuell entsteht im Johannisstift die renovierte Station 4 mit 36 Betten für orthopädische Patienten. Auf selber Ebene soll eine orthopädische Ambulanz eingerichtet werden. Zudem werden sich aufgrund des Wegfalls der Chirurgie im St. Johannisstift auch die Strukturen in den zentralen Notaufnahmen verändern. Einzelheiten würden derzeit erarbeitet, mit den Rettungsdiensten habe es aber bereits Gespräche über die zukünftige Ausrichtung gegeben. Mit der Neuordnung der Abteilungen Orthopädie und Viszeralchirurgie an jeweils einem Standort rückt die Frage in den Fokus, ob womöglich weitere Konzentrationen geplant sind oder gar die Schließung eines Standortes in Paderborn droht. Dazu gab Siegfried Rörig, Leiter der BBT-Gruppe in der Region Paderborn/Marsberg, Entwarnung. "Wir wollen selbstverständlich beide Standorte erhalten", sagte er. Und zur Frage, ob sich im Zuge der Fusion etwas bei den Arbeitsverträgen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ändert, sagte Wolf: "Alles, was die Mitarbeiter mitbringen, behalten sie." Damit ist gemeint, dass die Verträge "wahrscheinlich nicht angepasst" werden müssen. Dennoch gab Rörig zu bedenken, dass sich beispielsweise die Tarifstrukturen in Unternehmen mit evangelischer Trägerschaft von denen in katholischer unterscheiden. Als grundsätzlich harmonisch bezeichneten die Klinikvertreter den bisherigen Verlauf des Fusionsprozesses, auch im Austausch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zugleich bleibt die allgegenwärtige Diskussion um die finanzielle Ausstattung der Krankenhäuser in Deutschland ein Thema, und das auch in Paderborn. So hatten die St.-Vincenz-Kliniken im Juli bekannt gegeben, eine Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt zu haben. Auf die Situation im Krankenhaussektor angesprochen, verwies Rörig auf "eine extrem angespannte" Lage. Deswegen geht sein Blick wie jener von Wolf nach Düsseldorf und zum Land NRW: Auch über einen Förderantrag will der neue Klinik-Verbund die Investitionen finanzieren.

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