So wohnt ein Schaustellerpaar während Libori in Paderborn

Paderborn. Wer Mandy Blume besucht, wird erst einmal von zwei neugierigen, freundlichen Bulldoggen begrüßt. Soweit, so normal. Ein paar Terrassenmöbel auf der Veranda, eine Hortensie im Blumentopf. Was fehlt, ist ein Briefkasten. Denn die 44-Jährige wohnt nicht in einem Haus oder einer Wohnung, sondern in einem Wohnwagen. Sie hat ihr Zuhause immer dabei. Blume und ihr Mann Laurence sind Schausteller - beide seit vielen Generationen. Gerade sind sie mit ihrer Wildwasserbahn auf Libori. Während der Kirmes steht ihr Wohnwagen auf dem Stellplatz am Fürstenweg, wie so viele andere Schausteller, die aus ganz Deutschland anreisen. Berlin, Nürnberg, Diepholz - so verraten es die Kennzeichen auf dem Parkplatz. "Angefangen haben wir in einem kleinen Camper", erzählt Blume. Als sie Kinder bekamen, war mehr Platz notwendig: Dann kam der Wohnwagen ihrer Schwiegereltern zum Einsatz. Vor zwei Jahren schließlich investierten sie ihr Erspartes in ihren Traum-Wohnwagen. Zwei Jahre lang haben sie auf das nach ihren individuellen Wünschen von einer Spezialfirma angefertigte Gefährt gewartet. "Das erste Mal darin übernachtet haben wir auf unserem Hof in Berlin - das war während der Pandemie, und wir konnten nirgendwo hin, aber ich konnte es nicht abwarten", sagt Blume. Der Wohnwagen hat alles, was man braucht Der Luxus-Wohnwagen hat mit einem Campervan oder Wohnmobil, wie man es vielleicht vom Zeltplatz im Urlaub kennt, wenig gemein. Wenn man die Räumlichkeiten betritt, hat man eher das Gefühl, sich in einem Appartement oder einer kleinen Wohnung zu befinden. Die Seitenwände können als Erker ein Stück aus- und für den Transport eingefahren werden, sodass die Wohnung auf Rädern in etwa die Maße eines Lkw hat. Es gibt einen größeren Raum, der Küche, Essbereich und Wohnzimmer vereint, ein Schlafzimmer, ein erstaunlich geräumiges Bad mit Küche und ein kleines Büro. Alles, was man braucht: Fußbodenheizung, Klimaanlage, ein großer Kühlschrank. Helle Fliesen, dunkle Fronten, indirekte Beleuchtung: "Zeitlos sollte es sein, denn hier werden wir noch viele Jahre wohnen", sagt Blume. Sie hat sich bei der Einrichtung für einen geradlinigen und modernen Look entschieden. "Auf so wenig Quadratmetern sieht es schnell unordentlich aus", erklärt sie. Die Jacken beispielsweise hängen nicht einfach an einer Garderobe, sondern verschwinden hinter Türen in einem eingebauten Schrank in einer Nische. Trockner und Waschmaschine sind im Bad neben dem Waschbecken hinter schlichten Fronten versteckt und im Schlafzimmer kann der Fernseher aus dem Fußteil hochgefahren werden. Von April bis Anfang November unterwegs "Wir haben hier alles, was man braucht, um sich das Leben schön zu machen, denn wir verbringen hier ja auch den Großteil unseres Lebens", sagt Blume. Von April bis Anfang November sind sie mit ihren Fahrgeschäften auf Volksfesten und Jahrmärkten unterwegs, im Winter dann auf einem Weihnachtsmarkt in Berlin. "Berlin ist schon zuhause", sagt sie, "da habe ich meine Freunde, den Tierarzt." Dort sind ihre Kinder zur Schule gegangen. "Aber nach dem Winter, da kribbelt es mir immer auch schon in den Fingern und ich bin froh, wenn es wieder los geht." Ohne zu reisen - das sei einfach nicht das Gleiche. "Ich liebe es, neue Städte zu entdecken", sagt Blume. In Paderborn ist sie zum ersten Mal, ihr gefällt die entspannte Atmosphäre. "Man merkt, dass die Paderborner ihr Fest lieben." Alle paar Wochen wechseln sie den Standort: Ein paar Tage aufbauen, Kirmesbetrieb, abbauen. Ein ganz schön großer Tross ist dann immer unterwegs: Allein für den Transport der Wildwasserbahn braucht es 16 Fahrzeuge. Die beiden inzwischen fast erwachsenen Kinder wohnen in einem eigenen Wagen, die sieben Mitarbeiter ebenfalls. Mittags kocht Blume für alle. "Am Esstisch kommt die Familie zusammen, hier wird alles besprochen", sagt sie. Berufliches und Privates verschwimmt in ihrem Leben, "oft arbeiten wir 16 Stunden am Tag", sagt Blume. Da sei es schön, nach Hause zu kommen und es bequem und gemütlich zu haben. Viel Deko gibt es nicht, denn alles, was nicht befestigt ist, muss ja vor der nächsten Reise wieder sicher verstaut werden. Ein paar Blumen, Kerzen und elegante Vasen hat die 44-Jährige aber doch aufgestellt. Man soll sich ja wohlfühlen, in dem Zuhause auf Rädern.

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