Libori in Paderborn: Schausteller fordern längere Öffnungszeiten

Paderborn. Das kurze Gewitter am Montag trübt die Zwischenbilanz kaum: Die Schausteller auf dem Liboriberg sind mit den ersten Kirmestagen zufrieden. "Der Platz war noch nie so voll an einem Eröffnungssamstag", sagt Bethel Thelen, Vorsitzender des Schaustellervereins in Paderborn. Auch der Sonntag sei gut besucht gewesen, ebenso der Montagabend. "Das macht uns Mut bei allen Sorgen, die uns plagen", so Thelen. Ebenjene Sorgen kamen am Dienstagmorgen auf den Tisch - beim traditionellen Schaustellerfrühstück, zu dem die CDU-Politiker Carsten Linnemann und Daniel Sieveke in die Paderborner Parteizentrale geladen hatten. Längere Öffnungszeiten gefordert Jörg Stratmann, der erstmals gemeinsam mit André Brockschnieder die Almhütte betreibt, äußert den Wunsch nach verlängerten Öffnungszeiten. Aktuell muss um 23 Uhr die Musik aus sein. "Es würde uns gewaltig weiterhelfen, wenn wir sagen: am Wochenende eine Stunde länger oder auch zwei Stunden", sagt Stratmann. "Musik bedeutet Emotionen für die Leute. Wenn das vorbei ist, gehen sie nach Hause und die Veranstaltung ist tot." Das Thema ist nicht neu, aber wird seitens der Schausteller weiterhin als wichtig angesehen, so Thelen. Stratmann habe für die Almhütte viel Geld in die Hand genommen, meint der Vereinsvorsitzende. "Ich kann mir vorstellen, dass das am Ende das Zünglein an der Waage ist, was über die Wirtschaftlichkeit entscheidet." In Soest beispielsweise liefe die Kirmes länger. Er bittet Bürgermeister Michael Dreier, "den rechtlichen Rahmen abzuklopfen". Dreier, ebenfalls Gast beim CDU-Schaustellerfrühstück, will das Thema in der Verwaltung ansprechen. Kritik an hohen Gebühren und Stromkosten Vor Kirmesstart müssen sich Fahrgeschäfte einer Bauabnahme unterziehen, an der die Stadt beteiligt ist. Dafür werde eine Gebühr von 300 Euro fällig, sagt Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes. "Aber die Gebrauchsabnahme vor Ort ist nur eine Nachschau, keine technische Prüfung. 300 Euro sind zu viel dafür." Auf einem größeren Fest wie Libori mit Einnahmen über mehr als eine Woche sei dies zwar kein großes Problem, so Bethel Thelen. Aber die Bauabnahme ist auch notwendig, wenn beispielsweise auf einem Schützenfest ein Autoscooter steht. "Dann tun die 300 Euro weh. Die kleineren Feste haben es ohnehin schwer", meint Thelen. Ein weiterer Kostenpunkt, der Ritter Sorgen bereitet: der Strom. "Bei uns ist die Strompreisbremse noch nicht ausreichend angekommen oder noch gar nicht", sagt er. Schausteller würden bis zu 74 Cent pro Kilowattstunde zahlen. Für die Industrie hingegen sei eine Deckelung auf sechs Cent geplant. "Das Produkt, das wir erstellen, ist auch sehr wichtig", meint Ritter. "Wir produzieren Spaß, Freude und Kinderlachen. Daraus resultiert auch Volksgesundheit. Deswegen appellieren wir: Wo bleiben die sechs Cent für die Schausteller?" Wunsch nach Lunapark-Feuerwerk Zum Libori-Abschluss am kommenden Sonntag, 30. Juli, wird es wieder ein Feuerwerk geben. Schausteller Hans-Otto Bröckling wünscht sich solch einen im wahrsten Sinne des Wortes Höhepunkt auch für den Lunapark. "Dieses Jahr haben wir verzichtet, um das große Feuerwerk zu Libori zu schonen", so Bröckling, der Richtung Stadt Paderborn appelliert. "Zum nächsten Lunapark brauchen wir es dringendst. Das bringt uns ab Freitagnachmittag die Familien." Personalsorgen bei den Schaustellern Der Mangel an Arbeitskräften treibt die Schaustellerbranche schon länger um. "Oma, Opa, Tante und Onkel stehen im Fahrgeschäft unter Missachtung jeglicher Arbeitszeitregeln, um Kirmes überhaupt aufrechtzuerhalten", sagt Albert Ritter. "Wir bekommen keine Leute." Es brauche kein Fachkräfteeinwanderungsgesetz, sondern ein "Arbeitswilligenzuwanderergesetz". "Wir brauchen die, die mit anpacken wollen." Laut Schausteller Siggi Friedt, der die Schinderhannes-Steaks anbietet, habe der Mindestlohn seine Tücken. Neuen Aushilfen zahle er 13,50 Euro. "Das ist dann netto", so Friedt. "Wenn ich dann den Mitarbeiter habe, der 20 Jahre bei mir ist, und der kriegt 22 Euro brutto die Stunde und hat 12 Euro netto, der fragt sich: Was ist hier verkehrt?" Dies sei, selbst wenn Letzterer Urlaubsgeld erhalte und einen Rentenanspruch habe, schwierig zu vermitteln.

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