Personalmangel in Paderborner Verwaltung: Bis zu zwei Jahre Wartezeit bei Anträgen

Paderborn. Mehr als 150 unbesetzte Stellen gibt es aktuell bei der Stadt Paderborn. Betroffen vom Personalmangel ist vor allem der technische Bereich, aber auch im Jugendamt und den Kindertagesstätten, der Feuerwehr sowie dem Ordnungsamt fehlt eine teils hohe Zahl an Mitarbeitenden. Das wirkt sich mittlerweile auch auf die Bürger aus, die beispielsweise länger auf die Bearbeitung von Bauanträgen warten müssen. Die "NW" hat bei der Stadt nachgefragt. Technischer Bereich Die Situation: Der technische Bereich ist besonders vom Personalmangel betroffen. Alleine im Stadtplanungsamt sind 6,5 von insgesamt 40 Stellen nicht besetzt, im Straßen- und Brückenbauamt fehlen 12 von 103 Stellen, im Amt für Geoinformation sind es 4,5 von 40 und im Amt für Umweltschutz und Grünflächen werden 4,4 unbesetzte Stellen bei insgesamt 118 gezählt (Stichtag 31. Dezember 2022). Dazu kommt, dass Bauleitplanverfahren über die Jahre insgesamt immer komplexer und aufwendiger geworden. Die Folgen:"Wir sind am Limit", erklärte kürzlich die Technische Beigeordnete Claudia Warnecke. Aufgrund der angespannten Personaldecke könne die gewohnte Effektivität derzeit nicht gehalten werden. So dauert beispielsweise die Erarbeitung von Bebauungsplänen derzeit deutlich länger und bei der Bearbeitung müssten Prioritäten gesetzt werden. Bei den Bauleitplänen sei zwar schon immer priorisiert worden, jedoch müsse das in der aktuellen Situation noch stärker gemacht werden. Das trifft vor allem normale Bürger, denn bevorzugt werden Bauleitpläne mit hoher gesamtstädtischer und städtebaulicher Bedeutung. Auswirkungen auf städtische (Groß-) Projekte gebe es keine. Bauleitpläne, die schon einen fortgeschrittenen Verfahrensstand haben, würden auch weiterbearbeitet. Doch vor allem die Bearbeitung neuer Anträge beziehungsweise Gespräche zur Vorbereitung von Anträgen verzögern sich, die Wartezeit kann bis zu zwei Jahre dauern. Auch bei der Verkehrsplanung müssen derzeit Abstriche gemacht werden, betroffen ist davon unter anderem die Radverkehrsplanung. Der Ausblick: Wenn die Stellen neu besetzt seien und das Personal eingearbeitet sei, geht die Stadt davon aus, dass die Zahl der verfahrensleitenden Beschlüsse wieder das Niveau der Vorjahre erreichen kann. Allerdings machte die Verwaltung erst kürzlich im Haupt- und Finanzausschuss deutlich, dass sie unter Fachkräftemangel und der starken Wettbewerbssituation leide. So gebe derzeit kaum freie Stadtplaner, viele Studienabgänger würden direkt in die Wirtschaft wechseln. Deshalb will sich die Stadt noch stärker als "attraktive Arbeitgeberin auf dem Markt" positionieren. Jugendamt und Kitas Die Situation: Erheblich vom Personalmangel betroffen ist auch das Jugendamt, zu dem auch die Kindertagesstätten gehören. Von 665 vorgesehenen Stellen sind derzeit 48 nicht besetzt. Davon wiederum entfallen tatsächlich 39 auf den Kita-Bereich. "Bei 35 Kitas relativiert sich die zunächst hoch scheinende Zahl", heißt es dazu von der Stadt. Sie erklärte den Minuswert damit, dass der Betreuungsschlüssel auch Stellen für mögliche Inklusionskinder berücksichtige, die bei fehlender Nachfrage nicht besetzt werden, sowie durch unbesetzte Stellenanteile, die durch Teilzeitbeschäftigung entstehen. Die derzeitige Entwicklung weiche nicht von den Vorjahreszahlen ab. Bei stetig wachsenden Zahlen der Stellen in den städtischen Kitas nehme die Zahl der unbesetzten Stellen entsprechend zu. Die Relation sei im Schnitt der Jahre deshalb als gleichförmig zu bezeichnen. Die Folgen: Was bedeutet das für die Einrichtungen und Eltern? Aus Schloß Neuhaus ist zu hören, dass 45 Stunden hier nicht buchbar seien. Dazu sagt die Stadt, dass die Betreuungszeiten grundsätzlich gewährleistet würden. Sie verweist auf die Corona-Pandemie, in der die städtischen Kitas die Betreuung trotz hoher Krankenstände sichergestellt hätten. Im Einzelfall würden individuelle Vereinbarungen mit den Eltern geschlossen. Der Ausblick: Die Stadt gibt sich zuversichtlich. "Zum Start eines Kitajahres zum 1. August eines jeden Jahres gelingt es in den allermeisten Fällen, sämtliche offenen Stellen zu besetzen", heißt es dazu. Angesichts des steigenden Bedarfs soll die Ausbildung in den nächsten Jahren schrittweise ausgeweitet werden. Zur Betreuung der Nachwuchskräfte sei in diesem Jahr die Stelle eines Ausbildungskoordinators im Jugendamt eingerichtet worden. Feuerwehr Die Situation: Auch bei der Paderborner Feuerwehr gibt es einen hohen Anteil offener Stellen. Von 297 Stellen sind 23 derzeit nicht besetzt. Die Folgen: Sind die Retter in Paderborn also unterbesetzt? Darauf eine eindeutige Antwort: "Die Einsatzfähigkeit der Paderborner Feuerwehr ist sichergestellt." Denn nur 5 der offenen Stellen entfielen auf den Brandschutz- und Rettungsdienst, die weiteren hätten administrative Funktionen beziehungsweise würden für Nachwuchskräfte freigehalten, die im Laufe des Jahres ihre Ausbildung beenden.Dennoch könne es in manchen Teilbereichen der Feuerwehr aufgrund der hohen Einsatzzahlen zu Überstunden kommen. Allerdings erfahre die hauptamtliche Feuerwehr "eine bedeutende Unterstützung" durch die vielen ehrenamtlichen Kräfte in Paderborn. Der Ausblick: Die Stellenkapazitäten bei der Feuerwehr seien in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet worden. Darunter fielen auch verschiedene Spezialfunktionen, die auf dem Arbeitsmarkt zurzeit nicht zur Verfügung stünden. Deshalb setze die Stadt auf die entsprechende berufliche Weiterqualifizierung ihrer eigenen Kräfte. Darüber hinaus sei die Feuerwehr eine wichtige Ausbildungsstätte, die sowohl für den Brandschutz als auch für den Rettungsdienst intensiv ausbildet. Sie verfügt über eine eigene Rettungsdienstschule, in der Rettungsassistenten und Notfallsanitäter ausgebildet werden. Lesen Sie auch: Tarifabschluss bedeutet Mehrkosten in Millionenhöhe für die Stadt Paderborn Ordnungsamt Die Situation: Zwar fehlt auch dem Ordnungsamt derzeit Personal, die 5 offenen Stellen würden aber nicht die Einsatzfähigkeit der Boss-Wache beeinflussen und hätten auch keine Auswirkungen auf die Überwachung des ruhenden Verkehrs, sprich: das Ahnden von Parkverstößen. Der Ausblick: Denn der größte Teil der offenen Stellen sei in der Verwaltung zu finden und die Vakanzen im Außendienst sollen zeitnah geschlossen werden. Dabei gehe die Stadt Paderborn neue Wege, indem sie einen Ausbildungsplatz für den Einsatz in der Boss-Wache eingerichtet habe.

Meistgelesen