Kreis Paderborn. Es ist Alltag im Betrugskommissariat der Paderborner Polizei: Täglich gehen im KK4 Strafanzeigen wegen Betrugsdelikten ein. Allein am Donnerstag vergangener Woche zählten die Beamten laut einer Mitteilung 11 Anzeigen, am Freitag folgten 13 weitere.
Die Delikte waren demnach ganz unterschiedlich: Gemeldet wurden gehackte Accounts, bezahlte, aber nicht gelieferte Ebay-Bestellungen, falsche Polizisten am Telefon sowie Computer-Sabotage. In einem Fall erbeuteten Telefonbetrüger den Angaben zufolge rund 60.000 Euro. Weitere Opfer verloren zwei- bis vierstellige Summen an die Täter. Jetzt laufen die Ermittlungen der Kripo.
Dazu gehören Recherchen bei Providern der Internet-Portale und Telefongesellschaften, Vernehmungen der Geschädigten und möglichen Zeugen, Kontaktaufnahme zu Banken und mehr. "Die Bearbeitung der Strafanzeigen wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Längst nicht jeder Fall wird geklärt werden können", heißt es dazu von der Polizei.
In einigen Verfahren können Betrugsschäden rückgängig gemacht werden, oft blieben die Opfer jedoch auf den Vermögensverlusten sitzen. Deswegen setzt die Polizei auf breite Prävention, damit Kriminellen keine Chancen auf Betrugsgewinne geboten werden: "Rund um Geschäfte über das Internet, E-Mails und IT-Anwendungen lauern besondere Gefahren". Die Polizei schildert deshalb einige Fälle und gibt Tipps, um Betrug zu vermeiden.
Telefon-Betrug
Derzeit warnt die Paderborner Polizei am häufigsten vor den Maschen von Betrügern am Telefon, die meistens Seniorinnen und Senioren als Opfer suchen. "In einem besonders perfiden Fall haben die Täter letzte Woche eine 80-Jährige um ihr Vermögen gebracht", berichten die Ermittler. Drei Tage hätten die Kriminellen das Opfer in ihren Fängen gehabt, das erst eine Woche nach dem letzten Anruf Anzeige erstattete.
Die Betrüger hatten sich als Kriminalkommissar und Staatsanwalt ausgegeben und der Senioren von angeblichen Einbrüche in ihrer Nähe erzählt. Ihr Vertrauen erschlichen sie sich mit Hilfe von Komplizen, vermittelten Anrufen, Dienstnummern und vereinbarten Code-Wörtern und Ausreden für Bankmitarbeiter, die beim Abholen hoher Geldsummen misstrauisch wurden. Die Frau deponierte mehrmals fünfstellige Summen Bargeld sowie wertvollen Schmuck auf Autoreifen.
Die Paderborner Polizei verweist vor diesem und vielen anderen Fällen auf ihre Kampagne "Auflegen!": Dies sei der einzige hundertprozentig wirksame Schutz vor den Tätern.
Vorsicht bei Ebay, Otto & Co
In mehreren Fällen hatten Geschädigte ein Handy und andere Elektronikartikel bei Ebay oder Ebay-Kleinanzeigen gekauft und auch bezahlt, doch die Ware kam nie an, berichtet die Polizei weiter. In einem anderen Fall hatten Täter den "Otto"-Account einer Kundin gehackt und deren Bezahlfunktion genutzt um Waren im Wert von mehreren tausend Euro zu bestellen.
Die Paderbornerin (42) erhielt eine Bestellbestätigung per Mail und am Dienstag die Ankündigung des Paketdienstes, der die Ware zustellen wollte. Als der Paketwagen in die Straße des Opfers einbog wurde der Paketbote von einem Mann angesprochen, der angeblich die Pakete für die Empfängerin entgegen nehmen sollte.
Das lehnte der Paketbote ab, fuhr zur angegebenen Adresse und wollte dort die Pakete abgeben. Die Annahme lehnte die Frau selbstverständlich ab. Sie konnte sich nicht erklären, wie jemand an ihre Zugangsdaten für den Onlineshop kommen konnte.
Die Betreiber der Verkaufsportale warnen den Angaben zufolge selbst vor Betrugsdelikten und erläutern, wie man betrügerische Angebote erkennen kann, wie man seinen Account schützt und was zu tun ist, wenn man gehackt wurde. Wer einen solchen Account besitzt oder erstellen möchte, sollte diese Informationen genau lesen und beachten, empfiehlt die Polizei.
Sie hat aber auch einige Hinweise parat: "Vor einer Bestellung schauen Sie sich das Verkäuferkonto genau an und lassen Sie sich nicht von besonders günstigen Angeboten locken. Nutzen Sie ausschließlich die sicheren Bezahlmethoden über die Seiten der Betreiber. Lassen Sie sich außerhalb ihrer Familie niemals auf die Paypal-Zahlungsmethode für Freunde und Familie ein. Schützen Sie ihr Konto mit einem sicheren Passwort und halten Sie sich mit privaten Informationen absolut zurück."
Sabotage-Software
Bei zwei Paderborner Firmen blieben die Computer-Monitore schwarz. Die Systeme waren blockiert. Offenbar sind die Firmen Opfer von Sabotage-Software geworden, die vermutlich durch infizierte E-Mails eingeschleust worden war.
Vor solchen Cyberangriffen sollten sich Unternehmen im Vorfeld schützen, Mitarbeiter sensibilisieren, die IT-Sicherheitsmaßnahmen beständig aktuell halten und hohe Priorität auf Datenbackup-Strategien legen. Dazu sei meistens eine Beratung und Unterstützung durch IT-Spezialisten unumgänglich.
>>> Dieser Link führt zu den Präventionsseiten der Paderborner Polizei.
INFORMATION
Paderborner Täter verurteilt
Eine Rückmeldung von Kripo-Kollegen aus Reutlingen (Baden-Württemberg) hat die Ermittler der Paderborner Kripo erfreut. Dort war ein Tatverdächtiger nach einem Telefonbetrug festgenommen worden. Dem 22-Jährigen konnten demnach drei Taten als Geldabholer einer Betrugsbande nachgewiesen werden. Darunter sei ein Fall aus Paderborn gewesen, bei dem ein 70-jähriger Mann im Oktober 2022 um knapp 60.000 Euro betrogen wurde. Das Amtsgericht Reutlingen hat den laut Mitteilung aus Polen stammenden Mann jetzt zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt.