Padersprinter-Reaktion auf Sexismus-Vorwürfe ist für Betroffene "Schlag ins Gesicht"

Paderborn. "Es ist ein Schlag ins Gesicht", schreibt Julia W. (alle Namen der Betroffenen geändert) in einer Mail an die Redaktion. Nachdem sich Padersprinter-Geschäftsführer Oliver Eikenberg und Bürgermeister Michael Dreier, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender des Kommunalbetriebes, zu den Vorwürfen zweier Mitarbeiterinnen über sexuelle Diskriminierung am Arbeitsplatz geäußert haben, sind die Betroffenen tief enttäuscht. "Heuchlerisch", fügt Hülya U. ihrer Reaktion zur Aussage der Führungsebene des Unternehmens bei, in der es heißt, dass der Padersprinter den Vorwürfen ordnungsgemäß und sorgfältig nachgegangen sei. Dass sich mit Eikenberg und Dreier zwei Männer äußerten, die "das gesamte Ausmaß gar nicht überblicken können", bemängelt Julia W. Der Padersprinter-Geschäftsführer ist erst seit Jahresbeginn im Amt und könne laut W. nur über Dritte von ihrem Fall gehört haben. Eben jener Personenkreis sei jedoch für die aus ihrer Perspektive mangelnden Maßnahmen verantwortlich. Dass Michael Dreier Mitarbeiter der unteren Ebenen des Padersprinters befragt hätte, geschweige denn vom Sexismus Betroffene, sei ihr nicht bekannt. Dem Stadtoberhaupt wirft sie reine Image-Wahrung vor. Laut U. haben sich andere Padersprinterbeschäftigte "schockiert" gezeigt, was die Reaktion des Geschäftsführers und des Aufsichtsratsvorsitzenden angehe. Über die, durch die Berichterstattung öffentlich gewordenen, Vorwürfe sei dagegen niemand überrascht gewesen. Anstatt diese zu untersuchen und aufzuarbeiten, versuche man scheinbar einen "Heiligenschein auf dem Haupt zu jonglieren" fasst W. ihre Eindrücke zusammen. Hingegen seien die Mitarbeitenden in Aufruhr und würden zudem auch andere Missstände bemängeln. Allerdings herrsche ob der Konsequenzen viel Angst unter den Beschäftigten. Ein Eindruck, den neben Hülya U. und Julia W. eine weitere Mitarbeiterin gegenüber der "NW" bestätigt. Vieles werde unter den Teppich gekehrt Auch die Sexismus-Vorwürfe gegen Alexander H. könne sie in Teilen bestätigen. Vonseiten der Padersprinter-Geschäftsführung würde viel unter den Teppich gekehrt, so sei sie froh, dass diese nun an die Öffentlichkeit kämen. Im Unternehmen "dürfen einige machen, was sie wollen", während andere Betriebsangehörige sich für Kleinigkeiten rechtfertigen müssten. Dabei würde die Glaubwürdigkeit mancher gezielt in Zweifel gezogen und die betreffenden Mitarbeiter "klein gemacht". Auch sie sei schon davon betroffen gewesen und habe angefangen, an sich selbst zu zweifeln. Für sie sei es inzwischen so, dass sie sich "zur Arbeit quäle", sagt die Frau, obwohl ihr ihre berufliche Tätigkeit eigentlich gefalle. Für den Schutz der Mitarbeitenden werde nicht gesorgt, so ihr Fazit. Vonseiten des Betriebsrats könne man nicht auf Hilfe zählen. Denn dieser würde versuchen, Probleme im Sinne der Geschäftsführung zu lösen. Einen Aushang des Betriebsrates von Freitag (liegt der Redaktion vor), in dem dazu aufgerufen wird bei Fällen von Mobbing und sexueller Belästigung, in Kontakt mit den Arbeitnehmervertretern zu treten, um sich dann gemeinsam "um eine schnelle und effektive Lösung zu bemühen", stehe geradezu im Widerspruch zu ihren Erfahrungen. Forderung nach öffentlicher politischer Klärung Eine politische Aufarbeitung in Sachen Rassismus und Sexismus beim Padersprinter fordert weiterhin Ratsherr Verani Kartum. Dies solle in der nächsten Ratssitzung am 4. Mai und nicht hinter den verschlossenen Türen des Aufsichtsrates geschehen. Er werde dazu eine entsprechende Anfrage einreichen, kündigt Kartum an.

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