Willkommen im Kreis Paderborn: So hat die Region die Ukraine-Flüchtlinge aufgenommen

Kreis Paderborn. Die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine sind seit einem Jahr im Kreis Paderborn zu erkennen. 4.857 Menschen flohen aus der Ukraine und fanden in der Region Unterkunft und Zeit zum Durchatmen. Die &bdquo;Neue Westfälische“ hat alle zehn Kommunen gefragt, wie viele Menschen sie seit Februar 2022 aufgenommen haben, welche Herausforderungen es zu meistern gilt, welche Kosten entstehen und wie geholfen wird. Altenbeken Schon Ende Februar kamen die ersten Flüchtlinge ins Kreisgebiet. Die Eggegemeinde hat innerhalb von zwölf Monaten 160 Personen registriert. Ab März kamen überwiegend Frauen und Kinder. Aktuell sind noch 127 Menschen aus der Ukraine hier gemeldet, davon sind 45 unter 16 Jahren. Der Großteil ist privat untergebracht, etwa 30 Menschen in Unterkünften der Gemeinde. Bislang hat Altenbeken für Unterkünfte, Unterhaltsleistungen, Sachgüter und Personal rund 500.000 Euro aufgewandt. Dieser Betrag konnte aus Bundes- und Landesmitteln gedeckt werden. Als Kernproblem benennt das Rathaus &bdquo;fehlenden Wohnraum“, weil auch aus anderen Ländern verstärkte Fluchtbewegungen registriert werden. Die Bürgerinnen und Bürger hätten große Hilfsbereitschaft bei Wohnraum sowie Sach- und Geldspenden und auch im ehrenamtlichem Engagement gezeigt. Sozialarbeiter Amir Tadres bilanziert, dass Belastungen und Unsicherheiten für viele Geflüchtete hoch seien, weil sie sich nicht entscheiden könnten, ob sie bleiben oder zurückkehren wollten. Bad Lippspringe Derzeit sind noch 269 geflüchtete Menschen aus der Ukraine in Bad Lippspringe registriert. Seit März kamen 300, zwischenzeitlich zogen 31 wieder fort. Zu den Kosten will die Kommune &bdquo;aus Datenschutzgründen“ keine Angaben machen. Rückblickend seien die größten Herausforderungen die Ausstattung der Turnhalle, die Unterbringung sowie die Bearbeitung der Leistungsanträge, da alles &bdquo;in kürzester Zeit“ organisiert werden musste. Bad Wünnenberg Im Stadtgebiet von Bad Wünnenberg haben seit Kriegsbeginn rund 200 registrierte ukrainische Flüchtlinge eine Bleibe gefunden. Die ersten kamen Mitte März 2022. Aktuell leben noch 140 in der Stadt und ihren Orten. Die Unterbringung erfolgt in Gemeinschaftsunterkünften und Privatwohnungen. Die Kosten, so das Rathaus, können derzeit nicht beziffert werden. Als größte Herausforderung habe sich die kurzfristige Bereitstellung von Wohnraum erwiesen. Da sowohl unangekündigter Zuzug von privater Seite als auch angekündigte Zuweisungen des Landes erfolgten, sei eine Planung der Unterbringung &bdquo;oft schwierig“. Hilfe bei der Integration leiste vorrangig das Jobcenter, etwa durch Sprachkurse. Zusätzlich wurden Begrüßungscafés durch die Flüchtlingshilfe angeboten, zudem wurden auch in Bad Wünnenberg Betreuungsangebote sowie Kita- und Schulplätze geschaffen. Borchen Von den 457 in Borchen registrierten Flüchtlingen waren 189 unter 18 Jahre alt. 187 waren Frauen und 81 Männer. Wie in allen Orten gilt, dass vermutlich noch mehr Geflüchtete hier leben, da sich nicht alle umgehend für die Leistungserbringung registrieren. Derzeit leben 200 registrierte Ukrainer in Borchen. Zahlreiche Einwohner – oft Verwandte – hätten sich bereit erklärt, Geflüchtete privat aufzunehmen. Durch die Gemeinde wurde das ehemalige Altenwerk in Schloss Hamborn angemietet. Hier werden ukrainische Vertriebene untergebracht, die durch das Land zugewiesen werden. Der Gemeinde seien bislang Kosten in Höhe von etwa 970.000 Euro entstanden. Hinzu kommen der Erwerb des Hotels &bdquo;Haus Amedieck“ und die Nutzbarmachung der Räumlichkeiten. Vom Bund gab es im Gegenzug Auszahlungen von 690.000 Euro. Nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz zahlte die Gemeinde 730.000 Euro aus. Im Rahmen des so genannten Rechtskreiswechsels wurden Erträge durch Erstattungen des Jobcenters von etwa 235.000 Euro erzielt. Anders als in der Flüchtlingskrise ab 2015 gab es während des ersten Zustroms aus der Ukraine keine zentralen Zuweisungen aus Landeseinrichtungen. So sei stets unklar gewesen, wie viele Menschen wann unterzubringen sind. Prognosen seien unmöglich. Eine wichtige Hilfe sei das große ehrenamtliche Engagement gewesen. Bei vielen Geflüchteten sei festzustellen, dass sie die deutsche Sprache gut beherrschen und großer Wille bestehe, Deutsch zu lernen. Büren Es sind in Büren 487 ukrainische Geflüchtete seit Kriegsbeginn registriert worden. Nachdem 170 verzogen sind, leben offiziell nun noch 317 im Stadtgebiet. Nur 11 Menschen wohnen aktuell in den von der Stadt eingerichteten Notunterkünften. 306 Personen haben eine eigene Wohnung bezogen oder wohnen bei Verwandten. Die Suche nach Wohnraum sei die größte Aufgabe für die Stadt, heißt es aus dem Rathaus. Seitdem Notunterkünfte eingerichtet sind, bleibe zudem die Unsicherheit, wie viele Menschen zu welchem Zeitpunkt eine Beherbergung benötigen. Dank richtet die Stadt an alle Bürger, die dazu beigetragen haben, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Wie auch andere Kommunen legt Büren großen Wert auf Sprachkurse zur Integration der Geflüchteten. Neben Kursen der Stadt haben ehrenamtliche Kurse durch die Initiative &bdquo;Büren ist bunt“ stattgefunden. Delbrück Rund eine Woche nach Kriegsbeginn, am 3. März 2022, trafen erste Flüchtlinge aus der Ukraine in Delbrück ein. Insgesamt wurden in einem Jahr 514 registriert, etwa ein Drittel der Anzahl von Paderborn. Nach Fortzügen sind nun noch 357 Personen gemeldet. Ein Großteil wurde vorübergehend in Sammelunterkünften und Turnhallen untergebracht und &bdquo;so schnell wie möglich“ in Wohnungen vermittelt. Eine genaue Kostenaufstellung ist laut Stadt &bdquo;im Moment noch nicht möglich“. Die Einrichtung der drei Sporthallen in Schöning, Sudhagen und Ostenland sei eine große Herausforderung gewesen. Die Dorfgemeinschaften hätten aber in jedem Fall Verständnis gezeigt. In der Stadt sei viel geschafft worden, &bdquo;dank großer Unterstützung durch Haupt- und Ehrenamt“. Hövelhof Seit Kriegsbeginn hat die Gemeinde Hövelhof 225 Menschen aus der Ukraine offiziell registriert. Die ersten Flüchtlinge kamen am 1. März. Aktuell sind noch 137 vor Ort gemeldet. Insgesamt sind für die Gemeinde im Zusammenhang mit der Flüchtlingsarbeit im Jahr 2022 Kosten von etwa 2,27 Millionen Euro entstanden. Diese lassen sich allerdings nicht nach Kosten für ukrainische Flüchtlinge und Geflüchtete anderer Länder aufteilen. Vom Bund hat die Gemeinde rund 244.000 Euro an Zuweisungen erhalten, vom Land etwa 869.000 Euro. Die große Herausforderung sei der Zeitdruck gewesen, innerhalb kürzester Fristen eine unbestimmte Anzahl an Menschen unterzubringen. Im Ort sei eine angespanntere Lage auf dem Wohnungsmarkt festzustellen. Die Anteilnahme und Hilfsbereitschaft in der Gemeinde &bdquo;war außerordentlich“, bilanziert das Rathaus. Bei vielen Ukrainern sei der Wunsch ausgeprägt, wieder in die Heimat zurückzukehren. Lichtenau Im Moment leben in der Energiestadt 119 Geflüchtete aus der Ukraine. Seit Kriegsbeginn wurden 178 Menschen registriert, darunter 69 Kinder und Jugendliche. In stadteigenen Unterkünfte kamen 17 Personen unter, in solchen, die von der Kommune angemietet wurden 55 Personen und 47 nutzten selbst angemieteten Wohnraum. Container, Zelte oder Turnhallen wurden in Lichtenau bisher nicht benötigt. Besteht ein Leistungsanspruch nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, erhält die Kommune pro Monat eine Pauschale des Landes nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz in Höhe von 850 Euro. Große Bedeutung bei der Suche nach Unterbringungsplätzen habe die Erreichbarkeit von Kita, Schule, Arbeit, Sprachkurs und Co. Das Fazit: Die Unterbringung sei bisher &bdquo;geglückt“. Künftig werde der verfügbare Wohnraum jedoch knapper. Die Integration wäre ohne den Einsatz der Ehrenamtler, zum Beispiel in der Flüchtlingshilfe Lichtenau oder dem Begegnungszentrum &bdquo;Café mittendrin“ im Altenautal &bdquo;nicht leistbar“. Die Stadt hofft, &bdquo;dass dieses Engagement aufrechterhalten werden kann“. Paderborn Die Kreisstadt hat 1.804 ukrainische Vertriebene registriert und untergebracht. Der Großteil lebt in privaten Wohnungen. Die Stadt hat in eigenen Einrichtungen (etwa 100 angemietete Objekte und solche im Eigentum der Stadt) 694 Geflüchtete untergebracht, davon ungefähr die Hälfte aus der Ukraine. Die Aufnahmekapazitäten seien zu 75 Prozent ausgeschöpft. Aktuell steigen die Zahlen wieder an. Im Jahr 2022 hat Paderborn für die Unterbringung und Betreuung von Geflüchteten etwa 3,6 Millionen Euro aus eigenen Mitteln aufgebracht – ohne Kosten für zusätzliche Kita-Plätze und Schulplätze. Vorteil bei der Integration der Geflüchteten sei, dass die Menschen Kontakte zu seit längerem in Paderborn lebenden Ukrainern nutzen könnten. Auch deshalb gelinge die Vermittlung in Jobs vergleichsweise schnell. Salzkotten Die ersten Geflüchteten wurden in Salzkotten am 9. März, also gut zwei Wochen nach Kriegsausbruch, registriert. Seitdem hat die Stadt 532 Menschen aufgenommen. Verzogen sind innerhalb der zwölf Monate 205 ukrainische Flüchtlinge, 327 sind aktuell gemeldet. Die Stadt würde sich eine durch den Bund finanzierte Krankenversicherung wünschen. Zurzeit seien die Aufnahmeverpflichtungen gering. Die Stadt sieht sich gut vorbereitet, wenn weitere Flüchtlinge zugewiesen werden.

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