Immer mehr Einbrüche: Die Kriminalitätsrate im Kreis Paderborn steigt

Kreis Paderborn. Die Gesamtkriminalität ist erneut gestiegen. 18.145 Fälle hatte die Polizei im Jahr 2022 auf dem Tisch. Dabei fällt auf, dass die Zahlen von Wohnungseinbrüchen nach oben schnellen. Gleichzeitig sinken Vermögens- und Fälschungsdelikte. Diese Ergebnisse präsentiert die Kreispolizeibehörde in ihrer jährlichen Kriminalstatistik. Stolz ist Behördenleiter und Landrat Christoph Rüther auf die Aufklärungsquote von 57 Prozent im Kreis Paderborn. Diese ist zwar im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent gesunken, liege aber immer noch über dem nordrhein-westfälischen Landesschnitt. Wohnungseinbrüche Nach dem Corona-Tief in puncto Wohnungseinbrüche zeigt die Tendenz der Fallzahlen wieder nach oben. 291 Wohnungseinbrüche registrierte die Polizei im vergangenen Jahr, 73 davon wurden aufgeklärt. 2021 waren es 204 Wohnungseinbrüche, von denen 62 aufgeklärt wurden. Die heimische Aufklärungsquote stehe im Vergleich gut dar, denn sie liege im Land NRW durchschnittlich bei 14 Prozent, konstatiert Kriminaldirektorin Verena Mertens. Bei Wohnungseinbrüchen habe es die Polizei oft mit "reisenden Tätern" zu tun, was die Ermittlungen erschwere. Eigentumsdelikte Die Zahl der Eigentumsdelikte ist deutlich gestiegen, berichtet Mertens. Zu dieser Rubrik gehören: Diebstähle aus Autos, Fahrrad-, Taschen- und Autodiebstähle sowie Ladendiebstähle und sogenannte Wohnungseinbruchdiebstähle. Um rund 42 Prozent gestiegen sind die Fälle von Diebstählen aus Fahrzeugen (790 Fälle im Jahr 2022) im Vergleich zum Vorjahr. Ebenfalls nach oben zeigen die Zahlen der Fahrraddiebstähle, sie liegen bei 1.145 im Kreis Paderborn. "Es sind beliebte Delikte, denn Fahrräder und E-Bikes werden immer teurer", erklärt sich Mertens diesen Trend. Rohheitsdelikte Unter anderem Körperverletzung, Raub und Freiheitsberaubung gehören zu den sogenannten Rohheitsdelikten. Die einfachen Körperverletzungen sind im vergangenen Jahr um 25 Prozent gestiegen und zählen 1.547 Fälle. Auch die Zahlen der gefährlichen und schweren Körperverletzung steigen von 417 auf 562. Die Straftaten gegen die persönliche Freiheit (dazu zählen Nötigung, Bedrohung und Nachstellung) klettern von 714 auf 825 im vergangenen Jahr. Fälle von Raub und räuberischer Erpressung sind um 46 Prozent gestiegen. Vermögens- und Fälschungsdelikte In dem Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte kann die Kreispolizeibehörde Rückgänge verzeichnen. So beispielsweise beim sogenannten Erschleichen von Leistungen, was laut Mertens fast ausschließlich Schwarzfahren umfasst. Doch die Kriminaldirektorin geht nicht davon aus, dass mehr Fahrgäste Tickets gekauft haben: "Wahrscheinlich gab es weniger Kontrollen." Ebenfalls deutlich gesunken sind die Urkundenfälschungen von 384 (2021) auf 247 (2022). Als Grund nennt Mertens den Rückgang von gefälschten Attesten und Impfausweisen. Gestiegen sind hingegen die Fallzahlen, die sich hinter der Abkürzung "SÄM-ÜT" verbergen. Sie steht für "Straftaten zum Nachteil älterer Menschen mit überregionaler Tatbegehung". Dazu zählt der Enkeltrick. In diesem Bereich sind die Fälle von sechs auf 35 gestiegen. Erstmals ausgewiesen sind auch die SÄM-ÜT-Auslandsstraftaten: Sie sind von 101 Fällen im Jahr 2021 auf 135 Fälle im Jahr 2022 gestiegen. Sexualdelikte Die Zahl der Sexualdelikte ist - wenn auch nur leicht - erneut gestiegen und zählte im vergangenen Jahr 478 Fälle (2021 waren es 474). Damit hat sich die Zahl der Sexualdelikte im Vergleich zum Jahr 2019 verdoppelt. Die Rubrik im Detail: Angezeigt wurden 54 Vergewaltigungen, 2021 waren es 43. Die Zahl der sexuellen Belästigungen steigt im Vergleich zum Vorjahr um 23 Fälle auf insgesamt 75. In den vergangenen Jahren entwickelte sich der Bereich "Verbreiten pornografischer Schriften" auffällig und stieg stark. Das hat sich geändert, doch die Zahlen bleiben im Vergleich zu den anderen Delikten hoch. 208 Fälle wurden hier angezeigt, im Jahr 2021 waren es noch 242. Häufig handele es sich beim "Verbreiten pornografischer Schriften" um kinderpornografische Bilder, die beispielsweise via Whatsapp-Gruppen verbreitet werden. Rauschgiftdelikte Die Zahl der Rauschgiftdelikte ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken und wird 2022 mit 1.092 Fällen beziffert (2021: 1.150). Tatverdächtige Von den 7.364 Tatverdächtigen waren im vergangenen Jahr 77 Prozent männlich. 72 Prozent aller Tatverdächtigen waren Deutsche. "Man kann also festhalten, dass nur ein geringer Anteil der Straftaten von Ausländern verübt wird", so Mertens. 306 Kinder haben im vergangenen Jahr im Kreis Paderborn eine Straftat begangen, 775 Jugendliche und 722 Heranwachsende. 5.581 Tatverdächtige waren älter als 21 Jahre. Neue Kampagne Durch den Enkeltrick oder Maschen wie "falsche Polizeibeamte" haben schon zahlreiche Menschen im Kreis Paderborn Geld verloren. Das hat die Kreispolizeibehörde als Anlass genommen, um eine eigene Kampagne dagegen zu starten. Unter dem Motto "Am Telefon geschockt? Auflegen!“ soll die Zielgruppe der betroffenen Seniorinnen und Senioren mit einfachen Botschaften angesprochen und vor Betrugsmaschen gewarnt werden, berichtet Polizeisprecherin Corinna Koptik. Für die Kampagne wird auf Flyern, Plakaten, Postkarten und Videos geworben, auf allen sind Paderborner Gesichter zu sehen. Ein zweiter Teil der Kampagne nimmt die Zielgruppe der Angehörigen in den Fokus. Ihnen fällt laut Koptik die Aufgabe zu, ihre älteren Familienmitglieder und Freunde vor dem Betrug am Telefon zu warnen. Der zweite Teil der Kampagne steht unter dem Motto "Achtung! Erbe in Gefahr!"

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