Gewölbekeller erfordern neue Planung fürs Paderborner Stadthaus

Paderborn. Die Planungen des neuen Stadthauses am Paderborner Marienplatz gehen in die nächste Phase. Im Betriebsausschuss Gebäudemanagement präsentierte Martin Behet vom Münsteraner Architekturbüro Behet Bondzio Lin den aktuellen Zwischenstand. Aus den Ergebnissen des Projektausschusses ergeben sich Änderungen bei der Neubauplanung. Aus historischen Untersuchungen und der Entdeckung von Kellergewölben ergeben sich deutliche Anpassungen beim Heisingschen Haus und dem benachbarten Marienplatz 2a. Besonders hinsichtlich des Kostenrahmens zeigten sich die Ausschussmitglieder skeptisch. Stadthaus-Neubau Neben gestalterischen Aspekten, wie etwa der weiteren Fassadenplanung, gehe es nun darum, die Struktur im Gebäudeinneren darzustellen. So soll es eine Trennung zwischen öffentlichen und verwaltungsinternen Bereichen geben, stellte Martin Behet eine Anpassung des laufenden Prozesses vor. Dieser Wunsch habe sich aus den Erfahrungen der Pandemie ergeben. Zum öffentlichen Bereich gehört neben der Haupteingangsebene am Marienplatz ein Eingang vom Abdinghof. Durch die unterschiedlichen Bodenniveaus zwischen den beiden Bereichen sollen diese Geschossebenen durch eine zentrale Treppe zusammengeführt werden. Atriumartig schließen sich dann die weiteren Ebenen an. Neben den Servicebereichen sollen in einer Etage Büros entstehen, die flexibel für Termine zwischen Bürgern und Verwaltung genutzt werden können. Seinen Abschluss findet der öffentlich zugängliche Bereich mit einer Dachterrasse. Mit zwei Aussichtspunkten sollen sich von dort jeweils neue Perspektiven auf den Marienplatz und das Paderquellgebiet eröffnen. In den obersten Etagen sollen reine Verwaltungsebenen entstehen. Diese sollen wie die anderen internen Bereiche über einen rückwärtigen Mitarbeitereingang verbunden werden. Der separate Zugang und die Gestaltung sollen perspektivisch bei den oberen Ebenen eine Vermietung an Dritte ermöglichen. Die Fahrzeuge der Verwaltung sollen in einer Tiefgarage Platz finden. Für Fahrräder wird es einen zentralen Bereich geben, der vom Marienplatz erreichbar sein soll. Zudem soll es ein öffentliches Café geben. Durch eine Platzierung rechts des Haupteingangs soll dann ein Betrieb der Außengastronomie am Marienplatz weiterhin ermöglicht werden. Heisingsches Haus Für die beiden Gebäude Heisingsches Haus und Marienplatz 2a am Marienplatz gibt es keine ursprünglichen Pläne mehr, erläuterte Behets Mitarbeiterin Jana Schwalb. Aus Archivfotos und alten Katasterkarten rekonstruierten die Architekten die Baugeschichte der Häuser. Dabei stellte sich heraus, dass das Heisingsche Haus ursprünglich doppelt so groß war wie der jetzige Bau. Davon zeugten Kellerfundamente, die deutlich weiter in das Grundstück reichen, sie stehen wie die Weserrenaissance-Fassade unter Denkmalschutz. Geplant werde nun, einen Neubau-Körper hinter der Fassade und über den Fundamenten zu errichten. Neben der Sichtbarmachung der geschützten Bausubstanz soll im Inneren der Charakter eines historischen Längsdielenhauses widergespiegelt werden. Dazu zählt ein hohes Erdgeschoss, in dem die Tourist-Information einziehen soll. Galerieartig sollen dann die Büros der Mitarbeiter Platz finden. Im 2. Obergeschoss soll durch einen Besprechungsraum an einen historisch belegten repräsentativen Raum angeknüpft werden. In den weiteren Etagen sollen Verwaltungsbüros Platz finden, so auch im Dachgeschoss, wo die ursprüngliche Speicherstruktur zur Geltung kommen soll. Beim bestehenden Gewölbekeller im vorderen Bereich werde geprüft, ob eine Nutzung als Veranstaltungsraum für bis zu 50 Personen möglich sein könnte. Die Verlängerung des Heisingschen Hauses soll von Außen eine klare Designlinie zeigen und rückwärtig an den Neubau des Stadthauses angeschlossen werden. Marienplatz 2a Das Gebäude am Marienplatz 2a, wo bislang die Tourist-Information und das Ticket-Center untergebracht waren und ein Durchgang zum Einwohnermeldeamt besteht, soll als reines Verwaltungsgebäude erhalten bleiben. Die rückliegenden Anbauten werden zugunsten der Verlängerung des Nachbarhauses und eines Innenhofs abgerissen. Im Rahmen der Gestaltung der Innenarchitektur wollen die Planer die bestehenden Art-déco-Elemente, beispielsweise Terrazzoböden und Treppenaufgänge, zur Geltung bringen. Mit Fingerspitzengefühl solle die Geschichte des in den späten 1920er-Jahren entstandenen Gebäudes so sichtbar gemacht werden, so Schwalb. Wie steht es um die Kosten? Durch die Eingangstreppe am Marienplatz sah Gustav-Adolf Westphal (FDP) Probleme. Durch die Treppe würde der Platz für Fußgänger zu sehr eingeschränkt und ein Gefahrenpunkt durch die vorbeifahrenden Linienbussen. Durch die Zurücksetzung der Fassade zugunsten des Erhalts des Marienplatzes sei auch mit der Treppe genug Platz vorhanden, beruhigte Martin Behet. Mit Blick auf die Anpassungen in den Teilbereichen Neubau und bei den historischen Gebäuden am Marienplatz zeigten sich einige Ratsmitglieder skeptisch. Insbesondere gab es Bedenken hinsichtlich der Kostenentwicklung durch die neuen Planungen. Die Verwaltung plane ein "Traumschloss", warnte Constance Montino (FÜR Paderborn) mit Blick auf die Anpassungen beim Neubau. "Hat ein Bauherr Sonderwünsche, dann steigt der Preis", fasste Markus Mertens (CDU) seinen Eindruck zusammen. Er frage sich, ob Bestandteile des Projekts oder zusätzliche Elemente präsentiert worden seien und wie sich diese auf die Kosten auswirkten. Mit der Verlängerung des Heisingschen Hauses verschiebe sich das Bauvolumen, erläuterte Architekt Behet, da der ursprünglich geplante Neubauteil aus Denkmalschutzgründen nicht in die Kellergewölbe ragen könne. Dies ergebe sich auch aus den unterschiedlichen Bodenniveaus. Sören Lühr, Betriebsleiter des städtischen Gebäudemanagements, verwies auf den laufenden Planungsprozess. Dieser sei die Weiterentwicklung des Wettbewerbsentwurfs inklusive der Reaktion auf den Denkmalschutz. Zur Kostenfrage nannte er eine "Budget-Klammer", die die betreffenden Bereiche umfasse. Das Volumen für die Gesamtarbeiten am Marienplatz und der Sanierung der Gebäude am Abdinghof war bislang auf 66,9 Millionen Euro taxiert worden. Eine aktuelle Kostenschätzung für das Großprojekt Stadthaus soll im Februar vorgestellt werden.

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