Trotz Krise: Arbeitsmarkt im Kreis Paderborn bleibt robust

Kreis Paderborn. Der Arbeitsmarkt im Kreis Paderborn hat das vergangene Krisenjahr 2022 robust überstanden, sagt Agenturleiter Heinz Thiele. Der Fachkräftemangel wird die Unternehmen auch in den nächsten Jahren noch weiter beschäftigen. Jahresbilanz Im Vergleich zum Vorjahr zeigte sich am Arbeitsmarkt 2022 eine leichte Verbesserung. Im Jahresdurchschnitt waren 8.600 Menschen im Kreis Paderborn arbeitslos und damit 6,6 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Die Arbeitslosenquote sank im Jahresdurchschnitt von 5,3 Prozent auf 4,9 Prozent. "Viele Menschen, die während der Pandemie ihren Job verloren haben, konnten wieder eine Arbeit aufnehmen, wenn auch zum Teil in anderen Berufen. Der Krieg und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Folgen haben den Arbeitsmarkt aber vor neue Herausforderungen gestellt. "Die Ausländer-Arbeitslosigkeit ist im Durchschnitt im Vergleich zu 2021 gestiegen – was hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, dass die geflüchteten Menschen aus der Ukraine im Juni in die Betreuung der Jobcenter aufgenommen wurde", erklärt Thiele. Dennoch kann er mit Blick auf die Entwicklung im vergangenen Jahr auch mit Überzeugung sagen: "Unser lokaler Arbeitsmarkt hat sich im Hinblick auf die Vielfalt an Herausforderungen als sehr robust erwiesen." Das zeige sich auch in den Zahlen: Ist die Arbeitslosigkeit zwar im Dezember 2022 saisontypisch höher als noch 2021, so liege sie aber weit unter dem Wert von 2020. Gleichzeitig gehen die neuen Stellenmeldungen zurück, was laut Thiele auf eine gewisse Unsicherheit der Unternehmen hindeute. "Auch die Arbeitgeber wissen nicht, was auf sie zukomme und welche Auswirkungen Sanktionen, aber auch die Energiekrise für ihren Betrieb haben werden und planen deshalb konservativ". Der Zugang von Stellenmeldungen bei dem Arbeitgeberservice ist gesunken: In der Jahressumme wurden 6.661 Stellen gemeldet, 742 weniger als 2021. Der Bestand an offenen Stellen lag im Durchschnitt bei 3.477, im Jahr 2021 waren es mit 2.680 Stellen 797 weniger. Auch die Anzahl der Langzeitarbeitslosen ist gesunken: im vergangenen Jahr gab es mit 3.295 Personen 484 weniger Langzeitarbeitslose als 2021. Beschäftigung Die Zahl der Menschen, die einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen, ist 2022 gestiegen. Die größte Steigerung verzeichnen die Branchen Verkehr und Lagerei, gefolgt von Erziehung und Unterricht sowie Information und Kommunikation. Auch bei den geringfügig entlohnten Beschäftigten ist der Wert im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen, befindet sich aber weiterhin unter dem "Vor-Corona-Niveau". Kurzarbeit Im Februar 2022 wurden von Unternehmen aus dem Kreis Paderborn 103 Anzeigen über Kurzarbeit eingereicht. In dem Verlauf der Sommermonate sind die Anzeigen auf Kurzarbeit stark gesunken, seit Herbst ist jedoch eine leicht steigende Tendenz zu beobachten. Fachkräftemangel Die größte Herausforderung bleibt laut Thiele der Fachkräftemangel. Hier bedarf es, im Hinblick auf die noch kommenden geburtenstarken Jahrgänge, die in den Ruhestand gehen, auf Jahre große Anstrengung, um bei diesem Problem gegenzusteuern. "Der demografische und strukturelle Wandel vollzieht sich auch in den Krisenzeiten. Wer den Fachkräftemangel jetzt aus den Augen verliert, wird in wenigen Jahren die Konsequenzen zu spüren bekommen", warnt Thiele. Schon jetzt könne man das gut erkennen. Der Stellenbestand sei im Jahresdurchschnitt, trotz weniger neuen Stellenmeldungen, gestiegen. Durchschnittlich circa 57 Prozent aller offenen Stellen waren im vergangenen Jahr Fachkräftestellen. Rechne man die höheren Anforderungsniveaus dazu, komme man insgesamt sogar auf 76 Prozent. Der Bedarf sei riesig, und das Angebot bei weitem nicht ausreichend, resümiert Thiele. Ausblick Thiele bleibt dennoch optimistisch, dass sich der Arbeitsmarkt im Kreis Paderborn stabil entwickeln wird. "Der Ukraine-Krieg wird sicherlich weiterhin den Arbeitsmarkt in Deutschland und auch vor Ort beeinflussen." Aktuell gehe er aber davon aus, dass diese Auswirkungen nicht so stark sein werden wie in der Corona-Pandemie. Mit Gewissheit sagen lasse sich das jedoch nicht. Bei einem anderen Punkt ist er sicher: "Der Fachkräftemangel wird nicht auf das Ende der aktuellen Krisen warten. Er wird weiter voranschreiten, ungeachtet anderer Faktoren". Deshalb empfehle er allen Unternehmen, am Ball zu bleiben und die Rekrutierung von Fachkräften sowie die Sicherung des vorhandenen Personals nicht aus den Augen zu verlieren. Auch die Agentur möchte das Thema Fachkräftemangel nicht vernachlässigen: "Förder- und Qualifizierungsmöglichkeiten stehen bereit. Zeitgleich sind wir mit dem Instrument der Kurzarbeit weiterhin in der Lage, Arbeitsplätze, wo nötig, zu sichern."

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