Vier Tote: L755 ist jetzt eine der gefährlichsten Straßen im Kreis Paderborn

Kreis Paderborn. Drei Unfälle mit vier Todesopfern auf derselben Strecke: Die L755 ragt aus der Unfall-Statistik 2022 des Kreises Paderborn heraus als einzige Straße, auf der sich gleich mehrere tödliche Unglücke ereigneten. Das hat Folgen: Der betroffene Streckenabschnitt zwischen Altenbeken und Neuenbeken gilt für die Polizei jetzt als eine der "Worst Roads" im Kreisgebiet. Die Landstraße 755 gehöre nun zu den unfallträchtigsten Straßen im Raum Paderborn, sagt Polizeisprecher Michael Biermann auf "NW"-Anfrage. Zwar seien die drei Unfälle an unterschiedlichen Orten passiert und hätten verschiedene Ursachen gehabt. Trotzdem werde die Unfallkommission den Teilbereich zwischen Neuenbeken und Altenbeken noch einmal beleuchten. Unter den "Worst Roads" sind die gefährlichsten Unfallschwerpunkte im Kreis Paderborn zusammengefasst, auf denen sich in einem Zeitraum von fünf Jahren mehr als die Hälfte der schweren und tödlichen Unfälle im Kreisgebiet ereignet haben. Zuletzt umfasste diese Liste 13 Bundes- und Landesstraßen. Was die L755 betrifft, betont Biermann, dass die dortigen Unfälle des vergangenen Jahres "nicht auf den Verkehrsraum" zurückzuführen seien. Tatsächlich zeigt der Blick in die Unfallberichte, dass es drei verschiedene Ursachen gab: Im Januar kollidierten zwei Autos auf schneeglatter Straße, ein 19-Jähriger sowie ein 2-jähriges Mädchen kamen ums Leben. Im August starb ein 60-jähriger Motorradfahrer, nachdem er bei einem Alleinunfall vor einen Baum geprallt war, während im Oktober ein 46-jähriger Autofahrer auf die Gegenfahrbahn geriet und mit einem Sattelzug kollidierte. Der Autofahrer starb noch an der Unfallstelle. Insgesamt 16 Tote Die vier Verunglückten auf der L755 machen ein Viertel aller Verkehrstoten des Jahres 2022 im Paderborner Kreisgebiet aus. Insgesamt kamen auf den Straßen und Autobahnen 16 Menschen ums Leben (10 davon in der ersten Jahreshälfte), wie eine Auswertung der Daten durch die "Neue Westfälische" ergeben hat. Neben den genannten Unfällen fallen noch zwei weitere besonders auf. So wurde im August der erste tödliche Unfall mit einem E-Scooter seit Einführung der Miet-Roller in Paderborn verzeichnet. Eine 32-Jährige war nach einem Sturz mit ihrem ungeschützten Kopf aufgeschlagen und später an einem Schädel-Hirn-Trauma gestorben. Noch nicht endgültig geklärt ist derweil der Tod eines 31-jährigen Mannes bei Salzkotten. Er war im September während einer Raucherpause am Ortsrand von seinem 52-jährigen Begleiter überfahren worden. Tragisches Unfallgeschehen oder Totschlag? Die Ermittlungen werden voraussichtlich noch bis mindestens Ende Januar dauern, sagt der zuständige Staatsanwalt Kai Waschkies auf "NW"-Anfrage. Nicht in der offiziellen Statistik Aufgrund des laufenden Verfahrens taucht dieser Todesfall nicht in der offiziellen Polizei-Statistik auf, genauso wenig wie der Ende November bei Hövelhof aufgrund eines internistischen Notfalls gestorbene Radfahrer. Da die Autobahnen, auf denen es 2022 zwei Unfallopfer gegeben hatte, nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fällt, kommt die Paderborner Kreispolizei für das Jahr 2022 auf zwölf Tote. "Geschwindigkeit bleibt die Hauptursache für Unfälle", bilanziert Sprecher Michael Biermann. Dies gelte vor allem außerorts, wo am meisten passiere und zudem die schlimmsten Folgen zu beklagen seien. Diese Einschätzung wird durch den Blick in die Unfalldaten untermauert: Bis auf den tödlichen E-Scooter-Sturz ereignete sich keiner der tödlichen Unfälle in geschlossenen Ortschaften. Beim überwiegenden Teil handelte es sich um Alleinunfälle, dazu kommen ein Auffahrunfall auf der Autobahn sowie vier Kollisionen. Fast alle Unfälle ereigneten sich tagsüber, lediglich zwei wurden in der Nacht verzeichnet. Die meisten Toten (vier) gab es im Januar, im Mai, Juni, August und November starben jeweils zwei Menschen, im Februar, April, Juli und Dezember dagegen niemand. Viele junge Todesopfer Elf der Toten waren männlich, fünf weiblich, davon ein Kind. Das zweijährige Mädchen war das mit Abstand jüngste Todesopfer, allerdings ist auffällig, dass insgesamt sieben der Verstorbenen unter 30 Jahre alt waren. Die meisten Unfallopfer waren Autofahrer (sieben) und Bei- beziehungsweise Mitfahrer (drei). Dazu kommen zwei Radfahrer, zwei Krad- beziehungsweise Motorradfahrer sowie eine E-Scooter-Fahrerin. Ein Fußgänger ist im Gegensatz zu den Vorjahren nicht unter den Toten, da der überfahrene Mann bei Salzkotten nicht mitgezählt wird. Mit insgesamt 16 Toten liegt das abgelaufene Jahr in der Mitte der drei "Corona-Jahre": 2021 waren noch 20 Menschen auf den Straßen gestorben, 2020 waren es 12 gewesen. Die Polizei will die Zahl weiter reduzieren: "Unser Ziel ist es, Unfälle mit schweren Folgen effektiv zu bekämpfen", sagt Sprecher Michael Biermann.

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