"Es ist unbegreiflich": Konsequenzen nach Böller-Angriff im Kreis Paderborn gefordert

Kreis Paderborn. Tätliche Angriffe mit Böllerwürfen auf zwei Einsatzkräfte der Feuerwehr Büren in der Silvesternacht haben auch im Kreis Paderborn die Diskussion über ein komplettes Kracherverbot zum Jahreswechsel befeuert. Denn bereits seit längerer Zeit sehen sich die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst in ihrer täglichen Arbeit Beleidigungen, Beschimpfungen und sogar tätlichen Angriffen ausgesetzt. Unter dieser Entwicklung hatten bislang nur Einsatzkräfte der Polizei zu leiden. Die Böllerwürfe von Büren waren an Silvester keine Ausnahmefälle. Allein in Berlin gab es 38 dokumentierte Angriffe auf Einsatzkräfte, bei denen 15 Feuerwehrleute verletzt wurden. Auch in Steinhagen im Nachbarkreis Gütersloh wurden drei Feuerwehrleute im Einsatz mit Böllern beworfen. In der Diskussion ist die Ausstattung von Feuerwehrfahrzeugen mit sogenannten Dashcams, um Vorfälle zu dokumentieren und Tatverdächtige zu identifizieren. Auch der Einsatz von Bodycams für einen Teil der Einsatzkräfte wird in Feuerwehrkreisen diskutiert. Ob Büren oder Berlin: Michael Stork, Leiter der Bürener Feuerwehr, spricht von einem riesengroßen Unverständnis. &bdquo;Es ist unbegreiflich, wie man so etwas macht.“ Er gehe zwar nicht davon aus, dass hier eine Dimension wie in Berlin erreicht werde. &bdquo;Ich hätte aber auch nicht damit gerechnet, dass mir so etwas in Büren passiert.“ Stork ist einer der beiden Feuerwehrmänner, denen beim Löschen einer durch Pyrotechnik in Brand geratenen Hecke von einem alkoholisierten 19-Jährigen aus Büren und einem noch unbekannten Mittäter Kanonenschläge vor die Füße geworfen wurden. Wie sein Kollege habe er durch das Knalltrauma ein lautes Rauschen im Ohr. Immer weniger Respekt gegenüber Einsatzkräften Ein Strafverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung wurde eingeleitet. &bdquo;Wir haben großes Interesse daran, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden“, sagt Stork. Zugleich sagt er mit Blick auf das teils geforderte Böllerverbot: &bdquo;Man sollte den Menschen auch nicht alles wegnehmen.“ Eigentlich sei er gegen grundsätzliche Verbote wie das fürs Böllern – doch es komme auf die Qualität an. Auch er erkenne die Tendenz, dass Einsatzkräften immer weniger Respekt entgegengebracht werde. Auch wenn in Paderborn es einen Fall wie in Büren nicht gegeben habe. &bdquo;Es ist eine Entwicklung, die wir mit Sorge betrachten“, sagt Thomas Lappe, diensthabender Einsatzleiter der Feuerwehr Paderborn, zu dem Übergriff im Kreisgebiet. &bdquo;Es kann nicht sein, dass man als Rettungskraft um die körperliche Unversehrtheit bangen muss.“ Das Thema und die Diskussion um ein Böllerverbot sei an den Paderborner Kollegen nicht spurlos vorbei gegangen. &bdquo;Ich gehe davon aus, dass das politisch und in den Verbänden ein Thema sein wird.“ Er persönlich sei für Teil- oder Komplettverbote, wenn das Feuerwerk nicht dem eigentlich rituellen Ziel diene, das neue Jahr zu begrüßen. Stattdessen würden zum Teil durch groß fahrlässiges Handeln oder gar mit Vorsatz Zerstörungen oder Verletzungen in Kauf genommen. Ist die Umweltbelastung noch zumutbar? Kreisbrandmeister Elmar Keuter, Vorsitzender des Verbandes der Feuerwehren im Kreis Paderborn, der mehr als 3.000 aktive Feuerwehrleute vertritt, hat eine klare Einstellung zur Gewalt gegen Feuerwehrleute: &bdquo;Wenn Einsatzkräfte durch gezielte Böllerwürfe zu Schaden kommen, müssen die Werfer mit aller Härte zur Rechenschaft gezogen werden“. Außerdem fordert er ein Votum der Politik, ob solche Pyrotechnik in Zukunft noch frei verkauft werden soll. Keinerlei Verständnis hat Keuter zu Diebstählen aus Fahrzeugen oder deren Blockade: &bdquo;Der Auftrag der Feuerwehr ist die Rettung von Menschenleben. Wer das nicht versteht, hat unsere Grundordnung nicht verstanden“. Ferner ist Keuter skeptisch, ob die Umweltbelastung durch die zusätzlichen Feinstaubeinträge noch zumutbar sei. &bdquo;Eigentlich müssten wir der Umwelt zuliebe das Feuerwerk in der Silvesternacht sein lassen. Der Deutsche Feuerwehrverband fordert ebenfalls ein hartes Durchgreifen bei Angriffen auf Einsatzkräfte. &bdquo;Der Staat muss dafür Sorge tragen, dass Feuerwehren, aber auch Rettungsdienste und Polizei als Vertreter des Staates nicht ohne harte Strafen angegriffen werden“, erklärt Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes. Härtere Strafen seien nicht notwendig, wohl aber eine konsequente Anwendung vorhandener Bestimmungen. Banse beklagt auch die zunehmende Respektlosigkeit gegenüber Einsatzkräften. &bdquo;Der Respekt gegenüber denjenigen, die anderen helfen, der sollte wieder größer werden.“ Das sei nicht zuletzt wichtig für die Motivation ehrenamtlicher Kräfte. Kein Ende der Böllerei ohne ein Verkaufsverbot Auf &bdquo;NW“-Anfrage erklärt Jens Reinhardt, Sprecher der Stadt Paderborn, dass es zu einem generellen Feuerwerksverbot von der Stadt Paderborn derzeit keine entsprechenden Überlegungen gebe. &bdquo;Dazu müsste auch erst einmal analysiert werden, ob eine entsprechende Gefahrenlage durch Angriffe auf Rettungskräfte in Paderborn überhaupt gegeben ist. Außerdem müsste ein solches Verbot dann auch durchgesetzt werden, was ohne die Polizei überhaupt nicht möglich wäre.“ Deshalb müssten auch dort zunächst Gespräche geführt werden. Aus Sicht des Ordnungsamtes sei ein generelles Verbot ohne ein gleichzeitiges Verkaufsverbot von Feuerwerk nicht umsetzbar.

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