Padermahlzeit: Wie bedürftigen Menschen in Paderborn geholfen wird

Paderborn. Im Schnitt nutzen 120 bis 150 Menschen die Gelegenheit, in dem Gasthaus Padermahlzeit an der Heierstraße kostenlos zu essen und zu trinken. Zum Monatsende gibt es einen größeren Andrang. Insgesamt kommen immer mehr Bedürftige zur Essensausgabe ins Gasthaus der Padermahlzeit - und das aus ganz unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Unter ihnen sind nicht nur Wohnungslose, Alkohol- und Drogenabhängige, für die die Einrichtung vornehmlich geschaffen worden war, sondern auch zunehmend Rentnerinnen und Rentner, Studierende oder Geflüchtete. Der Verein "Unser Hochstift rückt zusammen" folge keiner Bedürftigkeitsprüfung, erklärt Vorsitzender Andreas Weber. "Wer in die Padermahlzeit kommt, ist unser Gast. In diesen Räumen, da soll man sich wohlfühlen", betont er. Es gebe allerdings auch Regeln, die zu beachten sind. "Natürlich können sich unsere Gäste nicht alles erlauben, wer Ärger macht, der fliegt raus", macht Weber eine deutliche Ansage. Umzug in ehemalige Kneipe "Pflaumenbaum" ein Erfolg Bisher stand regelmäßig ein Foodtruck auf dem kleinen Domplatz, der Obdachlose und Drogenabhängige mit einer warmen Mahlzeit versorgte. Den Umzug in die Räumlichkeiten der ehemaligen Kneipe "Pflaumenbaum" hält er für eine Erfolgsgeschichte. Die anfängliche Befürchtung bei Anwohnern, hier könne ein sozialer Brennpunkt entstehen, habe sich nicht bewahrheitet. Drei Mal habe die Polizei anrücken müssen, weil es zu Streitigkeiten gekommen sei. Als der Foodtruck auf der Rückseite des Doms gestanden habe, sei Sicherheitspersonal aus der Szene organisiert worden, erzählt Weber. Für den Betrieb im Gasthaus habe man darauf verzichtet. Mit 80 Essen fing es im April 2020 an, im November 2020 wurde die Getränkeausgabe in das Gebäude an der Heiersstraße verlegt und im Februar 2021 auch die Essensausgabe, erzählt Weber. Am Mittwoch, Freitag und Samstag von 16 bis 18 Uhr gibt es Heißgetränke und Backwaren. Mittagessen wird Dienstag, Donnerstag und Sonntag von 12 bis 14 Uhr ausgeschenkt. Zusätzlich wird mehrmals die Woche von 9 bis 11 Uhr ein Frühstück angeboten. Mittlerweile versorgen die Beteiligten etwa 120 bis 150 Personen die Woche. Eine Frau rechnete Weber vor, wenn sie hier esse, könne sie im Monat bis zu 300 Euro sparen. Am Monatsanfang, wenn die Menschen Geld erhalten haben, kommen weniger als zur Monatsmitte. Spätestens ab dem 20. des Monats gebe es einen größeren Andrang, so Weber. Das "Jugendhaus Salesianum", "Unser Hochstift rückt zusammen", der "SKM-Katholische Verein für soziale Dienste", die "Schwestern der Christlichen Liebe", die Barmherzigen Schwestern und ein dutzend ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen machen sich für "die Brüder und Schwester auf der Straße" stark. Mangelnder Wohnraum in Paderborn Mit Corona habe sich die Anzahl der hilfebedürftigen Menschen verstärkt, stellt Joachim Veenhof, vom Verein für soziale Dienste fest. "Es werden fast täglich mehr." Dabei erkennt er beispielsweise den mangelnden Wohnraum in Paderborn als einen der Gründe an. "Kein Wohnraum zu finden, ist immer wieder ein großes Thema bei den Menschen, die sich hilfebedürftig melden." Wie bei Claudia, die seit 2019 in Paderborn lebt und nach einem Wasserschaden in ihrer Wohnung auf der Straße landete. Die Suche nach neuem Wohnraum gestaltete sich insbesondere mit Blick auf ihren tierischen Begleiter schwierig. "Viele Vermieter wollten keine Hunde im Haus", berichtet sie von ihrer verzweifelten Suche. Seit vergangenen Monat wohnt sie nun übergangsweise mit ihrem Dackel in einem Tiny-House auf dem Gelände der SKM. "Uns war zunächst ein Anliegen, zu verhindern, dass die Dame mit Hund auf der Straße sitzt", berichtet Veenhof. Das traditionelle Weihnachtsessen, zu dem Veranstalter und ehrenamtliche Mitarbeiter regelmäßig einladen, fand vergangene Woche zum ersten Mal in der Padermahlzeit statt. Auch Claudia war das erste Mal dabei, freute sich auf die Geselligkeit und das warme Essen. Seit Jahrzehnten organisiere die Gruppe für "Brüder und Schwestern auf der Straße" eine Adventsfeier, die ursprünglich im Jugendhaus Salesianum und seit Corona im Dom ausgetragen wurde. Ziel sei es, den bedürftigen Menschen am Rande der Gesellschaft und im besonderen Menschen auf der Straße, ein kleines Weihnachtsfest zu ermöglichen, so Veenhof. Für einige Paderborner eine beschämende Situation Das Menü bestand in diesem Jahr aus Gulasch mit Kartoffeln und Rotkohl und einem kleinen Nachtisch. Zudem habe es kleine Präsente, Tabak, Süßes und Nützliches für die Bedürftigen gegeben. Es gebe aber auch viele Menschen, die die Angebote nicht in Anspruch nehmen. "Einige Gäste schämen sich, dass sie auf diese Alternative angewiesen sind. Wer vor dem Gasthaus in der Schlange steht, der outet sich", verdeutlicht Veenhof die Sorgen der Bedürftigen. Unverzichtbar für Verein und Gasthaus sind dagegen Spenden. "Wir haben noch nie so viele Spenden wie jetzt bekommen", freut sich Veenhof. "Und das sind ganz verschiedene Unterstützer, darunter auch viele Einzelpersonen." Auch Essensspenden, beispielsweise eine frische Suppe, nehmen die Organisatoren gerne entgegen. Dabei sollten Interessierte sich direkt beim Gasthaus oder dem Verein melden, rät der Sozialarbeiter. Denn eine einfache, warme Mahlzeit, kann den hilfsbedürftigen Menschen, besonders in der Winterzeit, eine große Freude bereiten.

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